Polizei : Newsletter Nr. 129, April 2010

 1)   Arbeitsmaterialien für Polizeibeamte
 2)   Seminarreihe zur Polizeiarbeit
 3)   Neue kriminalstatistische Erfassung in Österreich
 4)   CrimeAnalyst 2.0: eine Software zur Kriminalitätsbekämpfung
 5)   Online-Angebot für Kriminologie-Studenten
 6)   Videovorlesung über die Londoner Polizei
 7)   Handreichung der Polizei für Journalisten
 8)   Untersuchung der Korruption in Afghanistan
 9)   Prävention von Homegrown Terrorism
10)  Brazilian Public Security Forum
11)  Sexuelle Gewalt im Jugendstrafvollzug
12)  Jugendgewalt und Entwicklungsarbeit
13)  Verkehrsbeobachtung im Internet
14)  Tagungshinweis: AKIS Versicherheitlichung des Katastrophenschutz
15)  Buchbesprechungen
 
1) Arbeitsmaterialien für Polizeibeamte
Clemens Arzt, Professor im Fachbereich Polizei der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin, stellt vierteljährlich eine Übersicht über polizeirelevante Aufsätze und Gerichtsentscheidungen zusammen. Abgedeckt werden die Bereiche Versammlungsrecht, Polizeirecht, Strafprozessrecht und „Polizei und Straßenverkehr“. Die Übersichten sind als pdf-Dokument kostenlos online verfügbar: http://www.security-service.com/index.php?page=Fundstellen&ide=1,0&content=Fundstellen
 
 
2) Seminarreihe zur Polizeiarbeit
In einer britischen Seminarreihe wurde Fragen nach den Anforderungen und Aufgaben der Polizei nachgegangen. Deutlich wird dabei der Bedeutungswandel, der auf dem Gebiet der Inneren Sicherheit festzustellen ist. Die Polizei soll nicht mehr nur Straftaten verhindern und aufklären, sondern zudem gemeinschaftlich-vernetzend („community building“) tätig sein. Die oft verwendete Kriegs-Metaphorik („Krieg gegen Drogen“ und „Kriminalität bekämpfen“) führt dabei dazu, dass Probleme als Feind wahrgenommen werden, was Polizeiarbeit eher erschwert. Der Seminarbericht weist darauf hin, dass die Polizei eingebunden werden müsse in gesellschaftliche Veränderungen, die auf Menschen beunruhigend wirken können, z.B. die wirtschaftliche Lage oder zunehmende Mobilität und Migration. Die pdf-Version der Veröffentlichung stellt unter anderem die Antworten der an dem Seminar beteiligten Experten auf verschiedenen Kernfragen dar. http://www.esrcsocietytoday.ac.uk/ESRCInfoCentre/Images/ESRC_PP_Policing_stage9_tcm6-35102.pdf
 
 
3) Neue kriminalstatistische Erfassung in Österreich
Mit Wirkung zum 1. Januar 2010 wurde die kriminalstatistische Erfassung in Öster-reich geändert. Die Reform geht im Wesentlichen auf Vorschläge des Institutes für höhere Studien (IHS) und des Institutes für Strafrecht und Kriminologie der Universität Wien zurück. Beide Institutionen wurden vom österreichischen Bundeskriminalamt mit der Erarbeitung eines neuen Konzeptes beauftragt. Eine der zentralen Änderungen besteht darin, dass die Statistik jetzt im Quartalszyklus erstellt wird. Darüber hinaus werden die Angaben zu den Tatverdächtigen deutlich standardisierter erfragt als bisher und schwierig einzuordnende Delikte werden nur noch in zusammenfassender Form erhoben. Hierdurch soll eine bessere Abbildung des tatsächlichen Kriminalitätsgeschehens ermöglicht werden. Eine internationale Vergleichbarkeit der Daten wird durch die Reform allerdings nicht erreicht. Quelle: http://www.bmi.gv.at/cms/SID_Vorarlberg/_news/Aktuelles_BMI.aspx?id=526B5730533445304A48773D&page=1&view=1 Weitere Informationen finden sich im Internet: http://www.vol.at/news/vorarlberg/artikel/neue-kriminalstatistik-mehr-transparenz-und-aussagekraft/cn/news-20100212-11103577
 
 
4) CrimeAnalyst 2.0: eine Software zur Kriminalitätsbekämpfung
Die Environmental Systems Research Institute (ESRI) mit Sitz in Kalifornien (USA), hat eine Software für die Analyse und Bekämpfung von Kriminalität entwickelt. CrimeAnalyst 2.0 ist eine interaktive, intuitiv zu bedienende Software, die es ermög-licht komplexe statistische Daten zu erfassen, diese in Beziehung zueinander zu setzen und daraus Analysen sowie strategische Konzepte zu entwickeln. Die Software soll unter anderem ermöglichen, tagesaktuelle strategische Analysen für die Polizeiarbeit zu erstellen. Dazu können z.B. auf der Basis der angezeigten Straftaten der letzten zwei Wochen aktuelle Trends veranschaulicht werden. So lassen sich besonders belastete Stadtteile und Straßenzüge ermitteln. Diese können detailliert über Satellitenbilder dargestellt werden, um mögliche Ursachen oder Zusammenhänge zu erkennen. Es lässt sich auch nachverfolgen welche Monate, Tage und Uhrzeiten hinsichtlich der jeweiligen Deliktskategorien und der einzelnen Straßenzüge besonders belastet sind. Auf dieser Grundlage können automatisierte Warnungen an betroffene Haushalte und Handlungsempfehlungen erstellt werden. Die Software ermöglicht auch den Austausch von Analysen und Erkenntnissen und wird bereits in einem wachsenden globalen Netzwerk von Polizei-, Sicherheitskräften und Geheimdiensten genutzt. Weitere Anwendungsmöglichkeiten sind auf der Website beschrieben: http://www.esriuk.com/crimeanalyst
 
 
5) Online-Angebot für Kriminologie-Studenten
Das Scottish Centre for Crime and Justice Research unterhält eine Website namens crimestudents.org, die sich an Studierende mit dem Schwerpunkt Kriminologie und Strafrechtspflege richtet. Das englischsprachige Angebot bietet in der Nachrichten-rubrik unter anderem Hinweise auf relevante Studien. Zudem hat der Nutzer die Möglichkeit, sich im Diskussionsforum zu beteiligen. http://www.crimestudents.org
 
 
6) Videovorlesung über die Londoner Polizei
Das Gresham College (http://www.gresham.ac.uk) bietet kostenlose Online-Vorlesungen zu verschiedensten Themen an, die unter der Rubrik „Lectures and Events“ zur Verfügung stehen. In der Vorlesungsserie „Protecting London“, die über die Suchfunktion erreicht werden kann, wird die Arbeit der Londoner Polizei im historischen und heutigen Kontext dargestellt. Gegenstand der Reihe ist unter anderem eine Videovorlesung zum Einsatz von Polizeihubschraubern im Rahmen der täglichen Polizeiarbeit: http://www.gresham.ac.uk/event.asp?PageId=45&EventId=786
 
 
7) Handreichung der Polizei für Journalisten
Die Geschäftsstelle der polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bun-des hat eine Handreichung für Medienvertreter erarbeitet. Das Dokument soll Journalisten Anregungen und Hinweise für eine kriminalpräventive Berichterstattung geben und enthält zahlreiche praktische Tipps zum Thema Kriminalprävention. Die Handreichung steht im Internet zum kostenlosen Download zur Verfügung: http://www.polizei-bera-tung.de/file_service/download/documents/Handbuch_Journalisten+%5B2008_02_14%5D.PDF
 
 
8) Untersuchung der Korruption in Afghanistan
Die Vereinten Nationen haben im Zuge einer Befragung von 7.600 Personen ver-sucht das Ausmaß und die Systematik der Korruption in Afghanistan zu untersuchen. Die Studie, die auf einer Befragung aller Volksgruppen in allen Teilen des Landes basiert, ergab dass innerhalb eines Jahres etwa 23% des gesamten Bruttoinlandsproduktes als Bestechungsgelder verwendet werden. Der vollständige Ergebnisbericht steht im Internet zum Download zur Verfügung: http://www.unodc.org/documents/data-and-analysis/Afghanistan/Afghanistan-corruption-survey2010-Eng.pdf
 
 
9) Prävention von Homegrown Terrorism
Im Zuge einer gemeinsamen Studie der Duke-University Durham (USA) und des Justizministeriums der Vereinigten Staaten wurde in muslimischen Gemeinden nach Mechanismen gesucht, die der religiösen Radikalisierung in wesentlichen Gesellschaften entgegenwirken können. Die Befunde der Untersuchung stehen im Internet zum kostenlosen Download bereit: http://www.sanford.duke.edu/news/Schanzer_Kurzman_Moosa_Anti-Terror_Lessons.pdf
 
 
10) Brazilian Public Security Forum
Das Brazilian Public Security Forum stellt auf seiner spanisch- und englischsprachigen Website verschiedene Informationen aus den Bereichen Strafverfolgung und öffentliche Sicherheit in Brasilien zur Verfügung. Hervorzuheben ist das Brazilian Journal of Public Security, welches im Volltext zur Verfügung steht. Das Journal ist über folgenden Link zu erreichen: http://www.forumseguranca.org.br/institucional/journal/. Der Link zum Security Fo-rum lautet: http://www.forumseguranca.org.br/institucional/english/.
 
 
11) Sexuelle Gewalt im Jugendstrafvollzug
In den Jahren 2005 und 2006 wurden in den USA insgesamt 4072 Vorfälle sexueller Gewalt gegenüber jugendlichen Strafgefangenen berichtet. Dies ergibt eine Jahresinzidenzrate von 1,6 %. Hierbei handelt es sich ausschließlich um gegenüber offiziellen Stellen berichtete Fälle, was einerseits auf eine tatsächlich höhere Viktimisierungsrate hindeutet. Andererseits sind auch unbestätigte Angaben umfasst. Schlüsse auf das tatsächliche Ausmaß sexueller Gewalt im Jugendstrafvollzug lassen sich daher nur sehr eingeschränkt ziehen. 57 % aller berichteten (überprüften und nicht überprüften) Fälle gingen von Mitinsassen aus, die restlichen Fälle wurden durch das Vollzugspersonal verübt. Nach Überprüfung bestätigt werden konnten 21 % aller durch Häftlinge ausgehenden Fälle (18 % aller durch Beschäftigte ausgehenden Fälle). Die Tatopfer bei sexueller Gewalt durch Mitinsassen waren mehrheitlich männlich (73 %), wohingegen weibliche Jugendliche häufiger durch Beschäftigte sexuell viktimisiert wurden (51 %). Weitere Ergebnisse sowie ein weiterführender Link zur Langfassung der Studie finden sich unter http://bjs.ojp.usdoj.gov/content/pub/pdf/svjfry09.pdf
 
 
12) Jugendgewalt und Entwicklungsarbeit
Die deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) hat einen Bericht zum Thema „Brennpunkt Jugend – Jugendgewalt als Herausforderung für Entwick-lung“ veröffentlicht. Das pdf-Dokument befasst sich unter anderem mit polizeilicher Präventionsarbeit insbesondere in Entwicklungsgebieten. Weitere Informationen zum Thema sind auf der Website der GTZ erhältlich: http://www.gtz.de/de/themen/uebergreifende-themen/jugend/17342.htm
 
 
13) Verkehrsbeobachtung im Internet
Um die Verkehrssituation auf Baden-Württembergs Autobahnen besser einschätzen zu können, hat das Innenministerium des Landes an verschiedenen Stellen Webcams installiert, deren Bilder laufend aktualisiert online zur Verfügung stehen. Die Auflösung ist (zumindest online) so gering, dass Kennzeichen oder Gesichter nicht zu erkennen sind. Weitere Informationen: http://verkehrskameras.svz-bw.de/
 
 
14) Tagungshinweis: AKIS Versicherheitlichung des Katastrophenschutz
Der interdisziplinäre Arbeitskreis Innere Sicherheit (AKIS) richtet am 20. und 21. Mai 2010 einen Workshop an der Universität Witten/Herdecke aus. Die Veranstaltung steht unter dem Motto "Versicherheitlichung des Katastrophenschutz“ und wird sich u.a. mit den rechtlichen Grundlagen und Problemen bei Katastrophen beschäftigen. Die Anmeldung zur Teilnahme an der Tagung und die Einreichung von Beitragsvorschlägen erfolgen am besten per Mail: politikwissen-schaft[KEINSPAM]@uni-wh.de
 
 
15) Buchbesprechungen
Unter der Rubrik Buchbesprechung ist auf der Website des Polizei-Newsletter eine Rezension von Frank Ebert zu Richard Thiess, Mordkommission – Wenn das Grau-en zum Alltag wird, erschienen.