Polizei : Newsletter Nr. 139, März 2011

 1)   Schwachstellen in der polizeilichen Schutzausrüstung
 2)   Zweifelhafter Handyspaß: Verbrechens App für Smartphones
 3)   Fachklinik für psychisch kranke Rechtsbrecher in Herne
 4)   Neuer Fernstudienstudiengang Policing Studies
 5)   Zusammenhang zwischen Polizeivertrauen und Anzeigebereitschaft
 6)   Themenheft zum Verhältnis von Polizei und Wissenschaft
 7)   Informationsportal der Polizeilichen Kriminalprävention überabreitet
 8)   Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen in der Europäischen Union
 9)   Bericht zum Daphne-Programm
10)  Masterstudiengang Katastrophenvorsorge & Katastrophenmanagement
11)  Neue Beiträge in der kostenlosen „Schriftenreihe Sicherheit“
12)  Kommentar zur U-Haft in Hamburg: zwischen Präventionsstaat und Hysterie
13)  Call for Papers: Workshop „Economics of Crime“
14)  Rezension
15)  Stellenausschreibung
 
1) Schwachstellen in der polizeilichen Schutzausrüstung
Nach einem Bericht des Behördenspiegels haben autonome Gruppen ein Dokument im Internet veröffentlicht, in dem detaillierte Hinweise zu den Schwachstellen in der polizeilichen Schutzausrüstung gegeben werden. Das redaktionell sehr aufwendig gestaltete Dokument mit dem Titel „Polizeibericht Berlin 2010“ verweist besonders auf Schwachstellen in der Ausrüstung am Hals, an den Kniekehlen und am Helm. Darüber hinaus finden sich in dem 120 Seiten starken Dokument auch detaillierte Hinweise zu den Vorgehensweisen der Polizei bei Demonstrationen. Der Bericht endet mit einer „unvollständigen Aufstellung bekannter Zivilkarren aus Berlin“ und benennt neben den Kennzeichen auch den Fahrzeugtyp. Quelle und weitere Informationen: Behördenspiegel vom Februar 2011: Wie verletze ich einen Polizisten, S. 38.
 
 
2) Zweifelhafter Handyspaß: Verbrechens App für Smartphones
Eine Berliner Softwarefirma hat eine Softwareapplikation entwickelt die Smartphone-Nutzern ein lokales Lagebild der Kriminalitätsbelastung verschaffen soll. Das Programm, das für weniger als 2€ gekauft werden kann, katalogisiert Polizeieinsätze „und markiert die Tatorte auf Landkarten und Stadtplänen“. Dadurch soll es dem Nutzer möglich gemacht werden das (vermeintliche) Kriminalitätsgeschehen innerhalb einzelner Straßen nachzuvollziehen. Das Landeskriminalamt in Kiel und die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Lübeck verweisen jedoch darauf, dass die Datengrundlage der Applikation unvollständig und zweifelhaft sei. Darüber hinaus berücksichtigt das Programm weder die Bevölkerungsdichte, noch den zeitlichen Verlauf. Dadurch können bestimmte Orte fälschlicherweise als Kriminalitätsbrennpunkte gekennzeichnet werden, obwohl keine erhöhte Kriminalitätsbelastung gegeben ist. Andreas Sankewitz von der GdP warnt daher vor „reinem Voyeurismus“. Datenschützer warnen ferner vor einer möglichen Diskriminierung der Bewohner ganzer Straßen. Quelle und weitere Informationen: Lübecker Nachrichten vom 04.02.2011: http://www.ln-online.de/artikel/2926315.
 
 
3) Fachklinik für psychisch kranke Rechtsbrecher in Herne
Im Februar 2011 hat die Maßregelvollzugsklinik in Herne ihren Betrieb aufgenommen. Die Klinik ist eine von sechs neuen forensischen Kliniken, die das Land Nordrhein-Westfalen zur dringend notwendigen Behandlung und Sicherung von psychisch kranken Straftätern einrichten lässt. „Herne ist speziell ausgerichtet auf die Therapie und Sicherung von männlichen Patienten mit Psychosen und Persönlichkeitsstörungen, die aufgrund ihrer Erkrankung eine Straftat begangen haben.“ Quelle und weitere Informationen zur Klinik: http://www.lwl.org/LWL/Gesundheit/Massregelvollzug/Kliniken/mrv_herne/
 
 
4) Neuer Fernstudienstudiengang Policing Studies
Das Scottish Institute for Policing Research (SIPR) bietet seit neustem den Fernstudiengang Policing Studies an. Das Lernprogram wird in Kooperation mit mehreren Universitäten aus Großbritannien angeboten und richtet sich an Polizeibeamte und Angehörige von anderen Institutionen, die im Bereich der Kriminalprävention tätig sind. Neben Theorien und Konzepten des Polizierens, werden auch die Themen Polizeistrukturen und Personalführung innerhalb der Polizei behandelt. Der Studiengang führt zu einem „Diploma in Policing Studies“ das den Zugang zu einem aufbauenden Masterstudiengang ermöglichen soll. Weitere Informationen finden sich im Internet: http://www.sipr.ac.uk/courses/postgraduate_diploma.php
 
 
5) Zusammenhang zwischen Polizeivertrauen und Anzeigebereitschaft
Eine Studie von Juha Kääriäinen & Reino Sirén widmet sich dem Zusammenhang von Polizeivertrauen und Anzeigebereitschaft. Im Rahmen der Untersuchung die auf Daten des finnischen National Crime Cictim Survey von 2006 basiert, zeigte sich, dass größeres Vertrauen in die Polizei nicht zwangsläufig zu einer höheren Anzeigebereitschaft führt. Vielmehr erweisen sich die Schwere der Tat und das Verhältnis zwischen Täter und Opfer als auschlaggebende Faktoren für die Anzeigebereitschaft. Kääriäinen, J. & Sirén, R., (2011): Trust in the police, generalized trust and reporting crime. European Journal of Criminology 8(1), 65–81. Der vollständige Artikel steht derzeit zum kostenlosen Download im Internet bereit: http://euc.sagepub.com/content/8/1/65.full.pdf+html
 
 
6) Themenheft zum Verhältnis von Polizei und Wissenschaft
Ein ganzes Heft mit insgesamt 16 Beiträgen widmet die Zeitschrift „Policing“ dem Thema des Verhältnisses zwischen der Polizei und der Wissenschaft. Die teils kurzen – aber prägnanten – Beiträge internationaler Autoren machen das Spannungsfeld deutlich, in dem die Beziehung zwischen Akademikern und Polizisten in Lehre und Forschung angesiedelt ist. Policing. A Journal of Policy and Practice 4(2) , 2010.
 
 
7) Informationsportal der Polizeilichen Kriminalprävention überabreitet
Das Informationsportal der Polizei www.polizei-beratung.de wurde vollständig überarbeitet. Das Portal ist Teil des Programms „Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes“ (ProPK) und informiert seit Jahren über Erscheinungsformen von Kriminalität. Darüber hinaus gibt das Portal zahlreiche nützliche Hinweise, wie sich Bürgerinnen und Bürger vor Kriminalität schützen können.
 
 
8) Internetnutzung von Kindern und Jugendlichen in der Europäischen Union
Die London School of Economics and Political Science hat den Abschlussbericht der Studie „EU Kids Online“ fertig gestellt. Im Rahmen dieses Projektes, das von der europäischen Arbeitsgruppe „Safer Internet Programme“ ins Leben gerufen wurde, konnten zwischen 2006 und 2009 in 21 Mitgliedstaaten der EU das Internetnutzungsverhalten von Kinder und Jugendlichen zwischen 9 und 16 Jahren untersucht werden. Der vollständige Abschlussbericht steht im Internet zum kostenlosen Download bereit: http://www.eucpn.org/download/?file=EUKidsOnlineFinalReport.pdf&type=14
 
 
9) Bericht zum Daphne-Programm
Von 2000 bis 2003 förderte die Europäische Union das Projekt Daphne. Hierbei handelte es sich um ein Programm, das Projekte zur Prävention von Gewalt gegen Kinder, Jugendliche und Frauen bündeln sollte. Projektpartner waren öffentliche und gemeinnützige Organisationen und Institutionen, die zu einer Verhinderung und Bekämpfung von Gewalt gegen Kinder, Jugendliche und Frauen beitragen. Obwohl das Programm mittlerweile beendet ist, hat es einen großen Kreis von vernetzten Hilfsorganisationen zurückgelassen, die sich weiterhin für die Kinder, Jugendliche und Frauen stark machen. Den vollständigen Abschlussbericht und eine Übersicht über die teilnehmenden Institutionen finden Sie im Internet unter: http://www.eucpn.org/download/?file=comm_pdf_com_2004_0824_f_acte_en.pdf&type=14
 
 
10) Masterstudiengang Katastrophenvorsorge & Katastrophenmanagement
Die Universität Bonn bietet gemeinsam mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe seit dem Wintersemester 06/07 den weiterbildenden Masterstudiengang Katastrophenvorsorge & Katastrophenmanagement (KaVoMa) an. Der Studiengang ist als zwei Jahre dauernder berufsbegleitender Fernstudiengang konzipiert. Er kann jedoch auch in einem Jahr als Vollzeitstudium absolviert werden. Zu den Zulassungsvoraussetzungen gehören neben einem Studienabschluss drei Jahre Berufserfahrung und Englischkennisse. Der Studiengang richtet sich primär an Mitarbeiter in der Verwaltung und im Katastrophenschutz. Quelle und weitere Informationen: http://www.kavoma.de/index.html
 
 
11) Neue Beiträge in der kostenlosen „Schriftenreihe Sicherheit“
Das Forschungsforum Öffentliche Sicherheit hat weitere Beiträge in der kostenlosen „Schriftenreihe Sicherheit“ veröffentlicht. Im Rahmen dieser Reihe sollen aktuelle Forschungsergebnisse und Diskussionsfelder aus dem Bereich der Sicherheitsforschung aufbereitet und dokumentieret werden. Im März 2011 sind neue Beiträge zu den Themen „Kriminalitätsfurcht“ und „Cyberkriminalität“ erschienen. Die Reihe erscheint als kostenlose Onlineausgabe und als Printversion. Weitere Informationen finden sich im Internet unter: http://www.sicherheit-forschung.de/publikationen/schriftenreihe/index.html
 
 
12) Kommentar zur U-Haft in Hamburg: zwischen Präventionsstaat und Hysterie
Dem scheidenden Hamburger Senat ist es gelungen, Präventionsstrafrecht und Hysterie miteinander zu verbinden und zwar in Form eines Gesetzesentwurfs zur Effektivierung des Haftgrundes der Wiederholungsgefahr (BR-Drs. http://bit.ly/gf31pf). Die kritische Reaktion des BMJ (Plenarprotokoll der 879. Sitzung, S. 13, http://bit.ly/hkENBs) lässt hoffen, dass das Gesetz nicht über das Entwurfsstadium hinaus kommt. Gleichwohl lohnt sich ein Blick auf die Entwurfsfassung, da sie symptomatisch für die Strafrechtspolitik der letzten Jahre steht. Ziel Hamburgs ist es, durch eine Ausweitung des Haftgrundes der Wiederholungsgefahr auf qualifizierte Körperverletzungsdelikte (Vergehen!), die Bevölkerung insbesondere vor jugendlichen und heranwachsenden Gewalttätern zu schützen. Sowohl aus strafrechtsdogmatischen als auch aus kriminologischen Gründen ist der Entwurf abzulehnen: Schon am Namen "Untersuchungshaft", erst recht aber an dem Zweck des Strafverfahrens wird deutlich, dass die Untersuchungshaft lediglich die Durchführung des Strafverfahrens gegenüber einem bis zur Verurteilung Unschuldigen ermöglichen soll. Dass der Haftgrund der Wiederholungsgefahr daher an sich systemfremd ist, hat das Bundesverfassungsgericht bereits 1973 (2 BvL 4/73) herausgestellt, um gleichzeitig zu verdeutlichen, dass der Haftgrund besonders restriktiv zu handhaben ist und nicht etwa nach Belieben als Mittel der Kriminalprävention eingesetzt werden darf. Interessant ist das erklärte Ziel, durch Inhaftierung "die mitunter erst am Beginn einer kriminellen Laufbahn stehen(den)" Jugendlichen auf den rechten Weg bringen zu wollen, widerspricht dies doch der immer wieder bestätigten Erkenntnis, dass es gerade das Knast-Milieu ist, welches kriminogene Wirkung entfaltet.
 
 
13) Call for Papers: Workshop „Economics of Crime“
Das italienische Collegio Carlo Alberto in Turin hat um die Einreichung von Beiträgen für einen Workshop zum Thema „Economics of Crime“ gebeten. Die Veranstaltung wird vom 7. bis 8. Oktober 2011 in Moncalieri (Turin, Italien) stattfinden. Im Verlauf der Veranstaltung sollen die sozialen und ökonomischen Kosten von Kriminalität thematisiert werden. Beitragsvorschläge können noch bis zum 15. Mai 2011 eingereicht werden. Weitere Hinwiese finden sich im Internet: http://www.carloalberto.org/crime
 
 
14) Rezension
Unter der Rubrik Buchbesprechungen ist auf der Website des Polizei-Newsletter (http://polizei-newsletter.de/books_german.php) folgende neue Rezension zu finden: Thomas Feltes stellt die zehnte Auflage der Kommentierung des Polizeigesetzes von Nordrhein-Westfalen von Henning Tegtmeyer und Jürgen Vahle vor.
 
 
15) Stellenausschreibung
Am Lehrstuhl für Kriminologie, Kriminalpolitik und Polizeiwissenschaft der Ruhr-Universität Bochum ist ab Juni 2011 eine wissenschaftliche Mitarbeiter-Stelle zu besetzen. Die Stelle ist in der wissenschaftlichen Begleitung des berufsbegleitenden Masterstudienganges Kriminologie und Polizeiwissenschaft angesiedelt Gesucht werden Juristen (m/w), Soziologen (m/w) bzw. Sozialwissenschaftler (m/w), Pädagogen oder Wirtschaftswissenschaftler (m/w) mit sehr guten Studienabschlüssen. Informationen über den Studiengang finden sich im Internet: http://www.makrim.de/ Die Stellenbeschreibung ist online verfügbar: http://www.ruhr-uni-bochum.de/kriminologie