Polizei : Newsletter Nr. 157, November 2012

 1)   Einladung zur Fachkonferenz "Fußball und Fans – Wissenschaftliche Perspektiven" am 12. und 13. Dezember 2012
 2)   DFL-Papier „Sicheres Stadionerlebnis”
 3)   Vorläufiger Ergebnisbericht der Online-Umfrage „Fußball und Gewalt“ veröffentlicht
 4)   Gewaltphänomene im Amateur-Fußball
 5)   Videodokumentation des Grünen Polizeikongress 2012
 6)   School Shootings in Deutschland
 7)   Neue Analysemöglichkeiten der Polizeilichen Kriminalstatistik
 8)   Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in Deutschland rückläufig
 9)   Amnesty International übt scharfe Kritik an menschenunwürdigen Zuständen in kalifornischen Gefängnissen
10)  Modellprojekt Jugendhilfe statt Gefängnis für junge Straftäter in NRW abgebrochen
11)  Informationsseite des FBI zu gestohlenen Kunst- und Kulturobjekten
12)  Wissenschaftsdoku: Führt mehr Technik zu mehr Sicherheit?
13)  Zeitschrift „Technikfolgenabschätzung“ online verfügbar
14)  Veranstaltungs- und Projekthinweis: Comparative Police Studies
15)  Buchrezensionen
 
1) Einladung zur Fachkonferenz "Fußball und Fans – Wissenschaftliche Perspektiven" am 12. und 13. Dezember 2012
Der Lehrstuhl für Kriminologie der Ruhr-Universität Bochum veranstaltet am 12. und 13. Dezember 2012 eine Fachkonferenz zum Thema Fußball und Fans. Im Rahmen der Veranstaltung werden ca. 30 Vorträge gehalten. Im Mittelpunkt stehen dabei die Themen Stadionverbote und restriktive Maßnahmen, Fankultur, (Re-)Aktionen auf Fanverhalten, Umgang mit Fans und Einfluss der Fans, spezifische Problemfelder sowie spezifische Maßnahmen zur Erhöhung der Sicherheit. Den Abschluss der Tagung bildet eine Podiumsdiskussion mit Michael Gabriel (Leiter Koordinationsstelle Fan-Projekte), Hendrik Große-Lefert (Sicherheitsbeauftragter des Deutschen Fußball-Bundes), Marco Noli (Arbeitsgemeinschaft Fananwälte) und Bernhard Witthaut (Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei) unter der Leitung von Professor Dr. Thomas Feltes M.A.. Weitere Informationen sind online verfügbar: http://www.kriminologie.ruhr-uni-bochum.de/ Eine Anmeldung ist noch bis zum 27. November 2012 möglich.
 
 
2) DFL-Papier „Sicheres Stadionerlebnis”
Seit kurzem kursiert im Internet ein Dokument der Deutschen Fußball Liga (DFL) in dem ein neues Sicherheitskonzept vorgestellt wird. Der Entwurf des Konzeptes „Sicheres Stadionerlebnis” wird schon jetzt in zahlreichen Foren verschiedener Fangruppierungen kontrovers diskutiert. Publikative.org zitiert einen Blogger, nach dessen Auffassung das Konzept darauf zielt „mit aller Macht grundlegende rechtsstaatliche Prinzipien für Fußballfans außer Kraft zu setzen“. Quelle, weitere Informationen und ein Link zum Download des Papiers finden sich hier: http://www.publikative.org/2012/10/11/sicherheitsleak-das-dfl-papier-sicheres-stadionerlebnis-zum-nachlesen/
 
 
3) Vorläufiger Ergebnisbericht der Online-Umfrage „Fußball und Gewalt“ veröffentlicht
Der Lehrstuhl für Kriminologie der Ruhr-Universität Bochum von Professor Dr. Thomas Feltes M.A. hat die Ergebnisse einer Online-Umfrage von fußballinteressierten Bürgern zum Thema „Fußball und Gewalt“ veröffentlicht. Im Rahmen der Befragung, an der rund 1.400 Personen teilgenommen haben, zeigte sich, dass die Mehrheit der Befragten (70 %) „die gegenwärtigen Sicherheitsmaßnahmen für ausreichend [hält], obwohl gleichzeitig fast die Hälfte der Auffassung ist, dass vor allem der Verein mehr für die Sicherheit tun könnte. […] Ebenfalls deutlich kritisiert werden die Arbeit und die Qualifikation des Ordnungsdienstes.“ Im Rahmen der Befragung zeigte sich auch, dass Stadionverbote auf deutlich höhere Akzeptanz stoßen würde, wenn sie als strafrechtliche Sanktionen von einem Gericht oder einer unabhängigen Stelle und nicht von den Vereinen verhängt werden würden. Der vorläufige Ergebnisbericht ist online verfügbar unter: http://fussballbefragung.de/ergebnisse.html
 
 
4) Gewaltphänomene im Amateur-Fußball
Das Institut für Kriminologie der Eberhardt Karls-Universität Tübingen führt gemeinsam mit dem Württembergischen Fußballverband (wfv) und mit Unterstützung des Deutschen Fußball-Bunds (DFB) eine Pilotstudie zum Thema „Gewaltphänomene im Amateur-Fußball“ durch. Im Rahmen der Untersuchung soll geklärt werden, „inwieweit sich die Häufigkeit gewalttätiger Verhaltensweisen […] in den letzten Jahren verändert hat, ob es typische Erscheinungsformen von Gewalt im Fußball (im Hinblick auf Ursachen und Motivlagen) gibt und wie sich die Reaktionsformen auf Gewalt im Fußball […] gestalten.“ Das Projekt basiert auf der Auswertung von Sportgerichtsurteilen und auf einer Befragung von ca. 2.600 Schiedsrichtern aus dem wfv-Verbandsgebiet. Weitere Informationen zu dem Projekt sowie ein erster Ergebnisbericht sind online verfügbar: http://www.jura.uni-tuebingen.de/einrichtungen/ifk/forschung/fussball
 
 
5) Videodokumentation des Grünen Polizeikongress 2012
Am 5. Oktober 2012 fand in Hamburg der grüne Polizeikongress 2012 statt. Im Rahmen der Veranstaltung wurden diverse Vorträge und Workshops zum Thema „Sicherheit und Strafverfolgung im digitalen Zeitalter“ abgehalten. Die Vorträge und Gruppendiskussionen wurden auf Video aufgezeichnet und sind nun auf YouTube abrufbar: http://www.youtube.com/watch?v=peHL2lTrpRw&feature=relmfu
 
 
6) School Shootings in Deutschland
Rebecca Bondü hat im Rahmen ihrer Dissertation 187 Fälle von School Shootings untersucht und miteinander verglichen. Dabei zeigten sich teilweise erhebliche Unterschiede zwischen den Taten, die sich bisher in Deutschland ergeben haben und denen, die in den USA begangen wurden. Ein einheitliches Täterprofil hat sich allerdings weder in Deutschland, noch in anderen Ländern gezeigt. Die über 500 Seiten umfassende Arbeit thematisiert darüber hinaus die Bedeutung der Mediennutzung der Täter, das Phänomen der Tatankündigung und mögliche Präventionsansätze. Die Arbeit steht im Internet zum kostenlosen Download bereit: http://www.diss.fu-berlin.de/diss/servlets/MCRFileNodeServlet/FUDISS_derivate_000000011902/Bondue_Dissertation_SchoolShootings_vollstaendig_fin.pdf;jsessionid=EF6A521CF0EE87172473D167F71ABEE8?hosts
 
 
7) Neue Analysemöglichkeiten der Polizeilichen Kriminalstatistik
Zwischen 2009 und 2011 wurde die polizeiliche Kriminalstatistik in Deutschland auf ein erweitertes und bundesweit einheitliches System umgestellt. Im Rahmen der Umstellung wurde die Anzahl der Erfassungsschlüssel deutlich erweitert. Bis 2009 konnten 421 Differenzierungen nach Delikten und Tatörtlichkeiten vorgenommen werden. Durch das erweiterte System sind nun ca. 1.400 Differenzierungen (nach Deliktform und Tatörtlichkeit) möglich. Darüber hinaus wurden Erhebungsmerkmale ergänzt, die das Verhältnis zwischen Tatverdächtigen und Opfer beschreiben. Nathalie Guzy berichtet in einem aktuellen Beitrag in der Zeitschrift Kriminalistik über die neuen Analysemöglichkeiten die sich mit Hilfe des erweiterten Systems bieten. Guzy, N. (2012). Neue Analysemöglichkeiten der Polizeilichen Kriminalstatistik - Eine Testauswertung von gefährlichen und schweren Körperverletzungsdelikten. Kriminalistik, 10, S. 581-587.
 
 
8) Sexueller Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in Deutschland rückläufig
Im Rahmen einer Befragung von ca. 11.400 repräsentativ ausgewählten Personen hat sich gezeigt, dass heute weniger Menschen von sexuellem Missbrauch im Kinder- und Jugendalter betroffen sind als noch vor 20 Jahren. Dieser Befund deckt sich auch mit den Daten der polizeilichen Kriminalstatistik. Die Autoren der Studie, Steffen Bieneck und Lena Stadler führen die positive Entwicklung auf die erhöhte Sensibilisierung von Eltern und Öffentlichkeit zurück. Darüber hinaus vermuten sie, dass die Präventionsmaßnahmen von Behörden und Institutionen Wirkung zeigen. Im Ergebnis der Studie zeigte sich auch, dass Frauen mit Migrationshintergrund seltener von sexuellem Missbrauch berichten, als Frauen ohne Migrationshintergrund. Insbesondere Frauen mit türkischem Migrationshintergrund berichten deutlich seltener von Missbrauch mit Köperkontakt (1,3%), als Frauen ohne Migrationshintergrund (7,3%). Quelle und weitere Informationen sind online verfügbar: http://www.kriminalpraevention.de/forum-ausgabe-2011-04/sexueller-kindesmissbrauch1-2011-04.html
 
 
9) Amnesty International übt scharfe Kritik an menschenunwürdigen Zuständen in kalifornischen Gefängnissen
Amnesty International (AI) hat erneut die menschenunwürdigen Bedingungen in kalifornischen Gefängnissen scharf kritisiert. In einem aktuellen Bericht schildert AI die Situation von Insassen, die in „extremer“ Isolationshaft sitzen: 22,5 Stunden in einer fensterlosen Zelle, Ausgang nur in einem überdachten Innenhof, Kontakt zu Besuchern nur durch eine Glasscheibe, keine regelmäßigen Telefonate. Dem Bericht zufolge sind von dieser – kriminologisch völlig absurden Vollzugsform – bis zu 3.000 Insassen betroffen. Die Inhaftierten leiden während der Isolationshaft wegen des dauernden Mangels an natürlichem Licht an Vitamin-Mangel sowie an Seh- und Gleichgewichtsstörungen. Der Mangel an Kontakt zu anderen Menschen und die sensorische Deprivation führen darüber hinaus zu einer deutlich höheren Selbstmordrate unter den betroffenen Insassen. Quelle und weitere Informationen: http://www.amnestyusa.org/news/press-releases/new-amnesty-international-report-exposes-severe-inhumane-solitary-confinement-conditions-for-3000-ca
 
 
10) Modellprojekt Jugendhilfe statt Gefängnis für junge Straftäter in NRW abgebrochen
Im August startete in Dormagen ein Modellprojekt zur Senkung der Rückfallquoten bei jugendlichen Straftätern. Im Rahmen des Projekts sollten sieben jugendliche Straftäter statt im Strafvollzug untergebracht zu werden, im Rahmen eines pädagogischen Tagesprogramms betreut werden. Das Tagesprogramm beinhaltete neben Frühsport und Schulbesuch auch Koch- und Benimmkurse. Die für den Erfolg des pädagogischen Konzeptes notwendige Offenheit und Freiheit nutzten leider drei Jugendliche zur Flucht. In Folge dessen wurde das vielversprechende Modellprojekt nach nur zwei Monaten Laufzeit eingestellt. Weitere Informationen finden sich im Internet: http://www.lto.de/recht/hintergruende/h/modellprojekt-jugendstrafvollzug-in-freien-formen-dormagen-flucht/
 
 
11) Informationsseite des FBI zu gestohlenen Kunst- und Kulturobjekten
Seit 2004 unterhält das US-amerikanische FBI eine Sonderermittlungseinheit die auf Kunstkriminalität spezialisiert ist. Das „Art Crime Team“ ist international tätig und ermittelt bei Kunstdiebstahl, Kunstraub und Kunstbetrug sowie bei Erpressung mit Kunst- und Kulturgegenständen (Art Napping). Das „Art Crime Team“ informiert auf der Homepage des FBI über laufende und abgeschlossene Ermittlungen sowie über aktuelle Ereignisse, die in Verbindung mit Kunstkriminalität stehen. Die Informationsseite kann über folgende URL erreicht werden: http://www.fbi.gov/about-us/investigate/vc_majorthefts/arttheft
 
 
12) Wissenschaftsdoku: Führt mehr Technik zu mehr Sicherheit?
In der Online-Mediathek von 3sat ist ein Beitrag verfügbar, der die Frage behandelt, inwieweit moderne Sicherheitstechnik dazu geeignet ist, Kriminalität zu verhindern. Dazu wird der Stand der Forschung zu moderner Sicherheits- und Überwachungstechnik in Deutschland dargestellt. Der Beitrag thematisiert auch kritische Aspekte, die mit dem Einsatz "elektronischer Spürnasen" verbunden sind. Der Beitrag ist über folgende URL erreichbar: http://www.3sat.de/mediathek/?display=1&mode=play&obj=32191
 
 
13) Zeitschrift „Technikfolgenabschätzung“ online verfügbar
Das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) gibt eine online verfügbare Zeitschrift heraus. „Technikfolgenabschätzung – Theorie und Praxis“ (TATuP) ist eine wissenschaftliche Zeitschrift, die drei Mal im Jahr erscheint. Jedes Heft behandelt ein aktuelles Thema aus dem Bereich der Technikfolgenabschätzung. Ein besonderer Fokus liegt auf der Darstellung und Diskussion von Innovations- und Zukunftsstudien. Auf der Homepage der TATuP ist neben dem jeweils aktuellen Heft auch ein umfangreiches Archiv zugänglich: http://www.itas.fzk.de/deu/tatup/inhalt.htm Mithilfe der Suchfunktion können alle Ausgaben durchsucht werden, die seit 1995 erschienen sind.
 
 
14) Veranstaltungs- und Projekthinweis: Comparative Police Studies
Im Rahmen des von der EU geförderten Forschungsprojektes Comparative Police Studies in the European Union (COMPOSITE) wird der Frage nachgegangen, warum Veränderungs- und Modernisierungsprozesse in vielen Polizeien Europas erhebliche Kraftanstrengungen erfordern und häufig ergebnislos bleiben. Im Rahmen des Projekts sollen Strategien und Werkzeuge entwickelt werden, die dazu geeignet sind Reformen innerhalb der Polizeien so zu gestalten, dass sie auf höhere Akzeptanz stoßen und in der Folge bessere Erfolgsaussichten erzielen. Am 11. und 12. Dezember 2012 findet nun die erste “Practitioners Conference” unter dem Titel „Policing in a dynamic environment – how much change can a police force take?” in Potsdam statt. Im Rahmen der Veranstaltung werden die Ergebnisse aus der ersten großen Erhebungsphase des Projektes vorgestellt. Die Konferenz richtet sich an Vertreter von Polizeibildungseinrichtungen, an Polizeiführungskräfte, Vertreter der Innenministerien sowie an Wissenschaftler. Quelle und weitere Informationen zur Konferenze sowie zum Projekt COMPOSITE: http://www.composite-project.eu/index.php/1461/items/announcement.html
 
 
15) Buchrezensionen
Unter der Rubrik Buchbesprechungen sind auf der Website des Polizei-Newsletters (http://polizei-newsletter.de/books_german.php) zwei neue Rezensionen zu finden: Jana Kudlacek stellt das von Helmut Kury & Joachim Obergfell-Fuchs herausgegebene Lehrbuch „Rechtspsychologie – Forensische Grundlagen und Begutachtung“ vor. Darüber hinaus bespricht Jeldrik Mühl die zweite Auflage des Handkommentars zum Jugendgerichtsgesetz.