Polizei : Newsletter Nr. 33, Oktober 2001

 1)   Homepage des United Nations Office for Drug Control and Crime
 2)   Zehn Jahre Gefängnis für Softwarepiraten
 3)   Studie zur Zufriedenheit von Zeugen
 4)   BSA klagt über Raubkopien
 5)   Neue internationale Zeitschrift
 6)   Diplom-Arbeit zur bayerischen Sicherheitswacht als download
 7)   Community Prosecution als Nachfolger von Community Policing
 8)   Beiträge gesucht für die Zeitschrift “Police Research and Management”
 9)   Angst als treibende Kraft des Konsumverhaltens
10)  Stammtischparolen - und wie man ihnen begegnet
11)  Messer-Revolver
12)  Massive Polizeikontrollen und die Reaktion der Bürger
13)  Buchbestand der Hochschule für Polizei Villingen-Schwenningen im Netz
14)  Neue Studien des Home Office, Research Development and Statistics Directorate
15)  Nachtrag: Wer sucht was?
 
1) Homepage des United Nations Office for Drug Control and Crime
Prevention

Unter www.odccp.org  ist eine neue, aufwendig gestaltete Homepage des Büros für Drogenkontrolle und Kriminalprävention der UN in Wien eröffnet worden. Die Homepage enthält Statistiken und Analysen, Daten zu Geldwäsche, Drogenhandel und Korruption, Menschenhandel und Organisierter Kriminalität. Texte von Konventionen und Vereinbarungen sind ebenso zu finden wie Präventionsmaterial (Poster, Multimedia u.a.).
 
 
2) Zehn Jahre Gefängnis für Softwarepiraten
Die britische Justiz greift bei Softwarepiraterie hart durch: Mit einer Gesamtstrafe von 10 Jahren wurden drei Mitglieder der "MS Counterfeit Gang" für den Weitervertrieb gefälschter

Microsoft-Software bestraft. Der Schaden durch das Trio wird auf 1,5 Millionen Pfund Sterling (rund 4,3 Millionen Mark) geschätzt. Unter den geschädigten Kunden der Fälscher waren zahlreiche britische Unternehmen, aber auch Stadtverwaltungen wie das St. Albans City District Council in Hertfordshire. Das Urteil mit Einzelstrafen zwischen zweieinhalb und viereinhalb Jahren spiegele in seiner Härte "die ernste Natur der Straftat wider," betonte das Gericht in seiner Urteilsbegründung. Mehr dazu im eZine "The Register": www.theregister.co.uk . Quelle: Computing Newsflash 15/01
 
 
3) Studie zur Zufriedenheit von Zeugen
Das britische Home Office führte im Frühjahr 2000 eine Befragung zur Zufriedenheit von Zeugen, die vor Gericht aussagen mussten, durch. Gefragt wurde nach Menge und Qualität der Information, mit der die Zeugen auf den Prozess vorbereiten wurden, nach der Zufriedenheit mit den einzelnen Justizorganen und dem Zeitaufwand, der mit der Zeugenrolle verbunden ist. 75% der Befragten waren insgesamt sehr oder zumindest ausreichend zufrieden mit ihrer Behandlung. Diejenigen, die weniger zufrieden waren, waren hauptsächlich uneinig mit dem Richterspruch, hatten Angst vor dem Täter oder dem Gerichtsprozess als Institution oder waren selbst Opfer der Straftat gewesen. Auch die teilweise sehr langen Wartezeiten vor der eigentlichen Zeugenaussage trugen zur Unzufriedenheit bei. Trotz der eher hohen Zufriedenheit sagten 40% der Befragten, dass sie nicht sehr glücklich wären, wenn sie noch mal vor Gericht aussagen müssten. Als Verbesserungsvorschläge für die Zeugensituation wurden mehr Information vor und während dem Prozess und getrennte Warteräume für Zeugen der Anklage und der Verteidigung genannt. Quelle: Research Findings No. 133;

www.homeoffice.gov.uk/rds/index.htm
 
 
4) BSA klagt über Raubkopien
Die Business Software Alliance (BSA) meldete für das vergangene Jahr einen Schaden von weltweit 11,8 Milliarden Dollar durch illegale Software-Kopien im beruflichen Bereich. Hier seien allein in Deutschland rund 28 Prozent aller Programme raubkopiert (China 94%, USA 24%). Allerdings werden immer wieder die hohen Schadenssummen kritisiert. Fraglich ist, ob die eingesetzte Software auch noch genutzt würde, wenn sie nur noch käuflich zu erwerben wäre. Es bleibt also offen, ob jede Raubkopie durch einen Softwarekauf ersetzt werden würde, sollten sichere Kopierschutzmaßnahmen ergriffen werden. In diesem Zusammenhang kritisierte Landeschef Josef Schneider der "Gewerkschaft der Polizei" die technische Ausstattung der Dienststellen und die unzureichende Schulung der Kollegen. "Das weltweite Netz, das die Softwarediebe als wichtigsten Vertriebsweg nutzen, werde an den Polizeischulen nach wie vor ausgespart". Baden-Württemberg sei einer der Schwerpunkte der Programmräuber. In einer weltweiten Fahndungsaktion hat die BSA jüngst DM 330.000,-- Mark bei deutschen Unternehmen geltend gemacht. Dies erscheint wohl eher als ein psychologischer als ein ökonomischer Erfolg. Quellen: c't 12/01, Stuttgarter Nachrichten - www.bsa.org
 
 
5) Neue internationale Zeitschrift
Unter www.ielr.com  wird eine neue Zeitschrift zum Bereich International Criminal Justice, der „International Enforcement Law Reporter“ angeboten. Interessant ist die link-liste, die eine Menge internationaler staatlicher und nicht-staatlicher Institutionen enthält, die für Polizei und Justiz von Bedeutung sind.
 
 
6) Diplom-Arbeit zur bayerischen Sicherheitswacht als download
Sylvia Lustig´s Arbeit (betreut von Ronald Hitzler) steht jetzt über die Homepage des Sine-Instituts zum Download bereit (als ZIP-File, den man danach entpacken muss, um ihn dann als pdf-file zu lesen; kein direktes download möglich): http://www.sine-institut.de/Lustig.html  Die Arbeit beschäftigt sich kritisch mit der Idee, der Umsetzung und den Konsequenzen der bayerischen Sicherheitswacht.
 
 
7) Community Prosecution als Nachfolger von Community Policing
Der bürgernahen Polizeiarbeit folgt die bürgernahe Staatsanwaltschaft: Erste Projekte sind in den USA mit gutem Erfolg durchgeführt worden. Die Auswertung des Washingtoner Modells liegt jetzt vor: „Community Prosecution in Washington, D.C.“ beschreibt, wie die Reform bei der Polizei die Arbeit der Staatsanwaltschaft beeinflusst hat und informiert über die Vorteile dieses neuen Ansatzes zur Bekämpfung der Kriminalität mit einem bürgernahen „Vor-Ort-Ansatz“. "Community Prosecution in Washington, D.C." (NCJ 186274) ist unter www.ncjrs.org/pdffiles1/nij/186274.pdf als Adobe-File verfügbar.
 
 
8) Beiträge gesucht für die Zeitschrift “Police Research and Management”
Die in England herausgegebene Zeitschrift sucht Beiträge, die sich mit Polizeiforschung und Managementfragen beschäftigen. Von Interesse sind Projekt- oder Forschungsberichte, aber auch Berichte aus der Praxis oder Strategiepapiere, die zukunftsorientiert sind (in Englisch).

Interessenten wenden sich an den Herausgeber Douglas Sharp am Department of Public Policy der University of Central England in Birmingham unter der e-mail-Adresse chris.painter@uce.ac.uk oder kontaktieren Thomas Feltes, der ebenfalls im Herausgeberbeirat und als Reviewer tätig ist (mail@ThomasFeltes.de ). Eine Übersicht über per Internet verfügbare deutsch- und englischsprachige Polizeizeitschriften findet sich übrigens unter http://www.polizeihochschulen.de/fachzeitschriften.htm
 
 
9) Angst als treibende Kraft des Konsumverhaltens
Die Verunsicherung unter den Menschen aufgrund neuer Gefahren und einer immer besseren Berichterstattung über Sicherheitsmängel wird in Zukunft erheblich zunehmen – meint der Zukunftsletter (www.2000-x.de ). Gleichzeitig wächst die Bereitschaft, in den Schutz von Leib und Leben, Besitz und Wissen zu investieren. Ein gesellschaftlicher Megatrend mit wirtschaftlichen Potenzialen (meint der „Zukunftsletter “) und sicherheitspolitischen Risiken und Nebenwirkungen (die Verbrechensfurcht steigt, auch ohne dass sich die reale Lage verändert. Ein Grund mehr, das subjektive Sicherheitsgefühl ernst zu nehmen und im Rahmen von kommunaler Kriminalprävention zu thematisieren. Quelle: 2000(x) Spezial-Report Sommer 2001.
 
 
10) Stammtischparolen - und wie man ihnen begegnet
Fremdenfeindliche, sexistische oder diskriminierende Sprüche sind Bestandteil fast jeder Stammtischdiskussion. Aber auch bei „ordentlichen“ Diskussionen muss man sich zunehmend (z.B. in Diskussionen mit rechtsradikalen Jugendlichen) mit solchen Parolen auseinandersetzen. Sachliche Argumente werden dann oftmals ignoriert, man fühlt sich als „hilfloser Verlierer“. Der Politologe Klaus-Peter Hufer hat ein „Argumentationstraining gegen Stammtischparolen“ entwickelt, das er seit Jahren in der Erwachsenenbildung in NRW mit Erfolg anbietet. Das gleichnamige Buch kostet DM 20.- und ist im Wochenschauverlag Schwalbach in der dritten Auflage 2001 erschienen. Der Band kann auch kostenlos über die Landeszentrale für Politische Bildung NRW bezogen werden: Tel. 0211-6797733, mail poststellelzpb@mswwf.nrw.de (Quelle: taz 14./15.7.01). Nachtrag: Bitte über die jeweilige Landeszentrale des eigeen Bundeslandes bestellen!)
 
 
11) Messer-Revolver
In der Zeitschrift PIZO News 05/2001 (Polizeiliches Informationszentrum Ostschweiz) wurde ein handgefertigtes Jagdmesser mit  5 Schuss-Trommel, Kaliber 22, des us-amerikanischen

Waffenhersteller G.R.A.D. (Global Research And Development) vorgestellt. Der Hersteller mit Sitz in Las Vegas bietet diese Waffe auf seiner Internetseite www.grad22.com zu Preisen zwischen 826.- und 2.300.- US$ für die „Millenniums-Edition“ an. Der Austritt der Kugel (Lauf) ist auf der oberen Seite des Handgriffs angebracht. Geladen wird die Waffe durch Aufklappen des Handgriffs.
 
 
12) Massive Polizeikontrollen und die Reaktion der Bürger
Mit den Auswirkungen von massiven Polizeikontrollen im Straßenverkehr auf die Einstellungen von Bürgern beschäftigt sich eine empirische Studie aus Indianapolis. Generell, so zeigt die Studie, unterstützt die Bevölkerung solche Maßnahmen, und in den Bezirken, wo die Bürger konkret davon betroffen sind, ist die Zustimmung sogar noch höher. Auch wird die Polizei in diesen Bereichen nicht schlechter oder „belästigender“ eingeschätzt. Allerdings glauben die Bürger allgemein nicht daran, dass solche Polizeimaßnahmen auch Erfolg haben, bzw. dass sich in ihrem Wohngebiet nach solchen Maßnahmen etwas positiv verändert, und diejenigen, die konkret von den Kontrollmaßnahmen betroffen waren, bewerten Kriminalitätsprobleme gravierender als andere. Dieser „Dramatisierungseffekt von solchen Polizeimaßnahmen sollte zukünftig stärker berücksichtigt werden. Die sog. „crackdowns“ (unangekündigte, proaktive und massive Polizeikontrollmaßnahmen) haben sich in den letzten Jahren in den USA vor allem in sog. „hot spots“ bewährt , also in Bereiche, die als besonders kriminalitätsträchtig gelten. Die bisherig hierzu vorliegenden Evaluationsstudien werden in

diesem Beitrag im übrigen ebenfalls vorgestellt. Der Beitrag liefert zudem am Ende beachtenswerte Hinweise zur Interpretation der Ergebnisse und zur Umsetzung in der polizeilichen Praxis. Quelle: S. Chermak, E.F. McGarrell, A. Weiss, Citizen´s Perceptions of Aggressive Traffic Enforcement Strategies. In: Justice Quarterly 18, 2, Juni 2001, S. 365-391.
 
 
13) Buchbestand der Hochschule für Polizei Villingen-Schwenningen im Netz
Der komplette Buchbestand (ca. 38.000 Bände) der baden-württembergischen Polizeihochschule kann jetzt über das Internet abgefragt werden. Unter http://www.fhpol-vs.de/literatur/bibliothek.htm steht ein benutzerfreundliches Suchsystem zur Verfügung. Die Bücher können zu den Öffnungszeiten der Bibliothek eingesehen und zum Grossteil auch ausgeliehen werden. Fernleihe über die öffentlichen oder wissenschaftlichen Bibliotheken ist ebenfalls möglich. Bitte dann möglichst gleich die FH-Signatur angeben. Interne Nutzer können dort ihre ausgeliehenen Bücher verlängern und ihr Ausleihkonto einsehen.
 
 
14) Neue Studien des Home Office, Research Development and Statistics Directorate
Folgende neuen Studien wurden vom britischen Home Office veröffentlicht: a)“Statistik der angezeigten Straftaten in England und Wales, 12 Monate bis März 2001“ unter http://www.homeoffice.gov.uk/rds/pdfs/hosb1201.pdf b) „Einbruch: Nachrichten aus der Praxis“ unter http://www.homeoffice.gov.uk/rds/prgpdfs/brf501.pdf c) „KFZ-Diebstähle“ unter http://www.homeoffice.gov.uk/rds/prgpdfs/brf601.pdf  d)“Gewalt gegen Fremde und Bekannte“ unter http://www.homeoffice.gov.uk/rds/prgpdfs/brf701.pdf e) „Ordnungswidriges Verhalten und Unordnung: Ergebnisse für 2000 vom British Crime Survey“ unter

http://www.homeoffice.gov.uk/rds/pdfs/r145.pdf f) „Eingangstore: Praktische Tipps aus Projekten zur Einbruchsprävention“ unter http://www.homeoffice.gov.uk/rds/prgpdfs/brf201.pdf Weitere Infos: http://www.homeoffice.gov.uk/rds/whatsnew1.html  Im übrigen kann man sich ab sofort per e-mail Informationen über neue Studien und Veröffentlichungen des Research Development and Statistics Department des Home Office bestellen. Die e-mails enthalten den Titel, eine Kurzbeschreibung sowie die Internet-Fundstelle der Studie für weitere Recherchen oder download. Ein toller Service, zur Nachahmung empfohlen. Einschreiben kann man sich unter www.homeoffice.gov.uk/rds  unter „What´s new“ (der Polizei-Newsletter wird dennoch auch in Zukunft direkt auf  wichtige Studien aus dem britischen Innenministerium hinweisen!).
 
 
15) Nachtrag: Wer sucht was?
Google ist eine der bekanntesten Suchmaschinen im Internet und hat sogar schon ein neues Verb kreiert: "googeln" ist in den USA inzwischen die erste Vorbereitung auf ein neues "Date", um den neuen Partner zu durchleuchten. Jetzt gibt es Neues von Google: Zeitgeistforschung. Nicht bierernst ist die Seite www.google.com/press/zeitgeist.html zu nehmen. Hier wird statistisch aufbereitet, was die Netzgemeinde eigentlich ständig sucht.