Nr. 35, Dezember 2001
 
9) Führt Unordnung in städtischen Nachbarschaften tatsächlich zu Kriminalität?
Unter dem Titel „Disorder in Urban Neighborhoods – Does it lead to crime?“ haben Robert J. Sampson und Stephen W. Raudenbush mit dieser, auch in Deutschland in den letzten Jahren immer wieder vor dem Hintergrund des „Broken-Windows-Missverständnisses“ gestellten Frage in einer empirischen Studie in 196 Bezirken Chicagos beschäftigt. Im Ergebnis zeigen die Autoren, dass es zwar einen Zusammenhang zwischen Kriminalität und öffentlicher Unordnung gibt, dass aber Unordnung nicht unmittelbar und direkt Kriminalität entstehen lässt. Vielmehr sind es die sozio-strukturellen Bedingungen einer Nachbarschaft, die beides gleichzeitig begünstigen. Dementsprechend nützt es wenig, die Unordnung zu beseitigen, ohne sich auch den strukturellen Bedingungen zuzuwenden. Summary und der komplette Text können über http://www.ojp.usdoj.gov/nij/pubs.htm einegsehen werden. Übrigens ist „Broken Windows“ inzwischen im Netz: Der Artikel von James Q. Wilson, der (angeblich) das New Yorker Zero Tolerance Project ausgelöst haben oder ihm zugrunde gelegen haben soll, ist jetzt auch im Internet verfügbar – in der Originalversion von 1982 in der Zeitschrift The Atlantic“ http://www.theatlantic.com/politics/crime/windows.htm In der gleichen Zeitschrift erschien übrigens der umstrittene Beitrag „Thinking about crime“ vom gleichen Autor im September 1983 http://www.theatlantic.com/politics/crime/wilson.htm sowie im März 1927 (!) ein ausführlicher Bericht von Felix Frankfurter (der heisst wirklich so...) über Sacco und Vanzetti – und kann jetzt ebenfalls dort nachgelesen werden: http://www.theatlantic.com/unbound/flashbks/oj/frankff.htm