Nr. 103, Dezember 2007
 
6) Jugendstrafen in Kanada
Die kanadische Regierung schaffte es 2003, mit den Änderungen ihrer Gesetze zum Umgang mit straffälligen Jugendlichen unnachgiebig gegenüber Kriminalität zu erscheinen, während sie gleichzeitig versuchte, den Einsatz des formellen Jugendstrafrechtssystems zu reduzieren. Dies erreichte man durch die Fokussierung öffentlicher Mitteilungen auf harte symbolische Maßnahmen, die wenig Auswirkungen auf die Art der Bestrafung Jugendlicher hatte, während man in der Gesetzgebung versuchte, den Prozentsatz der formellen Prozesse und Inhaftierungen zu reduzieren. Es ist daher verständlich, dass einige Kritiker, darunter auch Akademiker, die die öffentlichen Verlautbarungen im Blick hatten, Kanadas neues Jugendgesetzt als unnötig hart betrachteten. Die Autoren meinen, basierend auf einer Analyse des Gesetzes und seiner Verwaltung – einschließlich umfangreicher Verurteilungsdaten, die keine wirkliche Zunahme der Bestrafungen während der vergangenen etwa 10 Jahre zeigen -, dass das Gesetz, wie es verfasst und verwaltet wird, vollkommen anders ist, als es hier und in den kanadischen Massenmedien beschrieben wurde. So gesehen, hat es die kanadische Regierung doch geschafft, auf zwei Hochzeiten zu tanzen. Quelle: Doob, A. N., & Sprott, J. B. (2006). Punishing youth crime in Canada: The blind men and the elephant, in: PUNISHMENT & SOCIETY, 8(2), 223-233.