André Busche: „Vorbereitung auf die Waffensachkundeprüfung für Sportschützen, für Waffensammler und das Bewachungsgewerbe“ – Rezensiert von: Johanna Hortolani

Busche, André (2017); Vorbereitung auf die Waffensachkundeprüfung für Sportschützen, für Waffensammler und das Bewachungsgewerbe; 257 Seiten, 10. Auflage, Juristischer Fachverlag André Busche, Kiel, ISBN 978-3-940723-52-9 (Print), 17,80 Euro

 

Thema

Der Nachweis der Sachkunde ist eine der notwendigen gesetzlichen Voraussetzungen für den Erhalt einer Erlaubnis zum Erwerb oder Führen einer Waffe, z. B. durch Sportschützen, Jäger und Jägerinnen, Waffensammler und Waffensammlerinnen oder Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Bewachungsgewerbe. Das Lehrbuch soll Anwärterinnen und Anwärter auf die Teilnahme an einem Sachkundelehrgang und auf die Waffensachkundeprüfung vorbereiten, indem grundlegende gesetzliche Regelungen sowie waffentechnische Grundbegriffe erläutert werden.

Autor

Laut eigener Beschreibung ist André Busche IHK-Waffensachverständiger und Buchautor. Er unterrichtet Waffenrecht am Kompetenzzentrum für Verwaltungs-Management Schleswig-Holstein und als Lehrbeauftragter an der Fachhochschule für Verwaltung und Dienstleistung des Landes Schleswig Holstein, Fachbereich Polizei.

Aufbau und Inhalt

Das Lehrbuch erscheint bereits in der 10. Auflage und wird seit 2007 in Eigenverlegung durch den Autor herausgebracht. Die 9. Auflage war „Buch des Monats“ der Deutschen Schützen-Zeitung 06/2010. Strukturell orientiert sich die Publikation zunächst in Kapitel 1 an der Systematik des Waffengesetzes (WaffG). Nach einer Vermittlung von Grundlagen des Waffenrechts und der schrittweisen Darstellung der Voraussetzungen einer Waffenerlaubniserlangung im WaffG – § 5 Zuverlässigkeit, § 6 Persönliche Eignung, § 7 Sachkunde, § 8 Bedürfnis, § 9 Haftpflichtversicherung – werden die Umgangsbeschränkungen und –erleichterungen in Bezug auf Waffen, Munition und Geschosse geschildert und diese sogleich anhand von Bestimmungstafeln veranschaulicht. Anschließend werden die verschiedenen waffenrechtlichen Erlaubnisse in Form der unterschiedlichen Waffenbesitzkarten (für Sportschützen, Jägerinnen und Jäger, Sammlerinnen und Sammler und Sachverständige) und Waffenscheine erläutert. Kapitel 2 widmet sich dem Beschussgesetz (BeschG) und legt neben Erläuterungen über die Beschlusspflicht die Grundlagen über die Kennzeichnung von Waffen und Munition dar. In Kapitel 3 stellt der Autor kurz das Notwehrrecht und die verschiedenen gesetzlich normierten Notstandsparagraphen vor, um Leserinnen und Lesern ein Verständnis für die Konsequenzen für den unerlaubten Gebrauch von Waffen zu vermitteln. Die Kapitel 4, 5 und 6 widmen sich der Waffen-und Munitionskunde sowie den Grundlagen der Ballistik. Schließlich geht der Autor in Kapitel 7 gesondert auf die Seenotsignalmittel ein und widmet die letzten Seiten seines Lehrbuches in Kapitel 8 dem sicheren Umgang mit Schusswaffen.

Diskussion

Das Buch bietet eine gute Übersicht über die für den Nachweis der Sachkunde nach § 7 WaffG erforderlichen Bereiche des WaffG sowie des BeschG und Ballistik sowie Waffen- und Munitionskunde. Der Autor beschränkt sich jedoch nicht immer auf eine objektive und neutrale Lehrstoff-Vermittlung, sondern lässt an zahlreichen Stellen auch seine ganz persönlichen politischen Bewertungen des Waffenrechts in den Text einfließen.

So z.B. nachzulesen auf S. 20: Bei der Erläuterung des Bedürfnisses zum Erwerb und Besitz von Waffen nach § 8 WaffG stellt der Autor richtig dar, dass zum Nachweis eines Bedürfnisses Belange der öffentlichen Sicherheit und Ordnung mit dem Interesse des Einzelnen an der Waffenerlaubnis abgewogen werden müssen – eine zentrale Forderung des WaffG. Dazu stößt man bei der gewissenhaften Lektüre unvermittelt und unvermeidlich auf eine Fußnote, in der der Autor folgende politische Bewertung der fortschreitenden Weiterentwicklung des WaffG abgibt:

„Um diesen Schutz zu erreichen, scheint es angesichts der Veränderungen der waffenrechtlichen Gesetzgebung über die Jahrzehnte aus Sicht des Staates offenbar geboten, die Hindernisse für den legalen Erwerb und Besitz von Schusswaffen und Munition immer höher und unüberwindbarer zu gestalten. Angesichts der großen Zahl von Waffen in illegalem Besitz, die naturgemäß keiner Kontrolle unterliegen, ist dies aber kein zielführender Ansatz.“

Der Autor drückt damit klar seine Ablehnung für die Weiterentwicklung und Verschärfung des Waffenrechts durch den Gesetzgeber aus, schiebt die Verantwortung für sicherheitsrelevante Gefahren und Probleme, die von Waffen ausgehen können, allein auf deren illegalen Besitz und verurteilt jede Kritik an legalem Waffenbesitz.

Diese Einlassung des Autors greift deutlich zu kurz. Denn auch die Diskussion um legalen Waffenbesitz hat berechtigterweise in der öffentlichen wie politischen Diskussion der letzten Jahre eine zentrale Rolle eingenommen. Leicht zu veranschaulichen ist dies an dem Beispiel der sogenannten „Reichsbürger“. „Reichsbürger“ erkennen die Bundesrepublik Deutschland nicht an und agitieren für einen deutschen Staat in den Grenzen vor 1945. Seit 2016 werden „Reichsbürger“ auch durch das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) beobachtet, allerdings eben erst seit ein Polizist in Bayern durch Schüsse eines „Reichsbürgers“ getötet worden ist. Wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Grünen im Bundestag hervorging, besaßen mit Stand vom Mai 2018 in Deutschland 1200 „Reichsbürger“ und 750 Rechtsextremisten eine Waffenerlaubnis und konnten so legal über Waffen verfügen. Laut Verfassungsschutzbericht 2017 besteht weiterhin große Sorge über die hohe Waffenaffinität der Szene. Allein zwischen Januar 2017 und April 2018 wurden laut BfV ca. 450 waffenrechtliche Erlaubnisse bei „Reichsbürgern“ entzogen.

Es wäre zu wünschen, dass der Autor aus Meldungen wie diesen das nötige Problembewusstsein auch für legalen Waffenbesitz zieht. Gerade angesichts der offensichtlichen Fachkunde des Autors sind dessen, sich wie ein roter Faden durch das Buch ziehenden, politischen Bewertungen des deutschen Waffenrechts nicht nur angesichts der Lehrbuch-Qualität der Publikation überraschend, sondern in ihrer Intensität durchaus befremdlich und lenken stetig vom Ziel des Buches ab. Dadurch wird die Frage aufgeworfen, ob der Autor nicht nur auf die Waffensachkundeprüfung vorbereiten will, sondern auch eine spezielle politische Meinung an seine Leserinnen und Leser vermitteln will.

Zuallerletzt geht der Autor auf den sicheren Umgang mit Schusswaffen ein. Man würde sich wünschen, dass er dies an prominenterer Stelle täte und nicht erst auf den letzten fünf Seiten nach detaillierten Ausführungen über Waffentechnik und Ballistik. Schließlich sollen hier Menschen auf den sicheren Umgang mit Waffen und Munition vorbereitet werden. Eine Betonung des Problembewusstseins und der Gefahren für Leib und Leben anderer Menschen gehört nicht ans Ende, sondern an den Anfang eines Lehrbuches zur Waffensachkunde!

Fazit

Das Buch vermittelt viel relevantes Wissen für die Vorbereitung auf die Waffensachkundeprüfung, aber krankt an der immer wiederkehrenden Darstellung der politischen Meinung des Autors, die in einem allgemeinen Sachbuch doch nur fehl am Platz sein kann.

Rezensiert von: Johanna Hortolani