Rolf Ackermann, Horst Clages, Holger Roll – Handbuch der Kriminalistik, Kriminaltaktik für Praxis und Ausbildung – Rezensiert von: Patrick Rohde

Ackermann, Rolf, Clages, Horst, Roll, Holger; Handbuch der Kriminalistik, Kriminaltaktik für Praxis und Ausbildung; Boorberg Verlag , 5. Auflage, Berlin 2019, 768 Seiten, € 49,00; ISBN 978-3-415-06025-8

Das in der 5. Auflage erschienene Werk der 3 Autoren wurde seit der letzten Auflage, die nunmehr fast 9 Jahre zurückliegt, erweitert und umfasst in dieser Auflage fast 800 Seiten. Es beinhaltet 14 Kapitel. Beginnend mit der Einführung in die Kriminalistik und abschließend mit der verdeckten Polizeilichen Informationserhebung. Dazwischen befinden sich in den einzelnen Kapiteln kriminalistische Maßnahmen und Arbeitsweisen, die ausführlich dargelegt werden. Auf einzelne Kriminalitätsfelder und Darstellungen der Arbeitsweisen in diesen speziellen Feldern geht das Buch nicht ein.

Ließe sich eine Einteilung analog dem Strafrecht in einen allgemeinen Teil (kriminalistische Arbeit im Allgemeinen) und besonderen Teil (kriminalistische Arbeit bei speziellen Delikten) vornehmen, so wäre dieses Buch eines der Kriminalistik „Allgemeiner Teil“.  Die Autoren weisen explizit darauf hin, dass die Neuauflage grenzüberschreitende Straftaten, internationaler Terror und neue Tatbegehungsweisen notwendig gemacht habe.

Das Buch ist für den Leser systematisch gelungen aufgebaut. An den Seitenrändern der Längskante, sind Markierungen, sodass auf den ersten Blick zumindest das passende Kapitel gefunden wird (man nur wissen welches Kapitel man aufschlagen möchte). Ein allgemeines Inhaltsverzeichnis mit der Nennung der einzelnen Kapitel zu Beginn, wird von feiner gegliederten Inhaltsverzeichnissen zu Beginn der einzelnen Kapitel ergänzt. So bleibt das Inhaltsverzeichnis am Anfang des Buches übersichtlich und wird nicht überfrachtet. Es kann für einen ersten Überblick genutzt werden, bevor man im eigentlichen Kapitel detaillierte Unterteilungen vorfindet. Oft sind sogenannte „Merke“ „Beachte“ und „Beispiel“ Kästchen im Text eingebaut, um auf Besonderheiten etc. hinzuweisen, und die Aufmerksamkeit des Lesers bei diesen prägnanten Darstellungen zu erhöhen. Diese Art der Fokussierung ist bei diesem Fachbuch gelungen, da so bei dem mittlerweile umfangreichen Werk die wichtigen Einzelheiten schnell nachgeschlagen werden können. Der Studierende kurz vor seinen Prüfungen wird einen solchen Aufbau bestimmt dankend annehmen.

Der Anspruch des Buches besteht in der Darstellung des gegenwärtigen Standes der Entwicklung in der Kriminalistik als Wissenschaft (!) und die Erkenntnisse systematisch zu ordnen. Daraus wird deutlich, dass den Autoren an einer wissenschaftlichen Verortung der Kriminalistik gelegen ist. Dazu steht im Widerspruch, dass polizeiliche Arbeitsweisen betont praxisorientiert dargestellt werden. Eine Vielzahl von „Handlungsanweisungen/Checklisten, Berichtsvorlagen und Hilfestellungen sind abgedruckt. Die systematische Ordnung kann dabei vielleicht in der Vielzahl von Checklisten und Berichtsvorlagen am Ende der Kapitel gesehen werden. Zumindest werden dem Leser viele Hilfestellungen und Handreichungen zur praktischen kriminalistischen Arbeit mitgegeben. Das macht auch die praktische Anwendbarkeit des Buches aus. Daher ist es mindestens ein Buch für den Praktiker, wenn auch ein umfassendes.

Der Spagat den dieses Buch (unbewusst) versucht zu leisten, ist auch die Problematik die sich daraus an verschiedenen Stellen ergibt. Dem Praktiker wird es an manchen Stellen zu theoretisch für einen schnellen Überblick/Hilfestellung werden (bspw. Hinführung zur Fallanalyse). Demjenigen, der an der theoretischen Grundlage interessiert ist (Aus- und Fortbildung), an anderer Stelle aber ggf. zu handlungsleitend und nicht erklärend genug.

Im gesamten Buch ist die häufige Verwendung von Aufzählungen mittels Spiegelstrichen und Nummerierungen auffallend. Diese sind zweifelsfrei oft notwendig, beeinträchtigen aber den Lesefluss bei einem kontinuierlichen Lesen teilweise erheblich. Ein Verzicht an der einen oder anderen Stelle wäre möglich gewesen.

Es sei noch darauf hingewiesen, dass bei intensivem Gebrauch des Buches sich einzelne Seiten schnell lösen. Bei Folgeauflagen wäre ein stabilerer Einband durchaus angebracht um auch in dieser Hinsicht die Praxisorientierung zu gewährleisten.

Rezensiert von: Patrick Rohde