Liza Cody – Miss Terry

Cody, Liza; Miss Terry; Ariadne im Argument-Verlag Hamburg, 2016, ISBN 978-3-86754-219-7, 286 S., 17.- €

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Die Autorin Liza Cody war bereits mit „Lady Bag“ „aufgefallen“ – das Buch wurde im Buch-Blog des newsletter : polizeiwissenschaft im März 2016 besprochen. http://polizei-newsletter.de/wordpress/?p=386

»Liza Cody ist wieder da. Jubel!«  so die KrimiZEIT-Bestenliste.

„Lady Bag“ hatte der Rezensent damals als „Scripted Reality“ bezeichnet und hervorgehoben, dass das Buch schön aufgemacht ist, mit festem Umschlag und Lesebändchen). Dies trifft auch für das im Original bereits 2012 unter dem gleichen Titel in England erschienene Buch „Miss Terry“ zu, wobei „Miss Terry“ etwas weniger drive hat, und zum Ende hin etwas verworren wird. Aber das tut der Lesefreude ebenso wenig Abbruch wie der Tatsache, dass wir es auch hier wieder mit angewandter Kriminologie zu tun haben – das reicht von der durchaus aktuellen Frage, ob und wie sich Menschen mit offensichtlichem (!) Migrationsintergrund in unserer Gesellschaft „integrieren“ müssen – obwohl sie hier geboren sind – bis hin zum (versuchten) Ehrenmord

Miss Terry wohnt in ein Reihenhaus nah am Fluss, mitten in der Stadt. Eine ruhige kleine Straße. Für Nita Tehri (so lautet ihr eigentlicher Name) scheint es gut zu laufen: Sie hat Arbeit, eine hübsche Wohnung und einen sorgsam geregelten Tagesablauf. Sicher, sie sieht ein bisschen anders aus als ihre Nachbarn. Aber das ist kein Problem. Bis eines schönen Wintertags gegenüber ihrer Wohnung ein Müllcontainer aufgestellt wird. Die Grundschullehrerin sucht keinen Streit, ist freundlich zu Nachbarn und Kolleginnen, buchstabiert geduldig ihren Namen, wenn man sie Miss Terry nennt – ist also ein Musterbeispiel für gelungene Integration. Wäre da nicht der Container, der eine Hetzkampagne auslöst, für die Nita nicht gewappnet ist.

Krimis leben von der Story, vor allem aber von den Figuren. Die Story ist, na ja, in Ordnung; die Figuren aber sind die eigentliche Stärke dieser leider nur allzu realistischen Geschichte. Fast alles, was sich dort ereignet, kann sich so auch bei uns abspielen – und das mag man eigentlich dann nicht gerne in einem Roman lesen, der der Entspannung dienen soll.

Aber genau dies ist ja der Reiz vieler Bücher in der Ariadne-Reihe im Argument-Verlag: Den Leser über das Medium Roman oder Krimi mit Alltagsproblemen zu konfrontieren, die man ansonsten vielleicht umgehen würde oder sich zumindest sagt: „In meiner Freizeit nicht auch noch Probleme!“

Wenn dann am Ende der Lektüre auch dieses Buches man dennoch das Gefühl hat, gut „unterhalten“ worden zu sein und dabei noch das eine oder andere Auge geöffnet und die eine oder andere Einsicht gewachsen ist, dann ist man doch rundum zufrieden – vor allem, wenn das Ganze dann am Ende zwar dramatisch – auch noch gut ausgeht, soviel sei verraten!

Und Vorsicht: „Es stehen Sätze in diesem Buch, die möchte man sofort an die nächste Wand sprayen“ (Elmar Krekeler, Die Welt) – bitte nicht tun, und wenn, dann nur an die eigenen vier Wände.

Rezensiert von: Thomas Feltes