Charlotte Otter – Karkloof Blue

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Otter, Charlotte; Karkloof Blue; Ariadne Kriminalroman 1209, Argument-Verlag Hamburg 2015, ISBN 978-3-86754-209-8, 13.- Euro

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Der Versuch, aktuelle politische Probleme in die Genreform eines Kriminalromans zu packen ist nicht neu. Nicht immer aber gelingt er so gut wie in dem Roman von Charlotte Otter. Thema ist das sog. „Greenwashing“, also den Versuch von Unternehmen, durch Marketing- und PR-Maßnahmen ein „grünes Image“ zu erlangen, ohne allerdings entsprechende Maßnahmen im Rahmen der Wertschöpfung zu implementieren. Greenwashing ist kein Kapitalverbrechen, sondern gängige Praxis in der PR großer Firmen. So pflegt (in dem Roman) der südafrikanische Papierkonzern Sentinel sein Image als umweltfreundlicher Wohltäter der Region. Nachrichtenredakteurin Maggie Cloete (sprich: Kluti) soll eigentlich ihren Schreibtisch hüten und nicht herumschnüffeln, stolpert aber schnell über eine Leiche. Selbstmord oder nicht, wenn man sich nackt einen Wasserfall herunterstürzt und zuvor noch seine Kleidung fein säuberlich zusammenlegt? Die Journalistin kann Ungereimtheiten nicht auf sich beruhen lassen. Ihre Recherchen zu vom Aussterben bedrohten Schmetterlingen lösen einen Wirbelsturm aus, der alte Leichen und neue Gewalt zum Vorschein bringt. Der zweite Roman um die kompromisslose Reporterin Maggie Cloete zeigt – so der Verlag „die dunklen Seiten des heutigen Südafrika“.

Aus dem Kommentar der Verlegerin auf der Verlagswebsite zu dem Roman: „Karkloof Blue ist ein virtuoser Politkrimi mit weitem Horizont. Es geht um Artenvielfalt und Monokulturen, um Medienalltag, Kapitalinteressen und Südafrikas Vorgeschichte von Segregation und staatlich protegiertem Mord. Lassen Sie sich entführen in die östliche Provinz KwaZulu- Natal und zu der gerade für geschichtsbewusste Deutsche so brisanten Frage, was in einer noch jungen Demokratie aus dem blutigen Erbe alter Seilschaften erwächst. Denn hier geleitet uns der Schmetterling Karkloof Blue, …, in seinem gattungstypischen Zickzackflug über Stadt und Land, durch alte und neue Intrigen, zu vergangener und gegenwärtiger Gewalt. … Charlotte Otter (zelebriert) die Kunst, Gesellschaft ›in progress‹ zu zeigen, mit den Mitteln des Hardboiled-Kriminalromans eine relevante Story actionreich und tiefenscharf aufzubereiten. Ihre Geschichte öffnet uns ein Fenster zu einem warm, lebhaft und sinnlich geschilderten fernen Kosmos, dessen Reibungspunkte und Widersprüche jedoch vielfältig übertragbar sind und uns alle betreffen. Ihre Hauptfigur … zeigt uns mit Charme und journalistischem Sachverstand ›ihr‹ Südafrika, wie es heute ist: gezeichnet von der Geschichte seiner Verbrechen, mit einer deutlich spürbaren Kluft zwischen Profitinteressen und sozialer Verantwortung sowie der Sisyphos-Aufgabe, auch das atemberaubende Naturerbe einer Region zu bewahren“.

Die Südafrikanerin Charlotte Otter schreibt in englischer Sprache (Karkloof Blue haben Katrin Kremmler und Else Laudan übersetzt). Otter lebt seit vielen Jahren in Deutschland und hat als Kriminalreporterin, als Zeitungsredakteurin sowie als freie Journalistin und Autorin gearbeitet und lebt in Heidelberg.

Der Roman eignet sich nicht nur zur Vorbereitungslektüre auf einen dienstlichen oder privaten Aufenthalt in der südafrikanischen Ostprovinz Kwazulu-Natal mit Durban und der Hauptstadt Pietermaritzburg (in der der Roman spielt). Die Provinz grenzt übrigens an Swasiland, Mosambik und an Mpumalanga, im Süden an das Ostkap, im Westen an Lesotho und den Freistaat sowie im Osten an den Indischen Ozean – also ideal für einen entspannten Urlaub mit Bademöglichkeit. Lesen sollte man ihn auch, wenn man sich mit der Geschichte Südafrikas und den (daraus entstandenen?) aktuellen Problemen beschäftigen will. Zumindest genauso spannend (und vielleicht wichtiger) sind übrigens die Verweise auf diverse Quellen, die sich mit dem Thema des Romans und der Entwicklung Südafrikas beschäftigen. Sie sind zu finden auf der Verlagswebsite http://www.argument.de/belle_index_reload.html?ak/1214.html.

Rezensiert von: Thomas Feltes