Polizei : Newsletter Nr. 146, November 2011

 1)   Kontakt zwischen Polizei und Bürger
 2)   Was Polizeibeamte in ihrer Dienstzeit machen
 3)   Zur Zukunft des Polizierens
 4)   Statistische Auswertung zu den Ausschreitungen im Vereinigten Königreich
 5)   Historischer Höchststand bei Abschiebungen in den USA
 6)   Studie zum Ausmaß innerfamiliärer Gewalt in den USA
 7)   Nummernschilder an Klassenzimmertüren wegen Amokläufen
 8)   Auskunftsersuchen bei Facebook leicht gemacht: Europe versus Facebook
 9)   Wohnungsmarktreport 2011 für Nordrhein-Westfalen veröffentlicht
10)  Website des schweizerischen Ausbildungszentrums für Strafvollzugspersonal
11)  Elektronische Fußfessel reduziert Rückfälle
12)  Website des Forschungsprojektes „Barometer Sicherheit“
13)  Forschungsprojekt zur Sicherheit bei Großveranstaltungen
14)  Konferenzbericht „Police sciences and policing 2011“
15)  Rezensionen
 
1) Kontakt zwischen Polizei und Bürger
Das US-amerikanische Bureau of Justice Statistics (BJS) hat eine statistische Auswertung der Kontakte veröffentlicht, die sich 2008 zwischen der Polizei und den Bürgern ergeben haben. Demnach hatten fast 17% der US-amerikanischen Bürger Kontakt mit der Polizei. Meist ergab sich der Kontakt in Zusammenhang mit einer Verkehrskontrolle. Die Daten lassen vermuten, dass die Mehrheit der Bürger, die mit der Polizei Kontakt hatte (neun von zehn) am Verhalten der Polizisten nichts auszusetzen hatten. Quelle und weitere Informationen finden sich im Internet: http://www.bjs.gov/content/pub/pdf/cpp08.pdf
 
 
2) Was Polizeibeamte in ihrer Dienstzeit machen
Eine Untersuchung der National Policing Improvement Agency (NPIA) im Vereinigten Königreich ist der Frage nachgegangen was Polizisten in ihrer Dienstzeit machen. Die Studie basiert auf der Beobachtung von Polizisten während 194 Dienstschichten. Dabei zeigte sich, dass die sogenannten „Neighbourhood Officers“, die einen besonders engen Kontakt zu den Bürgern in einem bestimmten Gebiet halten sollen, im Durchschnitt 44% ihrer Arbeitszeit in dem ihnen zugewiesen Gebiet ableisten. Mehr als die Hälfte der Zeit verbringen sie mit Verwaltungsarbeiten (2,5 h pro Tag) oder anderen Tätigkeiten innerhalb der Dienststelle ohne Kontakt zu den Bürgern zu haben. Der Ergebnisbericht der Untersuchung kann im Internet heruntergeladen werden: http://www.npia.police.uk/en/docs/An_observational_study_of_response_and_neighbourhood_officers.pdf
 
 
3) Zur Zukunft des Polizierens
Ein umfassender Beitrag von Gregory Treverton, Matt Wollman, Elizabeth Wilke und Deborah Lai widmet sich einer möglichen Zukunft des Polizierens. In „Moving Toward the Future of Policing“ beschreiben und analysieren die Autoren aktuelle Herausforderungen des Polizierens und versuchen zukünftige Entwicklungen vorherzusagen. Das Buch enthält auch eine Gesamtschau von verschiedenen Ansätzen des Polizierens (vom 19. Jahrhundert bis heute). Die Autoren messen der Integration von neuen Technologien für die Zukunft weniger Bedeutung bei. Stattdessen verweisen sie darauf, dass der Aus- und Fortbildung der Akteure eine immer größere Bedeutung zukommen wird. Der gesamte Beitrag steht im Internet zum kostenlosen Download bereit: http://www.rand.org/content/dam/rand/pubs/monographs/2011/RAND_MG1102.pdf
 
 
4) Statistische Auswertung zu den Ausschreitungen im Vereinigten Königreich
Die Straftaten, die sich im Rahmen der Ausschreitungen im Vereinigten Königreich 2011 ereignet haben, wurden nun erstmals statistisch untersucht. Das britische Innenministerium hat vor kurzem einen Bericht veröffentlicht, in dem analysiert wird, an welchen Orten sich welche Taten ereignet haben. Darüberhinaus beschreibt der Bericht die Struktur der Täterschaft. Insgesamt wurden im August 2011 über 5.000 Straftaten in Zusammenhang mit den Ausschreitungen erfasst. Bis Anfang September wurden ca. 4.000 Personen verhaftet. Die Mehrheit der Verhaftungen (41%) fand in Zusammenhang mit Diebstählen statt. 89% der Verhafteten waren männlich und überwiegend zwischen 18 und 24 Jahren alt. Der Bericht kann im Internet kostenlos heruntergeladen werden: http://www.homeoffice.gov.uk/publications/science-research-statistics/research-statistics/crime-research/overview-disorder-aug2011/overview-disorder-aug2011?view=Binary
 
 
5) Historischer Höchststand bei Abschiebungen in den USA
Die USA haben in den letzten zwölf Monaten 396.000 illegale Einwanderer abgeschoben. Damit hat die Anzahl an Abschiebungen einen historischen Höchststand erreicht. Nach Angaben der US-Einwanderungsbehörde sind mehr als die Hälfte der abgeschobenen Personen vor ihrer Abschiebung straffällig geworden. Insgesamt waren mehr als 216.000 der Abgeschobenen verurteilte Straftäter. „1.100 von ihnen seien wegen Mordes verurteilt worden, fast 6.000 wegen sexueller Gewalt und fast 45.000 wegen Drogenkriminalität.“ Quelle und weitere Informationen finden sich im Internet: http://www.n-tv.de/politik/USA-weisen-mehr-Straftaeter-aus-article4559226.html
 
 
6) Studie zum Ausmaß innerfamiliärer Gewalt in den USA
Das Office of Juvenile Justice and Delinquency Prevention (OJJDP) des US-amerikanischen Justizministeriums hat eine Untersuchung zur innerfamiliären Gewalt und zum Missbrauch veröffentlicht. Die Studie fokussiert die Situation von Kindern und Jugendlichen in den USA und basiert auf den Angaben von 4.549 jungen Menschen. Der Ergebnisübersicht kann entnommen werden, dass schätzungsweise ein Viertel der Kinder und Jugendlichen mindestens einmal im Leben innerfamiliärer Gewalt ausgesetzt ist. Dabei handelt es sich jedoch überwiegend um Gewalt die sich zwischen den Eltern (bzw. zwischen den Erwachsenen innerhalb des Haushaltes) ereignet. Die vollständige Ergebnisübersicht steht zum kostenlosen Download im Internet bereit: https://www.ncjrs.gov/pdffiles1/ojjdp/232272.pdf
 
 
7) Nummernschilder an Klassenzimmertüren wegen Amokläufen
Die Polizei im baden-württembergischen Waiblingen empfiehlt die Klassenzimmer in Schulen mit eindeutigen Nummernschildern zu kennzeichen. Die Maßnahme soll dazu beitragen, dass sich die Polizei bei Amoklagen in Schulen besser orientieren kann. Bei dem Amoklauf von Winnenden hatte ein Anrufer der Polizei die Räume 305 und 301 genannt. „Das ließ vermuten, dass es sich um Schulräume im dritten Stock handelte. Die Klassenräume lagen aber im ersten Stock.“ Die Maßnahme ist Teil des neuen Einsatz-Orientierungssystems der Polizei. Quelle und weitere Informationen finden sich im Internet: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/amoklauf-praevention-die-polizei-lernt-aus-winnenden-11498579.html
 
 
8) Auskunftsersuchen bei Facebook leicht gemacht: Europe versus Facebook
Auf der Website „Europe versus Facebook“ informiert eine Gruppe von (teilweise ehemaligen) Facebook-Nutzern über die Praxis des Datenschutzes bei Facebook. Auf der Website finden sich auch nützliche Hinweise zur Eigenauskunft. So werden neben Musterbriefen für Auskunftsersuchen auch Erfahrungsberichte bereitgestellt. Das Projekt ist über folgende URL erreichbar: http://europe-v-facebook.org/DE/Daten_verlangen_/daten_verlangen_.html
 
 
9) Wohnungsmarktreport 2011 für Nordrhein-Westfalen veröffentlicht
Die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) NRW hat den Wohnungsmarktreport 2011 für Nordrhein-Westfalen veröffentlicht. Das kostenlos zugängliche Dokument informiert nicht nur über die Entwicklung der Mieten und Kaufpreise von Wohnungen und Mehrfamilienhäusern sondern enthält auch detaillierte Informationen über die wirtschaftlichen und demografischen Rahmenbedingungen der 54 kreisfreien Städte und Landkreise in Nordrhein-Westfalen. Der Bericht steht zum kostenlosen Download im Internet bereit: http://www.leg-nrw.de/unternehmen/presse/leg-wohnungsmarktreport-nrw-2011/
 
 
10) Website des schweizerischen Ausbildungszentrums für Strafvollzugspersonal
Das schweizerische Ausbildungszentrum für Strafvollzugspersonal (SAZ) informiert auf einer Website über aktuelle Themen aus dem Bereich des Strafvollzugs. Neben der Darstellung von Aus- und Fortbildungsmaßnahmen informiert die Website auch über aktuelle Publikationen sowie über laufende und abgeschlossene Forschungsprojekte aus dem Bereich des Justizvollzugs. Die Website ist über folgende URL erreichbar: http://www.prison.ch/de/bibliothek-publikationen-newsletter.html
 
 
11) Elektronische Fußfessel reduziert Rückfälle
Eine Untersuchung des National Institute of Justice (NIJ) des US-amerikanischen Justizministeriums hat ergeben, dass der Einsatz von elektronischen Fußfesseln die Rückfallwahrscheinlichkeit reduzieren kann. Im Rahmen der Untersuchung wurde die Rückfallquote von 5.000 Straftätern, die an einem Programm teilnahmen in dem sie elektronisch überwacht wurden, mit der Rückfallquote von 266.000 Straftätern verglichen, die an anderen Bewährungshilfeprogrammen teilgenommen haben. Dabei zeigte sich, dass die Rückfallquote bei den zuvor überwachten um ca. ein Drittel geringer war als bei den Tätern, die nicht elektronisch überwacht wurden. Besonders deutlich zeigte sich der Effekt bei Tätern, die wegen Eigentums-, Drogen- oder Sexualstraftaten verurteilt wurden. Der Ergebnisbericht der Untersuchung ist über folgende URL erreichbar: https://www.ncjrs.gov/pdffiles1/nij/234460.pdf
 
 
12) Website des Forschungsprojektes „Barometer Sicherheit“
Im Rahmen des vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung geförderten Projektes „Barometer Sicherheit in Deutschland“ (BaSiD) soll ein Instrument zur Erfassung und Messung des Sicherheitsempfindens entwickelt werden. Das Projekt zielt insbesondere auf die Wahrnehmungen, Erwartungen und Gefühle die mit Kriminalität, Naturkatastrophen und technischen Großunglücken verbunden sind. Dabei wird jedoch nicht außer acht gelassen, „dass die Wahrnehmung von Sicherheit in die soziale Sicherheit eingebettet ist“. BaSiD ist ein interdisziplinäres Verbundprojekt an dem Soziologen, Kriminologen, Medien- und Kommunikationswissenschaftler sowie Psychologen und Rechtswissenschaftler beteiligt sind. BaSiD läuft bis 2013 und informiert auf einer Website über laufende Aktivitäten: http://basid.mpicc.de/basid/de/pub/basid_home.htm
 
 
13) Forschungsprojekt zur Sicherheit bei Großveranstaltungen
Das Forschungsprojekt „Vernetzung von Nahverkehrsgesellschaften, Einsatzkräften, Veranstaltern und Fahrgästen für Sicherheit“ (VeRSiert) soll dazu beitragen die Sicherheit der Besucher von Großveranstaltungen – insbesondere bei der An- und Abreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln – zu erhöhen. Im Rahmen des Projekts werden mit Videoanalyseverfahren und computergestützten Simulationen Prognosen über die Dichte von Besucherströmen erstellt. Das Projekt unterhält eine Website auf der nun die ersten Ergebnisse präsentiert werden: http://www.versiert.info/ergebnisse/ergebnisse.htm
 
 
14) Konferenzbericht „Police sciences and policing 2011“
Unter der Rubrik „Online-Dokumente“ (http://www.polizei-newsletter.de/online_documents_german.php) ist auf der Website des PNL ein Bericht über die internationale Konferenz „Police sciences and policing 2011 – Progress in Criminalistics 2011“ veröffentlicht worden. Die Veranstaltung wurde vom Lehrstuhl für Kriminalistik und forensische Wissenschaft der slowakischen Polizei-Akademie in Bratislava organisiert und behandelte sowohl Themen der Polizeiwissenschaft als auch der Kriminalistik.
 
 
15) Rezensionen
Unter der Rubrik Buchbesprechungen sind auf der Website des Polizei-Newsletters (http://polizei-newsletter.de/books_german.php) neue Rezensionen zu finden: Frank Ebert rezensiert Richard Thiess "Halt, Stehenbleiben! Polizei! – Aus dem Leben eines Ermittlers“. Darüber hinaus bespricht Thomas Feltes die Tagebücher von Fritz J. Raddatz („Tagebücher 1982 – 2001“ und die „Tagebücher in Bildern“).