Polizei : Newsletter Nr. 166, September 2013

 1)   Polizeieinsatz in Düsseldorf könnte die Zahlung von bis zu 100.000 Euro Schmerzensgeld nach sich ziehen
 2)   Masterstudiengang für Kriminalisten?
 3)   Webcast für Ermittler: Zur forensischen Analyse von Handschriften
 4)   Informationsangebot für Polizei und Justiz zum Thema Frühintervention bei Drogenkonsumenten
 5)   Webinar zu gemeinsamen Ermittlungsgruppen
 6)   Videobeitrag von Trigger Crime Report zum Thema Polizeigewalt
 7)   Legitimation staatlichen Handelns durch mehr Bürgerdialog und bessere parlamentarische Kontrolle
 8)   Welchen Sinn haben ökonomische Kosten-Nutzenanalyse in der Kriminologie?
 9)   Daten des Mikrozensus online verfügbar
10)  ENSURE – Forschungsprojekt zum Bevölkerungsverhalten bei Katastrophen
11)  Weltkonferenz der Sportminister fordert mehr Maßnahmen zur Sicherung der Integrität im Sport
12)  Formen und Vergleiche internationaler Inklusion
13)  „Psychologisches Grundwissen für die Polizei“ und „Moderne Polizeipsychologie in Schlüsselbegriffen“
14)  Deutsche Gesellschaft für Kriminalistik – Jahrestagung
15)  Veranstaltungshinweis der KrimZ: Straffällige mit besonderen Bedürfnissen
16)  Ausschreibung einer Juniorprofessur für Soziologie, insbesondere soziale Probleme und soziale Kontrolle
 
1) Polizeieinsatz in Düsseldorf könnte die Zahlung von bis zu 100.000 Euro Schmerzensgeld nach sich ziehen
Im Mai 2010 kam es in der Düsseldorfer Altstadt zu einem folgenschweren Polizeieinsatz. Im Zusammenhang mit einer gewalttätigen Auseinandersetzung am Rande eines Zweitligaspiels wurden an diesem Tag 159 Fußballfans festgenommen und teilweise noch vor Ort einer Leibesvisitation unterzogen. In diesem Zusammenhang wurden auch Handys konfisziert und die Fans wurden in Gewahrsam genommen. Das Düsseldorfer Verwaltungsgericht hat nun der Beschwerde eines Betroffenen Recht gegeben und die Ingewahrsamnahme für rechtswidrig erklärt. „Kritisiert wurde, dass den Festgenommenen keine Beteiligung an der Randale nachgewiesen werden konnte, sie trotzdem nicht zügig einem Richter vorgeführt wurden, der über die Rechtmäßigkeit der Maßnahme hätte entscheiden können.“ Die Betroffenen können nun auf Entschädigungen hoffen und dem Land drohen Schmerzensgeldzahlungen von bis zu 100.000 Euro. Quelle: http://www.express.de/duesseldorf/fan-randale-kostet-dieser-einsatz-die-polizei-100-000-euro-,2858,23747104.html
 
 
2) Masterstudiengang für Kriminalisten?
Der Wunsch nach besserer Qualifikation von Kriminalisten wird in der Praxis und auch von Polizeigewerkschaften immer wieder vorgebracht. Es gibt erste Angebote, z.B. den „Master of Arts Criminal Investigation“ der privaten Steinbeis-Hochschule in Berlin http://www.school-grc.de/studium/master-of-arts-criminal-investigation.html, den der BdK mit drei Teil-Stipendien unterstützt: http://www.school-grc.de/index.php?id=326. Allerdings fallen dort für das zweijährige Studium Gebühren in Höhe von 29.000.- Euro an. Zum Vergleich: Der akkreditierte Bochumer Masterstudiengang „Kriminologie und Polizeiwissenschaft“ an einer staatlichen Universität www.makrim.de verlangt für die gleiche Studienzeit und einen gleichwertigen Abschluss weniger als 4.000.- Euro Studiengebühren – allerdings muss man dort ein aufwändiges Auswahlverfahren bestehen.
 
 
3) Webcast für Ermittler: Zur forensischen Analyse von Handschriften
Das US-amerikanische National Institute of Standards and Technology (NIST) hat auf seiner Website zahlreiche Videos eingestellt in denen Experten verschiedener Disziplinen über Methoden und Techniken zur Handschriftenanalyse berichten. Die Videos entstanden im Rahmen einer Konferenz, die im Juni 2013 von der NIST ausgerichtet wurde. Link zu den frei zugänglichen Videos: http://www.nist.gov/oles/forensics/measurement-science-and-standards-in-forensic-handwriting-analysis-conference-webcast.cfm
 
 
4) Informationsangebot für Polizei und Justiz zum Thema Frühintervention bei Drogenkonsumenten
Die Koordinationsstelle Sucht des Landschaftsverbandes-Westfalen Lippe führt zurzeit ein Projekt zur Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten (FreD) durch. Ein Ziel des Projektes besteht darin, die Strafverfolgungsbehörden über erfolgreiche Projekte und Maßnahmen zur Frühintervention zu informieren. Das Angebot richtet sich an Polizei, Staatsanwaltschaften und Jugendgerichte. Link zur Projekt-Homepage: http://www.lwl.org/FreD/
 
 
5) Webinar zu gemeinsamen Ermittlungsgruppen
Das European Police College (CEPOL) veranstaltet am 20. September 2013 ein online-Seminar zum Thema Joint Investigation Teams. Das Angebot richtet sich an Polizeibeamte aus Europa, die regelmäßig in Untersuchungen von schweren Straftaten eingebunden sind. Im Rahmen der Anmeldung müssen Interessenten den Nachweis erbringen, dass sie Polizeibeamte sind (obligatorische Voraussetzung für eine Teilnahme). Weitere Informationen sowie Link zur Anmeldung: https://www3.gotomeeting.com/register/661740454
 
 
6) Videobeitrag von Trigger Crime Report zum Thema Polizeigewalt
Im YouTube Channel Trigger Crime Report ist ein Beitrag zum Thema Polizeigewalt erschienen. Der Beitrag behandelt das Thema zunächst anhand einer Darstellung der Polizeieinsätze, die sich im Sommer 2013 im Gezi-Park in Istanbul zugetragen haben. Darüber hinaus wird auch die Situation in Deutschland behandelt. Dabei zeigt sich erneut, dass die Kennzeichnungspflicht von Polizeibeamten, wie sie bspw. in Berlin und Brandenburg eingeführt wurde, nicht dazu beigetragen hat, das Polizeibeamte häufiger Opfer von willkürlichen Anschuldigungen geworden sind. Link zum vollständigen Beitrag: http://www.youtube.com/watch?v=mDTK4mSqpf4
 
 
7) Legitimation staatlichen Handelns durch mehr Bürgerdialog und bessere parlamentarische Kontrolle
Jan Philipp Albrecht, Mitglied des Europäischen Parlamentes, hat eine Broschüre mit bemerkenswerten Denkanstößen zu einer alternativen Sicherheitspolitik herausgegeben. Die Broschüre thematisiert die Bedeutung, die besserer Ausstattung und besserer Ausbildung bei Sicherheitsbehörden zukommt und fordert die Verstärkung von grundrechtsschonenden Ermittlungsmethoden, „hin zur Legitimation staatlichen Handelns durch Bürgerdialog und parlamentarische Kontrolle“. Die lesenswerte Broschüre steht zum kostenlosen Download im Internet bereit: http://www.janalbrecht.eu/fileadmin/material/Dokumente/20130426-GE-Innenbroschuere-online-01.pdf
 
 
8) Welchen Sinn haben ökonomische Kosten-Nutzenanalyse in der Kriminologie?
Die Diskussion um Veränderungen, Anpassungen und Reformen im Bereich der Strafverfolgung und der Justiz sowie im Bereich des Strafvollzugs werden immer häufiger von Kosten-Nutzenanalysen begleitet. Die Analysen beschränken sich dabei häufig auf die ökonomische Dimension: Wie viel Euro kostet eine gute Bewährungshilfe, ein vielversprechendes Resozialisierungsprogramm oder ein gut gestalteter Haftplatz und wie viel Euro werden durch diese Maßnahmen letztlich gespart, da sie evtl. Rückfälle verhindern und dadurch Schäden und weitere Ermittlungs- und Strafverfolgungskosten vermeiden? Ein Beitrag von John Roman, der auf der Website des US-amerikanischen National Institute of Justice (NIJ) veröffentlicht wurde, zeigt nun, wie komplex und hypothetisch derartige Analysen sind. Der Beitrag behandelt das Thema exemplarisch anhand der Analyse von Interventionsprogrammen für Suchtkranke und kommt zu dem Ergebnis, dass Geld allein nicht glücklich macht…. http://nij.gov/journals/272/cost-benefit.htm
 
 
9) Daten des Mikrozensus online verfügbar
Die Forschungsdatenzentren der statistischen Ämter des Bundes und der Länder stellen seit kurzem auf ihrer gemeinsam betriebenen Homepage die Daten des Mikrozensus zum kostenlosen Download bereit. Die Daten sind in Form eines Scientific-Use-File (SUF) abrufbar. Dabei handelt es sich um eine faktisch anonymisierte 70%-Substichprobe der Haushalte bzw. Wohnungen des Mikrozensus. „Der Datenfile umfasst für das Jahr 2010 ca. 490.000 Personen in 237.782 Haushalten und enthält einen Merkmalskranz von insgesamt 528 Variablen.“ Quelle und weitere Informationen: http://www.forschungsdatenzentrum.de/bestand/mikrozensus/suf/index.asp
 
 
10) ENSURE – Forschungsprojekt zum Bevölkerungsverhalten bei Katastrophen
An der Freien Universität Berlin läuft seit kurzem ein Forschungsprojekt zum Bevölkerungsverhalten bei Katastrophen. Im Rahmen von ENablement of Urban Citizen SUpport for Crisis Response (ENSURE) werden Szenarien entwickelt, „die sowohl die direkten, indirekten und kaskadierenden Effekte eines mehrtägigen Stromausfalls abbilden als auch unterschiedliche Verhaltensweisen der Bevölkerungen integrieren“. Das Ziel des Projektes besteht darin, Konzepte zu entwickeln, die dazu geeignet sind, im Krisenfall die Bevölkerung zur (Selbst-)Hilfe zu aktivieren. Quelle und weitere Informationen: http://www.sicherheit-forschung.de/projekte/ensure/index.html
 
 
11) Weltkonferenz der Sportminister fordert mehr Maßnahmen zur Sicherung der Integrität im Sport
Die 5. UNESCO-Weltsportministerkonferenz, an der mehr als 600 Teilnehmer aus 128 Staaten vom 28. – 30. Mai 2013 in Berlin teilnahmen, hat mit der Verabschiedung der „Berliner Erklärung“ einen wichtigen Meilenstein für die internationale Sportpolitik gesetzt. Darin werden u.a. (im Kapitel 3) konkrete Maßnahmen zur Förderung der Integrität im Sport und zur Bekämpfung des Wettbetruges gefordert. Die "Berliner Erklärung" ist auf der Website der Tagung verfügbar: http://www.mineps2013.de/
 
 
12) Formen und Vergleiche internationaler Inklusion
Weltweit müssen 650 Millionen Menschen (ca. 10 % der Weltbevölkerung) mit einer Behinderung leben. In der EU sind es ca. 80 Millionen und in Deutschland ca. 9,6 Millionen Menschen. Das Übereinkommen über die Rechte von Menschen mit Behinderungen der Vereinten Nationen (weitere Informationen http://www.institut-fuer-menschenrechte.de/?id=467) verpflichtet die UN-Vertragsstaaten zur Umsetzung der Konventionsinhalte. Die jeweiligen Fortschritte sollten sich an bestimmten Gesetzen zeigen und auch im Alltag sichtbar sein. Zum Bsp. im Baurecht, im ÖPNV, in der Gestaltung von Schulen, Kindergärten, Kinos etc.. Um den Stand der Inklusion von Menschen mit Behinderung international besser vergleichen zu können, sucht die Selbsthilfegruppe Inklusion Dokumente von „Worst-/Best-Practice-Beispielen“. Gemeint sind Vorschriften, Bilder, Videos etc. die dokumentieren, wo die Inklusion von Menschen mit Behinderungen Fortschritte macht oder wo sie nicht gelingt. Nachrichten erbeten an: SHG.Inklusion@yahoo.de
 
 
13) „Psychologisches Grundwissen für die Polizei“ und „Moderne Polizeipsychologie in Schlüsselbegriffen“
Unter der Rubrik Buchbesprechungen sind auf der Website des Polizei-Newsletters (http://polizei-newsletter.de/books_german.php) neue Rezensionen erschienen: Thomas Feltes bespricht das Lehrbuch von Günter Krauthan „Psychologisches Grundwissen für die Polizei“, „Insgesamt ein Buch, das man lesen kann, aber nicht lesen muss“. Rezensiert wird auch das Nachschlagewerk „Moderne Polizeipsychologie in Schlüsselbegriffen“, herausgegeben von Hans Peter Schmalzl und Max Hermanutz. „Es wäre zu wünschen, wenn alle Polizeibeamten im Streifendienst (denn diese werden meist als erste mit den Problemen konfrontiert) dieses Buch lesen würden – denn die Ausbildung liegt meist länger zurück, und wenn dort etwas vermittelt wurde, dann können die Inhalte durch die Lektüre dieses Buches wieder ins Bewusstsein gerufen werden.“
 
 
14) Deutsche Gesellschaft für Kriminalistik – Jahrestagung
Die Deutsche Gesellschaft für Kriminalistik (DGfK) verfolgt das Ziel die Kriminalistik in Wissenschaft und Praxis fortzuentwickeln und die Qualität der kriminalistischen Aus- und Fortbildung zu erhöhen. Weitere Informationen zur DGfK: http://www.kriminalistik.info/cms/images/daten/mitgliedschaft/20121013_Flyer_DGfK_2012.pdf. Die diesjährige Tagung der DGfK wird am 29. und 30. Oktober in Herne stattfinden. Der Titel der Veranstaltung lautet „Grenzübergreifende Zusammenarbeit bei der Verbrechensbekämpfung“. Im Rahmen der Tagung werden grenzübergreifende Strafermittlungen, internationale Rechtshilfe und Formen internationaler Polizeikooperation thematisiert. Weitere Informationen zur Veranstaltung können dem Tagungsprogramm entnommen werden: http://www.kriminalistik.info/cms/images/daten/jtag/2013/Flyer-JT-2013.pdf.
 
 
15) Veranstaltungshinweis der KrimZ: Straffällige mit besonderen Bedürfnissen
Die Resozialisierung von Straffälligen ist das zentrale Ziel von Straf- und Maßregelvollzug sowie von ambulanten Maßnahmen der Straffälligenhilfe. Im Idealfall handelt es sich dabei um maßgeschneiderte, auf die jeweiligen Bedürfnisse der Straffälligen individuell abgestimmten Schritte und Handlungen. Daraus folgt, dass es neben Standardprogrammen, die für eine Vielzahl von Personen anwendbar sind, auch spezielle Angebote geben sollte, die für eine vergleichsweise kleine Gruppe von Straffälligen mit besonderen Bedürfnissen erforderlich sind. Dieses Thema steht im Zentrum einer Fachtagung, die von der Kriminologischen Zentralstelle (KrimZ) vom 7.-8. Oktober 2013 in Wiesbaden ausgerichtet wird. Weitere Themen, die im Rahmen der Tagung behandelt werden: Straftäter mit hohen Psychopathieausprägungen, Frauen, die schwere Straftaten begangen haben, alte und kranke Menschen im Vollzug. Tagungsprogramm und Anmeldeformular sind online verfügbar: http://www.krimz.de/tagung13.html
 
 
16) Ausschreibung einer Juniorprofessur für Soziologie, insbesondere soziale Probleme und soziale Kontrolle
An der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften der Universität Hamburg ist eine (W1) Juniorprofessur für Soziologie, insbesondere soziale Probleme und soziale Kontrolle ausgeschrieben. „Die Lehrverpflichtung schließt die deutsch- und englischsprachige Mitwirkung in den Bachelor- und Masterstudiengängen ‚Soziologie‘ und ‚Internationale Kriminologie‘ ein. Der Schwerpunkt der Lehre wird im Fachbereich Sozialwissenschaften zu erbringen sein. In der Forschung ist eine Einbindung der zukünftigen Forschungsaktivitäten in das Centrum für Globalisierung und Governance erwünscht.“ Die Bewerbungsfrist endet am 05.09.2013. Quelle und Link zur Ausschreibung: http://www.uni-hamburg.de/uhh/stellenangebote/WISO_05-09-2013.pdf