Polizei : Newsletter Nr. 188, September 2015

 1)   Deutsche Kinderhilfe kommentiert die PKS
 2)   Polizeiwissenschaft in der Praxis - Fachtagung an der DHPOL
 3)   Erledigungen von Strafsachen durch die Staatsanwaltschaft
 4)   Statistik für Todesfälle während oder nach Polizeigewahrsam
 5)   "Strafrechtspflege in Deutschland" aktualisiert und neu aufgelegt
 6)   Neue Datenbank führt 65 Jahre Polizeiarbeitsforschung aus der ganzen Welt zusammen
 7)   Aktuelle Studie zum Nutzen des sog. „Rapports“ im forensischen Kontext
 8)   Lebenswelt und lebensweltorientierte Polizeiarbeit.
 9)   Wahrscheinlichkeit von Spielmanipulation
10)  Sicherheitsbericht Österreich
11)  Gangsterläufer
12)  Geografie, Politik, Praxis und Statistik
13)  Erstens, nichts Schlimmes tun: Modellverfahren für Strafverfolgungsbehörden, wenn Eltern in der Gegenwart von Kindern festgenommen werden
14)  Zum Nutzen von Aussagen von Opfern schwerer Straftaten vor Gericht – Therapeutischer Effekt oder sekundäre Viktimisierung?
15)  Fangewalt und Beschwerdestellen
16)  Psychosoziale Reife und Abstandnahme von Verbrechen in einer Stichprobe unter schwerkriminellen jugendlichen Straftätern
17)  Neue Perspektiven der Polizeiarbeit
18)  Zielland Deutschland
 
1) Deutsche Kinderhilfe kommentiert die PKS
Die Deutsche Kinderhilfe hat auf der Bundespressekonferenz die aktuellen Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik 2014 zu kindlichen Gewaltopfern zusammen mit dem BKA-Präsidenten Münch vorgestellt und kommentiert. Demnach wurde 2014 wieder ein Anstieg an gegen Kinder gerichteten Fällen körperlicher Misshandlungen verzeichnet. 4233 Kinder waren hiervon betroffen, 44 Prozent von ihnen haben das 6. Lebensjahr noch nicht vollendet. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=215
 
 
2) Polizeiwissenschaft in der Praxis - Fachtagung an der DHPOL
Die Kripo Akademie des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (bdk) veranstaltet mit/an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster am 8. und 9. September, mit der Leitfrage "Polizei - Eine Wissenschaft für sich?" http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=216
 
 
3) Erledigungen von Strafsachen durch die Staatsanwaltschaft
In der Zeitschrift "Wirtschaft und Statistik" findet sich ein detaillierter Einblick in die Entscheidungen der Staatsanwaltschaften bei der Erledigung von Strafsachen bis zum Abschluss des Ermittlungsverfahrens. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=217
 
 
4) Statistik für Todesfälle während oder nach Polizeigewahrsam
Wir haben unsere Statistik für Todesfälle während oder nach Kontakt mit der Polizei in England und Wales in den Jahren 2014/15 veröffentlicht. Der Bericht stellt Zahlen für Todesfälle im Zeitraum vom 1. April 2014 bis 31. März 2015 vor. https://www.ipcc.gov.uk/ bzw. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=218 dazu passt: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=219
 
 
5) "Strafrechtspflege in Deutschland" aktualisiert und neu aufgelegt
Die von Jörg Martin Jehle verfasste Broschüre steht in der 6. Auflage 2015 zur Verfügung. Sie bietet einen prägnanten Überblick über die Stationen der strafrechtlichen Sozialkontrolle. Quelle:http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=220
 
 
6) Neue Datenbank führt 65 Jahre Polizeiarbeitsforschung aus der ganzen Welt zusammen
Die University of Queensland, Australien, hat in Zusammenarbeit mit dem Mayor's Office for Policing And Crime (MOPAC) und dem College of Policing die erste globale Polizeiarbeitsdatenbank der Welt gestartet. Sie ist eine durchsuchbare Online-Informationsbank für den praktischen Fachmann und für Akademiker. Die verfügbaren Forschungsarbeiten decken das gesamte Spektrum von Untersuchungen zu Polizeiarbeit bis zu gesellschaftlicher Sicherheit ab. Die Datenbank soll letztendlich bis zu 5.000 Fallstudien bis zurück in die 50er Jahre beinhalten. Quelle: http://www.gpd.uq.edu.au/search.php
 
 
7) Aktuelle Studie zum Nutzen des sog. „Rapports“ im forensischen Kontext
Der Begriff „Rapport“ wird im Bereich der Aussage- und Vernehmungspsychologie für den Beziehungsaufbau in polizeilichen Vernehmungen verwendet. Der Aufbau eines Rapports zu Beginn einer Vernehmung kann sich positiv auf die Aussagequalität auswirken und wird in Polizeitrainings empfohlen. Eine Forschungsgruppe aus Großbritannien konnte aber jüngst auch dokumentieren, dass der Rapport vergleichbare Effekte auf die Bereitschaft von Zeugen, falsche Anschuldigungen nach suggestiven Fragetechniken zu tätigen, haben kann, wie wenn belastendes Beweismaterial präsentiert wird. Quelle: Wright, D., Nash, R. A., & Wade. K. A. (2015). Encouraging eyewitnesses to falsely corroborate allegations: Effects of rapport-building and incriminating evidence. Psychology, Crime, and Law. doi: 10.1080/1068316X.2015.1028543
 
 
8) Lebenswelt und lebensweltorientierte Polizeiarbeit.
Mit der Notwendigkeit einer Neuorientierung der polizeilichen Ausbildung beschäftigt sich ein Essay von Prof. Dr. phil. Jochen-Thomas Werner, Professor an der Polizeiakademie Niedersachsen. Er steht im Online-Bereich des PNL zur Verfügung. Der Verfasser setzt sich kritisch mit der zunehmenden Verwissenschaftlichung des sozialwissenschaftlichen Teils des Studiums zum gehobenen Polizeivollzugsdienst auseinander. Link: http://www.polizei-newsletter.de/documents/2015_Lebenswelt_und_lebensweltorientierte_Polizeiarbeit.pdf
 
 
9) Wahrscheinlichkeit von Spielmanipulation
Das Asser-Institut für Sportrecht (Niederlande) hat mit der Studie „Die Wahrscheinlichkeiten von Spielmanipulation“ die erste empirische Untersuchung zu wettbezogener Spielmanipulation vorgelegt. Darin zeigt der Autor, dass zahlreiche gesetzliche Maßnahmen zur Bekämpfung von Spielmanipulation wissenschaftlicher Grundlagen entbehren und damit ins Leere laufen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=221
 
 
10) Sicherheitsbericht Österreich
Der neueste Österreichische Sicherheitsbericht, die Kriminalitäts- und sonstige Sicherheitslage betreffend, ist vorgelegt worden. Während der Periodische Sicherheitsbericht der Bundesregierung nach zwei Perioden das politisch Zeitliche gesegnet hat, baut die Österreichische Regierung die Berichterstattung auf stabiler Basis inhaltlich stetig weiter aus. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=222
 
 
11) Gangsterläufer
Er nennt sich "Boss von der Sonnenallee": Yehya E. aus Berlin-Neukölln. Schon im Alter von 17 Jahren wird er zu drei Jahren Haft verurteilt. Der Dokumentarfilm "Gangsterläufer" zeigt den jungen Intensivtäter vor und während dieser Zeit. Die Bundeszentrale für politische Bildung veröffentlicht den Film, ergänzt um Informationen und Hintergrundtexte. Quelle: http://www.bpb.de/politik/innenpolitik/gangsterlaeufer/
 
 
12) Geografie, Politik, Praxis und Statistik
Das National Center for Juvenile Justice (NCJJ) in den USA hat einen neuen Bereich der Juvenile Justice GPS-Geography, Policy, Practice &Statisticseröffnet. Die Internetseite hält nationale und einzelstaatliche Informationen zu staatlichen Gesetzen und Jugendstrafrechtspraxis, um einen Beitrag zur Kartierung eines Systemwandels zu leisten. Der neue Bereich zu Ordnungswidrigkeiten untersucht, wie die verschiedenen Staaten Ordnungswidrigkeitsbegehende einstufen und gibt eine Zusammenfassung von Ordnungswidrigkeiten in jedem Staat. Dieser Bereich umreißt auch nationale Daten zu Ordnungswidrigkeiten und verfolgt Datentrends, die die Staaten zu formellen Ordnungswidrigkeitsfällen, die an das Gericht verwiesen wurden, berichten. Quelle: http://www.jjgps.org/
 
 
13) Erstens, nichts Schlimmes tun: Modellverfahren für Strafverfolgungsbehörden, wenn Eltern in der Gegenwart von Kindern festgenommen werden
Eines der traumatischsten Ereignisse, die ein Kind erleben kann, ist die Festnahme eines Elternteils. Auf kurze Zeit betrachtet durchleben Kinder, deren Eltern festgenommen wurden, das Trauma der Verhaftung selbst und oft auch Belastung durch eine Veränderung Ihrer Lebensumstände. Langfristig kämpfen sie mit einer Reihe von traumaverursachten physischen und psychischen gesundheitlichen Problemen, die zu negativen Resultaten in der schulischen Leistung, im Verhalten und im Justizsystem führen können. Diese Resultate schaden nicht nur den involvierten Kindern, sondern auch der Gesellschaft als Ganzes, die eine Chance für potenzielle Produktivität verpasst und mehr Ressourcen für Schulen, soziale Dienstleistungen, Strafverfolgung und Gerichte aufbringen muss. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=223
 
 
14) Zum Nutzen von Aussagen von Opfern schwerer Straftaten vor Gericht – Therapeutischer Effekt oder sekundäre Viktimisierung?
Im Rahmen einer niederländischen Längsschnittstudie konnten keine direkten positiven Effekte von Aussagen vor Gericht zu den durch die Straftat erlittenen, emotionalen Beeinträchtigungen nachgewiesen werden. Vielmehr scheint das Erleben von Kontrolle und Verfahrensgerechtigkeit mit der Reduktion von Angst und Wut zusammenzuhängen. Die Autoren betonen allerdings die Notwendigkeit einer differentiellen Betrachtungsweise. Lens, K. ME. et al. (2015). Delivering a Victim Impact Statement: Emotionally effective or counter-productive? European Journal of Criminology, 12 (1), 17-34 http://euc.sagepub.com/content/12/1/17.full.pdf+html
 
 
15) Fangewalt und Beschwerdestellen
Die Piraten-Fraktion im Landtag NRW beschäftigt sich seit geraumer Zeit intensiv mit dem Thema Fangewalt und unabhängige Beschwerdestellen. Die Diskussion wird in einem Blogpost zusammengefasst, der hier verfügbar ist: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=224
 
 
16) Psychosoziale Reife und Abstandnahme von Verbrechen in einer Stichprobe unter schwerkriminellen jugendlichen Straftätern
Die Forscher befragten 1.354 junge Straftäter nach ihrer Verurteilung über sieben Jahre hinweg, um herauszufinden, welche Faktoren (z. B. individueller Reifeprozess, Veränderung im Leben und Verstrickung ins Strafrechtssystem) Jugendliche, die schwere Straftaten begangen hatten, dazu bringen, den kriminellen Weg weiter zu verfolgen oder davon Abstand zu nehmen. Als Ergebnis dieser Befragungen und der Durchsicht amtlicher Aufzeichnungen haben die Forscher den gegenwärtig umfassendsten Datensatz zu schwerkriminellen heranwachsenden Straftätern und ihre Lebenssituation in der späten Adoleszenz und im frühen Erwachsenenalter zusammengetragen. Verglichen mit anderen antisozialen Jugendlichen hatten Jugendliche, deren antisoziales Verhalten bis ins frühe Erwachsenenalter andauerte, erwiesenermaßen ein niedrigeres Niveau psychosozialer Reife in der Adoleszenz und Defizite in ihrer Reifeentwicklung (z. B. Entwicklungshemmung). Die große Mehrheit jugendlicher Straftäter, selbst diejenigen, die schwere Verbrechen begehen, wachsen während dem Übergang ins Erwachsenenalter aus antisozialen Tätigkeiten heraus. Die meisten Jugendstraftaten sind tatsächlich auf die Adoleszenz begrenzt. Diese Studie deutet an, dass der Prozess, aus den Straftaten durch Reife herauszuwachsen, stärker allgemein mit dem Reifeprozess verbunden ist, auch in Bezug auf Entwicklung von Impulskontrolle und Zukunftsorientierung. http://www.ojjdp.gov/pubs/248391.pdf
 
 
17) Neue Perspektiven der Polizeiarbeit
Abhandlungen der Harvard Executive Session on Policing and Public Safety wurden nun veröffentlicht. Die einzelnen Abhandlungen stehen auf der NIJ-Website im PDF-Format zur Verfügung. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=225
 
 
18) Zielland Deutschland
Leicht verständliche Hintergründe zu Flüchtlingen und Einwanderung liefert eine Broschüre der Konrad-Adenauer-Stiftung, die in gedruckter Version und als pdf zur Verfügung steht. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=226