Polizei : Newsletter Nr. 189, Oktober 2015

 1)   Viktimisierung in den USA
 2)   Polizei und psychisch Kranke
 3)   Konferenzen zum Thema Surveillance
 4)   Vertrauen ethnischer Minderheiten in die Polizei
 5)   Verdacht auf Kindeswohlgefährdung: Wie kommt er zustande?
 6)   Broken Windows – nochmals
 7)   Bewährungshilfe in Baden-Württemberg
 8)   Hooliganism und Kriminalität
 9)   Untersuchung von Mordermittlungen in Frankreich
10)  Einsatz von Bodycams bei der Polizei
11)  Diskussionskommando Berlin
12)  Deutschland auf Platz 12 im Anti-Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International
13)  Neues zur Zwillingsforschung
14)  Wirksamkeit von Präventionsprogrammen gegen Kriminalität – Geschlechtsunterschiede?
15)  Förderung von Maßnahmen zur Einbruchsprävention
 
1) Viktimisierung in den USA
Dieser amtliche Bericht beinhaltet gewalttätige Viktimisierung (Vergewaltigung oder sexueller Übergriff, Raub, schwere Körperverletzung und leichte Körperverletzung) und auch Eigentumsviktimisierung (Einbruch, Fahrzeugdiebstahl und Eigentumsdiebstahl). Die National Crime Victimization Survey (NCVS) sammelt Informationen zu Verbrechen ohne Todesfolge, unerheblich ob sie bei der Polizei angezeigt wurden oder nicht, gegen Personen ab 12 Jahren aus einer landesweit repräsentativen Stichprobe von Haushalten in den USA. 2014 wurden ungefähr 90.380 Haushalte und 158.090 Personen für die NCVS befragt. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=228
 
 
2) Polizei und psychisch Kranke
Gleich mehrere Beiträge in der Zeitschrift “Criminology” Mai 2015 (Volume 14, Issue 2) beschäftigen sich mit der Thematik des polizeilichen Umgangs mit psychisch kranken Personen, darunter u.a. mit der Anwendung von Gewalt, Verletzungen und der Wahrnehmung von Gefährlichkeit. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass mehr als drei Viertel aller durch Polizeischüsse zu Tode gekommenen Personen in Deutschland psychisch krank waren, sind diese Beiträge von besonderer Relevant. Die Abstracts sind frei verfügbar unter: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=229
 
 
3) Konferenzen zum Thema Surveillance
Im Rahmen einer internationalen Konferenzreihe zum Thema Surveillance finden am 27. November 2015 in Louvain-laNeuve und am 25. und 26. Februar 2016 an der HWR Berlin zwei Konferenzen zu den folgenden Themen statt: (1) Technology as a transformative element of penal rationality (Louvain-la-Neuve) und (2) Reacting to surveillance by security agencies and private companies in the Age of Big Data – what role for the European Union? (Berlin). Ausführlicher Call unter: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=230 Vorschläge bitte an Hartmut.Aden@hwr-berlin.de
 
 
4) Vertrauen ethnischer Minderheiten in die Polizei
Bis jetzt ist wenig darüber bekannt, welche Faktoren das Vertrauen verschiedener ethnischer Minderheiten der europäischen Länder in die Polizei beeinflussen. Dieser Artikel ist ein Schritt, um diese Lücke zu füllen. Die Auswertung von Daten, die in Antwerpen erhoben wurden, deutet an, dass es zwischen dem sozialen Kapital polnischer Einwanderer und ihrem Vertrauen in die Strafverfolgung keine Korrelationen gab. Die Wahrnehmung von Diskriminierung ist jedoch auch für diese Minderheitengruppe ein entscheidender Erklärungsfaktor. Auswirkungen für die Theoriebildung und Forschung sind in der Diskussion. Quelle: Maarten Van Craen, Wesley G. Skogan: Differences and similarities in the explanation of ethnic minority groups’ trust in the police. In: European Journal of Criminology May 2015, 12, 3, S. 300-323.
 
 
5) Verdacht auf Kindeswohlgefährdung: Wie kommt er zustande?
Die Kategorisierung von Hinweisen und Feststellungen zur Kindeswohlgefährdung ist weitestgehend unklar. Die Prognose, die ggf. zur Herausnahme des Kindes aus der Familie führt, wird anhand von sog. „inneren Listen“ der Sozialpädagogen vorgenommen. Eine empirische Studie untersucht diese Kategorisierungen und die Meldungen, die zum Einschreiten der Jugendhilfe geführt haben. Quelle: Bastian/Schrödter: Fachliche Einschätzung bei Verdacht auf Kindeswohlgefährdung. In: Neue Praxis 3, 2015, S. 224 ff.
 
 
6) Broken Windows – nochmals
Feldexperimente zeigen, dass die Auswirkungen von Zeichen der Unordnung in wohlsituierten Umgebungen ausgeprägter sind - also dort, wo Kriminalitätsbrennpunkte nicht zu erwarten sind. Zudem ist der Effekt begrenzt: Sobald es um ernste Vergehen wie Diebstahl geht, zeigen Schmierereien, Müll und andere Zeichen der Unordnung in der Umgebung keine Wirkung mehr. Quelle: Marc Keuschnigg and Tobias Wolbring: Disorder, social capital, and norm violation: Three field experiments on the broken windows thesis. In: Rationality and Society February 2015 27: 96-126. S.a. den Bericht dazu in der Süddeutschen Zeitung vom 12.03.2015: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=231
 
 
7) Bewährungshilfe in Baden-Württemberg
Die Bewährungshilfe in Baden-Württemberg soll nach dem Willen der SPD-Landtagsfraktion wieder in staatliche Verantwortung. Das von der Vorgängerregierung gestartete Experiment mit einer privaten Trägerschaft müsse als Konsequenz aus dem Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes vom 28.11.2014 beendet werden. Ab 2017 soll eine 100%ige Landes-GmbH zuständig sein. http://www.spd.landtag-bw.de/index.php?mid=10&docid=5640 Das Urteil des BVerG ist hier verfügbar: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=232
 
 
8) Hooliganism und Kriminalität
Im European Journal of Criminology berichten Piquero/Jennings/Farrington über aktuelle Forschungsergebnisse zum Zusammenhang von „Hooliganism“ und krimineller Auffälligkeit in Großbritannien. Sie kommen dabei zu dem Ergebnis, dass sowohl die polizeiliche Auffälligkeit im Bereich Fußball als auch allgemeines kriminelles Verhalten durch bestimmte Risikofaktoren in der Kindheit und Jugend begünstigt wird. Hooliganismus sei dabei ein Teil von antisozialem Verhalten, das auch Delinquenz beinhalte. Quelle: The life-course offending trajectories of football hooligans. European Journal of Criminology 2015, 12, S. 113-125
 
 
9) Untersuchung von Mordermittlungen in Frankreich
Das Ziel dieses Artikels ist es zu erforschen, wie das Personal der französischen Strafrechtsbehörden auf Mordfälle reagiert. Das französische System ist eines der wenigen in Europa verbliebenen, das den gerichtlichen Untersuchungsgrundsatz beibehalten hat und dieser Artikel erforscht, wie das Aufsichtssystem in der Praxis funktioniert, die Methoden und Gedankenvorgänge der französischen Ermittler in all ihren Formen und das gesellschaftliche Ethos, innerhalb dessen sie arbeiten. Quelle: Charlotte Harris Investigating homicide investigation in France. Policing and Society: An International Journal of Research and Policy, 2013, 23:3, S. 328-345.
 
 
10) Einsatz von Bodycams bei der Polizei
Ein Bericht dazu ist verfügbar unter http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=233
 
 
11) Diskussionskommando Berlin
Das Diskussionskommando“ wurde 1969 als Spezialeinheit für Einsatzerprobung und Sonderaufgaben bei der Berliner Polizei gegründet. Der PNL berichtete bereits 2009 darüber, damals unter dem Titel „Gruppe 47“: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=234 . Vorwiegende Verwendung: Einsatz bei Demonstrationen. Spezielle Aufgaben: Deeskalation, Razzien gegen Drogenkriminalität, flexible Zivilstreifen. Das Diskussionskommando ist in der Bevölkerung kaum wahrgenommen worden. Ein geliebtes Kind innerhalb der Berliner Polizei war es nie. Von den Kollegen missverstanden, der Behörde unbequem und lästig. Quelle: http://www.diskkdo-berlin.de/
 
 
12) Deutschland auf Platz 12 im Anti-Korruptionswahrnehmungsindex von Transparency International
In dem jährlich von Transparency International erstellten Anti-Korruptionswahrnehmungsindex steht Deutschland 2014 auf Platz 12 des weltweiten Ländervergleichs. Insbesondere schlechte Werte bei der Geldwäschebekämpfung haben dafür gesorgt, dass Deutschland es nicht unter die Top zehn Länder geschafft hat. Der vollständige Bericht kann unter folgendem Link eingesehen werden: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=235
 
 
13) Neues zur Zwillingsforschung
Die Autoren eines Aufsatzes, der jüngst in der Zeitschrift „Criminology“ veröffentlicht wurde, hinterfragen die Kritik an der Zwillingsforschung. Aufgrund der Fehleranfälligkeit der statistischen Verfahren und Modelle zur Untersuchung von Zwillingen war diese Forschung in Frage gestellt worden. Nach Meinung der Autoren weisen die Befunde aus der Verhaltensgenetik durchaus eine hohe Relevanz auf. Quelle: Barnes /Wright / Boutwell / Schwartz / Connolly / Nedelec: „Demonstrating the validity of twin research in criminology“. In: Criminology 52, 4, 14, S. 627-654.
 
 
14) Wirksamkeit von Präventionsprogrammen gegen Kriminalität – Geschlechtsunterschiede?
Je nach ihrer Ausgestaltung zeigen Präventionsprogrammen teilweise unterschiedliche positive Effekte bei weiblichen und männlichen Teilnehmern, für einige Programme wurden auch geschlechtsabhängige nachteilige Wirkungen aufgezeigt. Praktiker sollten sich daher genau informieren, welche speziellen Präventionsmaßnahmen bei welchem Geschlecht besonders effektiv sein können. Quelle: Fagan, A. A. & Lindsey, A. M. (2014). Gender Differences in the Effectiveness of Delinquency Prevention Programs: What Can Be Learned From Experimental Research? Criminal Justice and Behavior, 41 (9), 1057–1078. http://cjb.sagepub.com/content/41/9/1057.full.pdf+html
 
 
15) Förderung von Maßnahmen zur Einbruchsprävention
Bei Renovierungs- oder Umbauarbeiten von Immobilien gibt es die Möglichkeit, für den Einbau einbruchhemmender Produkte eine staatliche Förderung bzw. einen Zuschuss zu erhalten. Das Programm Polizeiliche Kriminalprävention beim LKA Stuttgart hat eine Website erstellt, auf der ein Überblick über die Programme gegeben wird. Quelle: http://www.k-einbruch.de/foerderung