Polizei : Newsletter Nr. 19, Juli 2000

 1)   Der „Fahnder“ baut aus
 2)   Gewalt in der Familie - Was funktioniert?
 3)   US-National Institute of Justice stellt online-newsletter vor
 4)   Biometrie
 5)   Online-Reisebüros
 6)   Cybercrime-Lösung mit Fehlern
 7)   Giuliani – da war doch was?
 8)   Polizeinotrufe: Wer ruft warum die Polizei und mit welchem Ergebnis?
 9)   Graf Ortho und seine Rechtschreibung?
10)  Managementkompetenz im öffentlichen Dienst
11)  Community Policing in Chicago
12)  Internationale Konferenz “Evaluating Community Policing” in Brüssel
13)  Das Letzte für heute?
 
1) Der „Fahnder“ baut aus
Der kostenpflichtige Suchservice rund um Rechtsfragen im Internet baut aus mit neuen Suchfunktionen, mit neuen Redaktions-Services und mit neuen maßgeschneiderten Informationen für den juristischen Alltag. Laut den Betreibern wird dann aus der juristischen Suchmaschine, die man bislang kannte, endgültig die erste Adresse für Rechtsfragen im Internet. Vollmundig klingen die Versprechungen - Informationen für Interessierte gibt es per E-Mail: info@fahnder.de oder unter http://www.fahnder.de.
 
 
2) Gewalt in der Familie - Was funktioniert?
Die Verringerung der Gewalt gegen Frauen war eines der wichtigsten Programme des britischen Home Office seit 1998. In einer Mappe hat das Home Office nunmehr die wichtigsten Ergebnisse verschiedenster Projekte und Modelle übersichtlich zusammengestellt. Reducing Domestic Violence ... What Works? Briefing Notes ist von der “Policing and Reducing Crime Unit” herausgegeben worden und in der “Crime Reduction Research Series” erschienen. Kopien können angefordert werden über http://www.homeoffice.gov.uk/violenceagainstwomen . Die Seite enthält auch weitere Links zum Thema sowie Informationen über die Europäische Kampagne gegen Gewalt in der Familie. Zum gleichen Thema: Die Anzahl der weiblichen Opfer von Gewalt in der Familie (genauer: Gewalt durch Intimpartner) ging in den USA zwischen 1993 und 1998 von 1.1 Millionen auf 876,000 Straftaten zurück. NCJ-Dokument No.178247, über http://www.ojp.usdoj.gov/bjs/whtsnw2.htm
 
 
3) US-National Institute of Justice stellt online-newsletter vor
Der newsletter kann von der website des Institutes (http://www.ojp.usdoj.gov/nij/) abgerufen werden. NCJRS-Katalog. In den USA brauchen Fachleute, die nach den neuesten Fakten aus den Bereichen Forschung und Daten zu Verbrechen, Drogen und Strafvollzug suchen, nicht weiter zu klicken als auf die Homepage des "National Criminal Justice Reference Service". Hier erscheint alle zwei Monate der NCJRS-Katalog, der gleichermaßen als Ausgangspunkt zur Entwicklung von Theorien und Verfahren von Kriminalitätsproblemen genutzt wird. Wer mal hineinsehen will findet die neueste Ausgabe unter http://www.ncjrs.org/catalog.htm.
 
 
4) Biometrie
Während hier zulande fleißig darüber diskutiert wird, ob man öffentliche Plätze videoüberwachen soll und wie lange man diese Daten speichern darf (s. dazu die Anhörung im Innenausschuss des Bundestages am 5. Juli 2000; mit dabei mit Stellungnahmen u.a. LKD Schneider aus dem Innenministerium Baden-Württemberg, Prof. Stephan (ulrichstephan@fhpol-vs.de) und Prof. Dr. Feltes (thomasfeltes@fhpol-vs.de) von der Hochschule für Polizei) ist man jenseits des großen Teichs bereits bei der Anwendung weiterentwickelter Verfahren. Unter das Stichwort "Biometrie" lässt sich zusammenfassen, was Computer mittels Lesegerät und Software alles an menschlichen Merkmalen eindeutig erkennen und unterschieden können: Fingerabdruck, Iris, Unterschrift, Gesichts- und Stimmerkennung. Auch das Bundesamt für Sicherheit beschäftigt sich mit diesen Techniken in Zusammenarbeit mit dem BKA (http://biotrust.de/), will aber das Ergebnis eines erst kürzlich durchgeführten Feldversuchs nicht in vollem Umfang veröffentlichen. In den USA werden die Systeme schon von Banken und Casinos eingesetzt. Letztere überwachen damit ihre Eingänge und filtern automatisiert ungebetene Gäste heraus, denen z.B. schon mal ein Hausverbot erteilt wurde. An der Spitze eines der aufstrebenden Unternehmen der Branche sitzt der ehemalige FBI-Direktor Oliver Revell. Der für 2000 angestrebte Jahresumsatz der Imagis Technologies wurde bereits im März übertroffen. Die neue Technik ist aber mit Vorsicht zu genießen, denn ein einmal geknacktes Passwort lässt sich einfach ändern, die Iris oder die Stimme aber wohl kaum. Quellen: http://http://www.sicherheit-im-internet.de/termine/termine.phtml?action=aktuell&id=46 , c't 7/2000, Seite 106.
 
 
5) Online-Reisebüros
Nachdem einzelne Reisebüros damit beginnen, Gebühren für ihre „Dienstleistungen“ im Vorfeld einer Reisebuchung zu verlangen, werden Online-Reisebüros immer interessanten – nicht nur für „last-minute-Schnäppchen“. Hier eine kleine Übersicht: www.ltur.de ist für ebendiese last-minute-Buchungen bekannt, ebenso wie www.buy.bye.de; www.flugboerse.de vermittelt günstige Charter- und Linienflüge weltweit; ebenso www.tiss.de, dort bekommt man sogar als Kunde Flugzeitänderungen oder Verspätungen per SMS aufs Handy übermittelt; www.start.de ist das Reservierungsystem der Reisebüros, aber auch per Internet allgemein zugänglich; www.expedia.de ist das Microsoft-Reisebüro (und somit denen zu empfehlen, die Bill Gates noch reicher machen wollen); www.focus.de/traxxx ist ein reisemagazin mit diversen Infos und Buchungsmöglichkeiten. Urlaubsinfos bekommt man über www.reiseplanung.de; www.derreisetipp.de (geographischsortiertes Verzeichnis privater Reiseberichte); www.reise.de; www.reiseroute.de bewertet Globetrotter links und www.traxc.com hat detaillierte Länderinfos und Reisetipps zu bieten. Quelle: Connect 3, 2000.
 
 
6) Cybercrime-Lösung mit Fehlern
Europäische und US Polizeibehörden sollen neue Mittel gegen die Internetkriminalität in die Hände bekommen, nationale Rechtsgrundlagen sollen harmonisiert werden. Dies lässt ein Entfwurf des COUNCIL OF EUROPE mit dem Namen "Draft Convention on Cyber-Crime" (der komplette Inhalt unter: http://conventions.coe.int/treaty/en/projets/cybercrime.htm) verlauten. Amerikanische Bürgerrechtler sind von dem Papier aber wohl weniger begeistert schreibt Declan McCullagh bei 'Wired': Der Vorschlag, der bis Ende 2000 abgesegnet werden soll, geht den Internetanhängern zu weit. Sie warnen, dass der Plan lang bestehende Grundrechte auf Privatspähre verletzen würde und den Regierungen viel zu viel Macht verleihen würde. Quelle: Wired News 03.05.2000 http://www.wired.com/news/politics/0,1283,36047,00.html?tw=wn20000503
 
 
7) Giuliani – da war doch was?
Der (ehemalige?) Bürgermeister von New York und Protagonist von „Zero Tolerance“ gerät immer mehr unter Druck: Am 16. März hatte ein New Yorker Polizist in Zivil den unbewaffneten Patrick Dorismond erschossen – kurz nach dem Freispruch der vier Polizoisten, die vor einem Jahr den ebenfalls unbewaffneten Amadou Diallo erschossen hatten. Giuliani veröffentlichte daraufhin das Jugendstrafregister von Dorismond, was er ohne richterliche Genehmigung nicht darf. Nach seiner Ankündigung im letzten Winter, obdachsuchenden wohnungslosen Müttern ihre Kinder wegzunehmen, wenn sie keiner geregelten Arbeit nachgehen, dürfte Giuliani nun zu weit gegangen und auch für seine Partei untragbar geworden sein. Mit der Ankündigung, er wolle sich scheiden lassen (vor kurzem war er bereits mit seinem Prostata-Krebs an die Öffentlichkeit gegangen) und seiner Aussage, seine politische Karriere sei derzeit nicht seine erst Sorge, bereitet er selbst seinen Abgang vor – um dann wohl darüber zu klagen, dass die Politik vor der Privatsphäre der Politiker nicht mehr Halt mache. Quelle: taz 12.5.2000
 
 
8) Polizeinotrufe: Wer ruft warum die Polizei und mit welchem Ergebnis?
Mit Hilfe von Daten aus der jährlich durchgeführten, USA-weiten Opferbefragung (n=200.000) geht eine jüngst in den USA veröffentlichte Studie der Frage nach, ob es bestimmte Personen gibt, die die Polizei vermehrt anfordern und ob es bestimmte Gesetzmässigkeiten bei der Verhaftung gibt. Im Ergebnis zeigt sich, dass Angehörige unterer sozialer Schichten eher als Mittelschicht-Angehörige sowie Frauen eher als Männer die Polizei zu Hilfe rufen. Das Verhältnis zwischen Täter und Opfer spielt ebenfalls sowohl für den Notruf, als auch für die Verhaftung eine Rolle: 1. Angriffe von Minderheiten gegen Weisse werden zwar weniger als zwischen Weissen selbst der Polizei gemeldet, enden aber häufiger mit einer Verhaftung. 2.Wenn Minderheitenangehörige andere Minderheitenangehörige angreifen wird dies eher der Polizei gemeldet und es erfolgt auch eher eine Verhaftung. 3. In Fällen von Gewalt von Männern gegen Männer wird eher die Polizei gerufen und es erfolgt eher eine Verhaftung als in anderen Konstellationen (z.B. Frau gegen Mann). Quelle: Avakame/Fyfe/McCoy: Did you call the police? What did they do? In: Justice Quarterly 16, 4, 1999, S.765-792
 
 
9) Graf Ortho und seine Rechtschreibung?
Über www.altavista.de/reform kann man anhand von Übungen im Reformspiel mit dem Grafen Ortho die neuen Rechtschreibregeln einüben, sich selbst Überprüfen was man beherrscht und was nicht (Danke an Uli Rothfuss).
 
 
10) Managementkompetenz im öffentlichen Dienst
Anhand von 28 „Kompetenzen“ werden in den Niederlanden höhere Führungskräfte im Rahmen von Führungs- und Mitarbeitergesprächen, Asessment-Centers und bei Dienstbeurteilungen beurteilt. Zu den Kompetenzen gehören u.a. „visionäres Management“,  „Flexibilität und wissenschaftliches Denken“, „Zuhören können und die richtigen Fragen stellen“, „mentale Beweglichkeit“, „ethisches Handeln“ u.a. Niedergelegt sind die Kompetenzen im SPS Competencies Netherlands 1999 (Büro Algemene Bestuurdienst, Innenministerium Den Haag. Quelle: Public Manager (Wien) 1/2000, S. 18
 
 
11) Community Policing in Chicago
Anfang Juni wurde ein aktueller Forschungsbericht des National Institute of Justice zum wohl am besten wissenschaftlich evaluierten Community Policing Projekt der Welt in Chicago veröfentlicht. Der Bericht "Problem Solving in Practice: Implementing Community Policing in Chicago" (40 Seiten) kann im Internet über die Homepage des NCJRS abgerufen werden: http://www.ncjrs.org/ledocs.htm#179556.
 
 
12) Internationale Konferenz “Evaluating Community Policing” in Brüssel
Vom 16.-19. August 2000 findet an der Freien Universität in Brüssel im Rahmen der Sommeruniversität eine internationale Tagung zur Evaluation von Community-Policing-Projekten statt. Hauptreferenten sind Wesley Skogan und Michael Wiatrowski, USA, Maurice Punch, GB, Willem de Lint, Neuseeland, Cees van der Vijver, Belgien und Thomas Feltes, Deutschland. Nähere Informationen und eine Tagungseinladung ist zu erhalten von Tom van den Broeck (tom.van.den.broeck@vub.ac.be) oder über http://zomeruniversiteit.vub.ac.be/htm/03_08_waarover.htm (Achtung, ohne „www“).

Vom 6.-10. August 2000 findet in Montréal das 10. Internationale Viktimologische Symposium statt: www.victimology-2000.com.
 
 
13) Das Letzte für heute?
Tretroller mit Motor

Für gut 1.000.- DM bekommt man einen Go-Ped oder einen Zappy: Tretroller (mit Elektro- oder Zweitakt-Motor mit 35 km/h Spitze. http://www.goped.com und http://www.zapworld.com. In den USA sind übrigens inzwischen mehr als 200 Polizeidienststellen mit Elektrobikes ausgestattet (s. zapworld.com/catalog/policebike.html – mit Smith & Wesson-Rahmen US$ 1.500.- ) – ZAP meint übrigens „Zero Air Pollution“.