Polizei : Newsletter Nr. 192, Januar 2016

 1)   Gewalt gegen Flüchtlinge
 2)   Polizeiliche Todesschüsse in den USA
 3)   Sicherheit statt Resozialisierung: Die Neuausrichtung der Bewährungshilfe
 4)   Bürger filmen die Polizei – auch in Deutschland
 5)   Statistiken zu fußballbezogenen Verhaftungen und “banning orders” in Großbritannien
 6)   Periodische Opferbefragungen in Niedersachsen
 7)   Zahlen zur Anwendung nichttödlicher Gewalt durch Polizeibeamte in den USA
 8)   Schrecken Polizeikontrollen ab?
 9)   Die PKS hat Lücken
10)  Polizei-Beschwerdestelle Niedersachsen legt Bilanz vor
11)  Viktimisierung von Polizeibeamten
12)  Kriminalität von jugendlichen Migranten in Finnland
13)  Onlinebegleitung im Strafvollzug
14)  Lebenswerter öffentlicher Raum – ohne Alkohol?
15)  Psychische Störung und Straftat: Meist kein Zusammenhang
16)  Täter im Bereich Cybercrime. Eine Literaturanalyse des BKA
17)  Verfolgungsfahrten unverhältnismäßig
18)  Die Angst der Deutschen vor Kriminalität und Einbrechern wächst
 
1) Gewalt gegen Flüchtlinge
2015 wurden insgesamt 121 Brandanschläge auf Flüchtlingsunterkünfte verübt. Rund zwei Drittel der Taten bleiben unaufgeklärt, nur jeder Dritte Tatverdächtige war den Ermittlern bekannt. Ein kritischer Beitrag in der taz thematisiert die Hintergründe: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=264
 
 
2) Polizeiliche Todesschüsse in den USA
In den USA übersteigt die Zahl der Todesfälle nach polizeilichen Handlungen weit die anderer Industriestaaten. Der hohe Anteil von tödlicher Polizeigewalt ist, so eine Studie, tief verwurzelt in zwei Faktoren der amerikanischen Gesellschaft: Polizeigewalt ist sowohl ein Werkzeug, als auch ein Ergebnis der Strategie, ethnische Trennung und Ungleichheit zu bewahren. Die Tötungen sind zudem verwurzelt in der Ideologie der individuellen Eigenständigkeit und der beschränkten Funktion der Staatsgewalt in den USA. Source: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/socf.12200/abstract
 
 
3) Sicherheit statt Resozialisierung: Die Neuausrichtung der Bewährungshilfe
Seit mehreren Jahren gibt es eine Kontroverse zur rückfallpräventiven Sozialarbeit in der Bewährungshilfe. Hessen will nun die Bewährungshilfe neu ausrichten und Sicherheitskriterien sollen künftig die Intensität der Betreuung bestimmen. http://www.dbh-online.de/?id=694
 
 
4) Bürger filmen die Polizei – auch in Deutschland
Den Polizeiwissenschaft : Newsletter hat nach der Meldung im Dezember über eine entsprechende APP in den USA der Hinweis erreicht, dass es auch in Deutschland eine solche App gibt: https://www.victim-veto.org/ Der Newsletter bedankt sich für den Hinweis.
 
 
5) Statistiken zu fußballbezogenen Verhaftungen und “banning orders” in Großbritannien
In Großbritannien nimmt seit fünf Jahren die Zahl der “banning orders” (vergleichbar mit unseren Stadionverboten) ab, zuletzt um 31%. Auch die fussballbezogenen Verhaftungen sind rückläufig. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=265
 
 
6) Periodische Opferbefragungen in Niedersachsen
Die Kriminologische Forschungsstelle des LKA Niedersachsen hat 2013 mit periodischen Opferbefragungen begonnen. Alle zwei Jahre werden 40.000 zufällig ausgewählte Einwohner Niedersachsens zu Themen wie Kriminalitätserfahrungen und -furcht oder der Bewertung der Polizei und deren Arbeit befragt. 2015 wurde die zweite Befragungswelle durchgeführt. Die Ergebnisse der ersten Befragungswelle sind in einem Abschlussbericht zusammengefasst. Quelle: http://www.lka.niedersachsen.de
 
 
7) Zahlen zur Anwendung nichttödlicher Gewalt durch Polizeibeamte in den USA
Eine Studie legt Zahlen und Analysen zur Androhung und zur Anwendung von (nichttödlicher) Polizeigewalt in den USA vor, differenziert nach verschiedenen Täter- und Umgebungsmerkmalen sowie Charakteristika des Kontaktes und der Einschätzung der Betroffenen, ob sich die Beamten angemessen verhalten haben. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=266
 
 
8) Schrecken Polizeikontrollen ab?
Eine aktuelle Studie geht der Frage nach, ob Polizeikontrollen abschreckend wirken. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass sich lediglich ein sehr geringer Effekt feststellen lässt. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=267
 
 
9) Die PKS hat Lücken
Eine interne Auswertung des LKA Sachsen hat festgestellt, dass bei einer erheblichen Anzahl von Vorgängen, die durch die sächsische Polizei bearbeitet worden sind, sich die Anzahl der zu bearbeitenden Delikte nicht in der PKS widerspiegelt. Der Bericht geht davon aus, dass die PKS als eine Sockelgröße für die Personalbedarfsberechnung ungeeignet ist, weil für 2014 nicht von 327.000 kriminalistisch relevanten Fällen, sondern von mindestens 418.000 bearbeiteten Fälle auszugehen sei, was 28% mehr bedeute.
 
 
10) Polizei-Beschwerdestelle Niedersachsen legt Bilanz vor
Seit Einrichtung der Beschwerdestelle sind dort im Monatsdurchschnitt 52,5 Beschwerden eingegangen. Zwei Drittel aller Anfragen bezogen sich inhaltlich auf die Polizei. Die Hälfte waren verhaltensbezogene Beschwerden, gefolgt von fachlichen Beschwerden (28 %). Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=268
 
 
11) Viktimisierung von Polizeibeamten
Eine Studie geht der Frage nach, wie die Viktimisierung von Polizeibeamten erklärt werden kann. Im Ergebnis zeigt sich, dass die Interaktion eine entscheidende Rolle spielt und dass Beamte, die mit negativen Erwartungen an eine Interaktion sowie aggressiv in eine Situation gehen, auch eher Gewalt provozieren. Quelle: http://euc.sagepub.com/content/12/6/635.abstract
 
 
12) Kriminalität von jugendlichen Migranten in Finnland
Den Unterschieden zwischen “eingeborenen” und immigrierten Jugendlichen geht eine Studie in Finnland nach. Die Ergebnisse zeigen, dass auch nach Berücksichtigung einer großen Anzahl von Hintergrundvariablen bei bestimmten Formen von Kriminalität ein signifikanter Unterschied zulasten der Migranten besteht. Quelle: http://euc.sagepub.com/content/early/2015/05/29/1477370815587768.abstract
 
 
13) Onlinebegleitung im Strafvollzug
"crimeic" ist ein Projekt in Niedersachsen, das Inhaftierten von Justizvollzugsanstalten die Möglichkeit bieten soll, mittels neuer Kommunikationsformen mit freiwilligen Peer-Onlinebegleitern in Kontakt zu treten. http://www.crimeic.de/
 
 
14) Lebenswerter öffentlicher Raum – ohne Alkohol?
Im Jahr 2013 erarbeitete die AG „Lebenswerter öffentlicher Raum“ unter der Leitung des Innenministeriums Baden-Württemberg für den gleichnamigen Runden Tisch des Ministerpräsidenten Handlungsvorschläge zum Umgang mit alkoholbedingten Problemlagen in der Öffentlichkeit. Die wissenschaftliche Begleitung umfasste quantitative und qualitative Studien der Hochschule für Polizei Villingen-Schwenningen sowie eine Literaturanalyse und Bevölkerungsbefragungen durch die Deutsche Hochschule für Polizei in Münster. Der  Abschlussbericht ist verfügbar unter http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=269
 
 
15) Psychische Störung und Straftat: Meist kein Zusammenhang
Eine Studie in den USA mit 143 Straftätern mit schweren psychischen Störungen (die knapp 430 Taten begangen hatten) zeigte, dass nur sieben Prozent der Taten unmittelbar auf die psychische Erkrankung zurückgeführt werden konnte. Für die große Gruppe von Delinquenten, deren Tat nicht durch ihre psychische Störung bedingt war, müssen also andere Interventionen gefunden werden als Therapien zur Behandlung ihrer psychischen Erkrankung – und die Erkrankung selbst sollte außerhalb des Gefängnisses therapiert werden. Quelle: https://www.apa.org/pubs/journals/releases/lhb-0000075.pdf
 
 
16) Täter im Bereich Cybercrime. Eine Literaturanalyse des BKA
Die Forschungs- und Beratungsstelle Cybercrime (KI 16) des Kriminalistischen Instituts des BKA hat eine Analyse deutsch- und englischsprachiger Literatur zum Thema Cybercrime durchgeführt. Diese Analyse geht u. a. der Frage nach, inwieweit sich Hacker typisieren lassen und gibt diesbezüglich einen Überblick über bisherige Typisierungs- bzw. Kategorisierungssysteme. Quelle: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=270
 
 
17) Verfolgungsfahrten unverhältnismäßig
Kurz nach Weihnachten gab es wieder mal eine polizeiliche Verfolgungsjagd, dieses Mal in Bochum. Anlass war „Schlagenlinien-Fahren“. Mit 90 km/h ging es durch die Innenstadt, 10 Streifenwagen und ein Hubschrauber waren beteiligt. Schon 2011 war Kritik an solchen Fahrten formuliert worden. Sie sind nur dann zulässig, wenn konkrete Gefahren für Leib und Leben bestehen – und schon gar nicht, wenn solche Gefahren erst – wie hier - durch die Verfolgung geschaffen werden. http://sowiport.gesis.org/search/id/iz-solis-90566349 zur Verfolgungsfahrt: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=271
 
 
18) Die Angst der Deutschen vor Kriminalität und Einbrechern wächst
Behauptet eine Studie, die von YouGov im Auftrag der dpa Ende 2015 durchgeführt wurde. Danach gaben 54 % der Befragten an, ihr Sicherheitsgefühl mit Blick auf Kriminalität habe sich im vergangenen Jahr verschlechtert. Leider wird so unzulässig Stimmung gemacht, denn wir wissen seit langem, dass geschlossenen Fragen wie hier (wahrscheinlich: „Hat sich ihr Sicherheitsgefühl 2015 verschlechtert?“ oder ähnlich, die genaue Fragestellung wird nicht bekanntgegeben) wie ein Trigger wirken und die Befragten veranlassen, mit „ja“ zu antworten. Leider wurden zudem die Ergebnisse nur unzureichend veröffentlicht und kommentiert. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=272 Zur Methode: Befragt wurden ca. 2.000 Personen, die aus dem 200.000 Personen starken Panel von YouGov stammen. S. https://yougov.de/loesungen/omnibus/