Polizei : Newsletter Nr. 2, April 1999

 1)   Studie zu Tötungsdelikten von Frauen: Mord als letzter Ausweg
 2)   Manfred Teufel veröffentlicht Buch zur Geschichte der Polizei in Südwest-deutschland
 3)   National Center for Missing and Exploited Children
 4)   Drogenabhängigkeit ist eine Krankheit
 5)   Hänsel und Gretel sowie Hermann Hesse´s Steppenwolf auf dem Index
 6)   Flache Hierarchien = kein linearer Aufstieg mehr!
 7)   Archiv des Kriegsreporters
 8)   Im modernen Kommunikationszeitalter ist Information alles?
 9)   Wörterbuch: Übersetzungshilfen im globalen Dorf
10)  BKA-Internetstreife rechtswidrig (?)
11)  Wie wählt man neue Mitarbeiter aus?
12)  Opferuntersuchung zwischen 1984 und 1995 in Frankreich
13)  „LAST-MINUTE-MELDUNG“
 
1) Studie zu Tötungsdelikten von Frauen: Mord als letzter Ausweg
Eine Studie zu Tötungsdelikten von Frauen versucht der Frage nachzugehen, warum Frauen deutlich weniger Tötungsdelikte begehen als Männer. Die Analyse der von Frauen an ihren Ehemännern oder Lebenspartnern begangenen Tötungen zeigt, dass der niedrige soziale Status sowie die geringe Verfügbarkeit legaler Mittel zur Konfliktlösung dafür verantwortlich ist, das manche Frauen die Tötung ihres Lebenspartners als letzten Ausweg nach jahrelangen, meist gewalttätigen Konflikten sehen. Quelle: Homicide Studies Vol.3, No. 1, Februar 1999, S. 30 ff.
 
 
2) Manfred Teufel veröffentlicht Buch zur Geschichte der Polizei in Südwest-deutschland
Der ehemalige Leiter der Polizeidirektion Tuttlingen, Manfred Teufel, hat nach langjähriger Materialsammlung und –sichtung ein Buch zur Polizeigeschichte Baden-Württembergs vorgelegt. Das Buch mit mehr als 320 Seiten und vielen Abbildungen beschäftigt sich mit der Polizei zwischen 1807 und 1932 in Baden, Württemberg und Hohenzollern. Das Buch kostet im Buchhandel DM 98.-, für Polizeibeamte bei Bestellung via Internet (http://www.Felix-Verlag.de) oder e-mail (mail@Felix-Verlag.de) nur DM 45.-. Über die Homepage des FELIX-Verlages ist auch das komplette Inhaltsverzeichnis des Buches verfügbar.
 
 
3) National Center for Missing and Exploited Children
Im Rahmen des „Studium Generale“ hielt der amerikanische „Age-Progression"-Spezialist, Glenn Miller, vom National Center for Missing and Exploited Children in Arlington, Virginia, Ende April einen Vortrag über seine Arbeit an der Fachhochschule Villingen-Schwenningen, Hochschule für Polizei und zeigte live einige beeindruckende Beispiele. Mit verblüffend einfachen Mitteln (Adobe Photoshop, Micrografix Picture Publisher und handelsüblichen PCs) werden Kinder um Jahre gealtert und verweste Leichen wieder rekonstruiert. Mit Hilfe dieser Bilder versuchen dann die Behörden in den USA vermisste oder verstorbene Personen zu identifizieren. Das Center ist eine private Organisation, die auch in Europa noch Partner sucht, um dem weltweit existierenden Kindesmissbrauchs zu begegnen. Momentan tritt man in Kontakt mit der Polizei Bayern, nachdem das BKA nach Aussagen von Glenn Miller eine Zusammenarbeit mangels Interesse abgelehnt hat. Im Web findet man das National Center unter: http://www.missingkids.com
 
 
4) Drogenabhängigkeit ist eine Krankheit
Unter diesem Titel hat das National Institute of Justice in Washington eine Studie zu den Hintergründen des Drogenmissbrauchs und daraus zu ziehenden Konsequenzen veröffentlicht. Die Studie, die nicht unbedingt mit der gängigen US-amerikanischen Drogenpolitik konform geht, ist die Titelgeschichte des „NIJ Journal 237“, das verfügbar ist unter http://www.ncjrs.org/drgsgen.htm#jr000237
 
 
5) Hänsel und Gretel sowie Hermann Hesse´s Steppenwolf auf dem Index
Political Correctness in den USA treibt nicht erst seit „Monicagate“ absonderliche Blüten: Ein Schulbus muss eine andere Route fahren, um nicht an einer nackten Skulptur vorbeizukommen und Bücher wie „Hänsel und Gretel“ sowie der Steppenwolf von Hermann Hesse werden aus Schulbibliotheken in Kalifornien entfernt. Der Grund: Kinder lernten daraus, dass es richtig sei, Hexen zu verbrennen und der „Steppenwolf“ würde Drogenmissbrauch und sexuelle Perversion propagieren. Gleiches Schicksal traf Bücher von Shakespeare, Mark Twain und auch J.D. Salingers „Der Fänger im Roggen“: Das Buch stelle vorehelichen Sex, Alkoholmissbrauch und Prostitution positiv dar. Quelle: Neue Zürcher Zeitung 20.11.1998
 
 
6) Flache Hierarchien = kein linearer Aufstieg mehr!
Das Konzept von Karriere hat sich verändert. Vorerst nur in der Wirtschaft, aber vielleicht auch schon bald in Behörden und in der Polizei. „Der lineare Aufstieg ist dann nicht mehr die Regel. Eher gilt: heute hier, morgen dort – ohne mehr Sterne auf der Schulter“ – schreibt Trendletter. Titel zählen nichts mehr, Karrieren verlaufen häufiger in großen Sprüngen, dafür bleiben andere jahrelang auf einer ihnen bestimmten Sprosse der Karriereleiter sitzen. Der Aufstieg Stufe für Stufe ist out, die Seitwärts-Beförderung und Karriere-Management sind in. Junge Aufsteiger werden sich dabei in Zukunft selbst führen müssen – meint `Trendletter´. Generalisten mit guten Kommunikationsfähigkeiten haben bessere Chancen als Spezialisten mit Tunnelblick. Lernen lernen ist wichtiger als Fachwissen anhäufen. Lernfreundliche Umgebungen am Arbeitsplatz sind produktiv für die Entwicklung des Unternehmens und der Mitarbeiter. Zufriedenheit zu Hause führt zu guten Ergebnissen am Arbeitsplatz – und umgekehrt. Quelle: Trendletter 2 und 3, 1999
 
 
7) Archiv des Kriegsreporters
„Mario´s Cyberspace Station (http://www.mprofaca.cro.net ) hat ein „Kosovo Crisis Center“ eingerichtet, das ständig die neuesten Nachrichten verschiedenster Quellen verbreitet. Der kroatische Journalist und ehemalige Kriegsreporter Mario Profaca hat in den letzten Jahren eine Webpage aufgebaut, die ihresgleichen sucht. Es gibt praktisch keinen Krieg, keinen Terrorismus, keine Menschenrechtsverletzung oder sonstige Verbrechen in der Welt, die nicht in Mario´s Homepage dokumentiert sind. Quelle: taz vom 1.4.99
 
 
8) Im modernen Kommunikationszeitalter ist Information alles?
...aber alles kann man nicht aufnehmen. Vor allem im Internet ist es nicht ganz einfach, die Spreu vom Weizen zu trennen und den Überblick zu behalten. Newsletter sind ein beliebtes Mittel, um Nachrichten aller Art zu verbreiten. Täglich aber kommen neue hinzu andere verschwinden wieder. Ein nützliches Tool für die Verwaltung der eigenen Newsletter (in deutscher Sprache) stellt DIE ZEIT mit ihrem Newsdog „Frido" nun zur Verfügung. Unter http://www.frido.com kann man den kleinen Helfer erreichen und einrichten. Hineinschnüffeln lohnt sich!
 
 
9) Wörterbuch: Übersetzungshilfen im globalen Dorf
Bei der Vielzahl heutiger Abkürzungen kann man sich oft schon nicht mehr sicher sein, welche Bedeutung mit einem gewählten Kürzel gemeint ist. Nicht nur in der deutschen Hip-Hop-Szene wird sich bereits darüber lustig gemacht. Um dem „gemeinen“ Computer-Anwender einige einfachen Hilfen zu geben, hier einige „Übersetzungshilfen“: Akronyme und Abkürzungen, FU Berlin:

http://www.chemie.fu-berlin.de/cgi-bin/acronym

Langenscheidt Handwörterbuch: http://www.lhs-lt.de/products/tlwoerter.htm

Wörterbuch der TU Chemnitz: http://www.tu-chemnitz,de/urz/netz/forms/dict.html

WWWebster Dictionary: http://m-w.com/netdict.htm

Onelook Dictionary: http://www.onelook.com

LOGOS: http://www.logos.it

A Web of Online Dictionaries: http://www.factstaff.bucknell.edu/rbeard/diction.htm

Bayrisch-Deutsches Wörterbuch:

 http://planet-interkom.de/schneiderbauer/bayrisch.htm
 
 
10) BKA-Internetstreife rechtswidrig (?)
Auf einer Internetseite der Initiative „Freedom for Links“ (www.freedomforlinks.de ) beschäftigt sich Rechtsanwalt Thomas Stadler mit den rechtlichen Rahmenbedingungen der anlassunabhängigen Internetstreife des BKA. In seiner Analyse kommt Stadler zum Schluss, dass es für das derzeit praktizierte Streifensurfen keine Rechtsgundlage gibt – die Maßnahme also rechtswidrig ist. Der gesamte Inhalt des Schreibens ist zu finden unter: http://www.freedomforlinks.de/Pages/bka.html Eine Fortsetzung zu diesem Thema gibt’s im nächsten Letter.
 
 
11) Wie wählt man neue Mitarbeiter aus?
Andersen Consulting sucht sich jedes Jahr aus rund 3 Mio. Bewerbungen 15.000 neue Mitarbeiter aus – zur Hälfte College-Absolventen, zur Hälfte von anderen Firmen. Dazu werden alle Bewerbungsunterlagen in eine bundesweite Datenbank eingescannt. Nach einer ersten Vorauswahl werden 200.000 der 3 Millionen Bewerber zu 15-minütigen Gespräch mit einem eigens dafür eingesetzten Mitarbeiter von Andersen geladen. Übrig bleiben dann 100.000, die zu einem weiteren 2-Stunden-Gespräch geladen werden. 20.000 davon bekommen einen Job angeboten, nur 15.000 nehmen an. Wonach wählt Andersen seine Mitarbeiter nun aus? Die eigentlichen Kriterien werden gehandelt wie das Geheimrezept von Coca-Cola, aber zwei der insgesamt acht Kriterien gibt der Personalchef Carol Meyer doch preis: Kritisches Denken und ein „Self-Starter“ zu sein (also keiner, der von anderen angestoßen werden muss, um Karriere zu machen). Andere Faktoren werden unter der Hand gehandelt: Die richtige Arbeitseinstellung ist wichtiger als gute Schulnoten, und die Fähigkeit, sich gut durch die Schule geschlagen zu haben (auch bei weniger guten Noten), nebenbei Aktivitäten entwickelt oder auch gejobt zu haben, um sich sein Studium zu verdienen, geben Pluspunkte. Teamwork, „Wir“- statt „Ich“-Verständnis, Flexibilität und diplomatisches Geschickt spielen ebenfalls eine Rolle. Andersen gibt pro Jahr übrigens mehr als 550 Mio. US$ für die Aus- und Fortbildung seiner Mitarbeiter aus – immerhin fast 15% seiner Einnahmen. Quelle: Forbes Magazin März 1999
 
 
12) Opferuntersuchung zwischen 1984 und 1995 in Frankreich
Eine Untersuchung, die sowohl soziologische Daten als auch Polizeistatistiken als Grundlage nimmt, zeigt ein düsteres Bild für die öffentliche Sicherheit in Frankreich. Dabei wird insbesondere festgestellt, dass Straftaten gegen die Gesundheit und das Leben, Fahrzeugdiebstähle und andere Diebstähle Zuwachsraten von bis zu 250 Prozent verzeichnen. Andererseits ging die Anzahl der Einbrüche im selben Vergleichszeitraum zurück. Weiterhin ist bezeichnend, dass die Mehrzahl aller Straftaten ihren Ursprung in den Städten haben, sich im Laufe der Jahre aber bis in ländliche Gegenden ausweiteten. Die Opferhäufigkeit hat sich im Bereich der Eigentumskriminalität inzwischen auch auf den Mittelstand ausgeweitet, wobei die Gewaltkriminalität ihr „Klientel“ immer noch in der jungen Arbeiterklasse hat. Quelle: Penal Issues, März 1999; Ministère de la Justice, France
 
 
13) „LAST-MINUTE-MELDUNG“
Trotz wachsender Kriminalität greifen Polizisten seltener zur Waffe. Jeder Schusswaffengebrauch eines Polizeibeamten schlägt in der Presse hohe Wellen. Trotzdem sind die Schusswaffengebräuche gegen Personen in den vergangenen Jahren seltener geworden. 1995 schossen Polizisten 119mal, 1996 76mal und 1997 nur noch 60 mal. Dabei starben insgesamt 38 Menschen. Dieser Trend ist nach Einschätzung von Dipl. Psychologin Angelika Richter von der Polizeiführungsakademie (PFA) in Münster um so bemerkenswerter, als die Brutalität in Deutschland durch den Zustrom hochgradig gewaltbereiter Osteuropäer seit der Wende stark zugenommen habe. Dies führt Frau Richter vor allem auf die hohe Qualität moderner Spezialaus- und fortbildung in den Polizeischulen zurück. In der Ausbildung werden Schwerpunkte in psychologischer und pädagogischer Hinsicht gelehrt, außerdem wird auf intellektuelle Kompetenz großer Wert gelegt. Es geht nach Angaben der Psychologin vor allem darum, in aktuellen Stresssituationen Konflikte mit ausländischen Straftätern zu vermeiden, die sich daraus ergeben können, dass wir einander unvertraut sind und uns nicht verstehen. Quelle: dpa