Polizei : Newsletter Nr. 205, März 2017

 1)   Verfassungsbeschwerde eines BVB-Fans erfolgreich
 2)   Soziale Medien und innere Sicherheit
 3)   Gewalt
 4)   Jahresfrage
 5)   Forschungsprojekt zur Risikobetrachtung von Sicherheitslösungen
 6)   Der Polizist als Opfer
 7)   Die Auswirkung von Polizeikontakt auf Vertrauen und Polizeilegitimität
 8)   Übermäßige Anwendung von Gewalt bei der Chicagoer Polizei
 9)   Wo wird Afrika 2030 stehen?
10)  Demografie, Migration und die Schweizer Nationalfußballmannschaft: Herausforderungen für bürgernahe Polizeiarbeit im Kosovo
11)  Psychische Störungen und Erkrankungen sowie Suizid bei Polizeibeamten
12)  Luftbilder von NRW
13)  Zeugen und Personenidentifikation
14)  Einschätzung von Tatmotiven beeinflusst das Augenzeugengedächtnis
15)  Die kriminelle Karriere von Männern, die wegen Vergewaltigung verurteilt wurden
16)  Medien und Medienkritik
17)  Räumliche Verteilung von Kriminalität
18)  Empfehlungen der Arbeitsgruppe Präsident Obamas zu Polizeiarbeit im 21. Jahrhundert
19)  Öffentlichkeitsarbeit 2.0 beim Polizeipräsidium München
20)  Aushandeln von Autorität zwischen Polizei und Heranwachsenden
21)  Konferenzbericht zum Weltkongress für Kriminologie
 
1) Verfassungsbeschwerde eines BVB-Fans erfolgreich
Das Bundesverfassungsgericht hat der Beschwerde eines BVB-Fans stattgegeben, der 2010 nach dem Spiel seines Vereins in Sevilla in einem Schnellverfahren zu 12 Monaten Freiheitsstrafe verurteilt worden war. Die Strafe war in Deutschland in das Bundeszentralregister eingetragen worden, wogegen Professor Dr. Thomas Feltes als Vertreter dieses Fans anging. Die am Ende eingelegte Verfassungsbeschwerde war jetzt erfolgreich, u.a. weil in dem Verfahren in Sevilla gegen grundlegende menschenrechtliche Standards verstoßen wurden und weil das Berliner Kammergericht Grundrechte des Betroffenen (u.a. auf rechtliches Gehör, sowie das Willkürverbot) verletzt hat. Das Urteil sowie eine Presseerklärung dazu finden sich hier: http://www.kriminologie.rub.de
 
 
2) Soziale Medien und innere Sicherheit
Das EU geförderte Forschungsprojekt medi@4sec setzt sich mit der Rolle der sozialen Medien im Bereich der öffentlichen Sicherheit auseinander. Das aus mehreren internationalen Partnern bestehende Forschungskonsortium wird dabei insbesondere das sog. Do-it-yourself Policing untersuchen. Dabei handelt es sich den zunehmenden Trend selbstorganisierter Sicherheitsgewährleistung der Zivilgesellschaft mittels sozialer Medien. http://media4sec.eu/
 
 
3) Gewalt
Ein Sonderheft der Zeitschrift „Aus Politik und Zeitgeschichte“ beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten von Gewalt und Gewaltforschung. Online und kostenlos aus Druckausgabe verfügbar. http://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/240919/gewalt
 
 
4) Jahresfrage
John Brockmann stellt seit zwanzig Jahren Wissenschaftlern, Künstlern, Autoren und Unternehmern eine so umfassende wie einfache Jahresfrage. Zum Jahresende 2016 für das Jahr 2017 lautete sie: "Welcher wissenschaftliche Begriff, welches wissenschaftliche Konzept sollte bekannter sein?" Die Antworten finden sich unter: https://www.edge.org/annual-questions
 
 
5) Forschungsprojekt zur Risikobetrachtung von Sicherheitslösungen
Das am 1. September 2016 gestartete BMBF-Verbundprojekt 4D-Sicherheit hat zum Ziel ein softwaregestütztes Entscheidungshilfe- und Planungs-Werkzeug zur Unterstützung bei der Bewertung und Implementierung von Sicherheitslösungen im Bereich der zivilen Sicherheit zu entwickeln. Dies erfolgt anhand exemplarischer Fallstudien im polizeilichen und nicht-polizeilichen Bereich der Gefahrenabwehr sowie aus dem privatwirtschaftlichen Kontext. https://www.4d-sicherheit.de/
 
 
6) Der Polizist als Opfer
Angriffe auf Polizeibeamte sollen härter bestraft werden. Doch ob das die Probleme der Polizeibeamten lösen kann, ist sehr fraglich. Damit beschäftigen sich der BGH-Richter Thomas Fischer und der Bochumer Kriminologe Tobias Singelnstein. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=399 und http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=400
 
 
7) Die Auswirkung von Polizeikontakt auf Vertrauen und Polizeilegitimität
Persönlicher Kontakt mit der Polizei wird als einer der Schlüsselfaktoren zur Einstellung einer Person gegenüber der Polizei genannt. Eine Studie zeigt eine symmetrische Beziehung zwischen Kontakt und verschiedenen Vertrauenskomponenten. Darüber hinaus fanden die Forscher heraus, dass Vertrauen in polizeiliche Verfahrensgerechtigkeit ein stärkerer Vorhersagefaktor für moralische Angleichung ist als Vertrauen in polizeiliche Effizienz. Die moralische Angleichung selbst schien ein starker Vorhersagefaktor für das Gefühl zu sein, der Polizei zum Gehorsam verpflichtet zu sein. http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/10439463.2015.1045510
 
 
8) Übermäßige Anwendung von Gewalt bei der Chicagoer Polizei
Die Chicagoer Polizei hat verfassungswidrig übermäßige Gewalt angewandt. Das ist das Ergebnis einer 13-monatigen bundesstaatlichen Untersuchung. Stadt und Justizministerium haben sich darauf geeinigt, einen Reformplan abzuschließen, der von einem Bundesrichter überwacht wird. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=401
 
 
9) Wo wird Afrika 2030 stehen?
Über 37 % der Afrikaner leben derzeit in extremer Armut. Wird sich das in den nächsten Jahren ändern? Im bestmöglichen Szenario würde die internationale Handelspolitik Afrika erlauben, ihre jungen Industrien und Geschäfte zu schützen und aufzubauen. Angesichts der wachsenden nationalistischen Handelsstimmung eines jeden Landes für sich selbst scheint es eher unwahrscheinlich, dass die Welt Afrika diesen Gefallen tut. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=402
 
 
10) Demografie, Migration und die Schweizer Nationalfußballmannschaft: Herausforderungen für bürgernahe Polizeiarbeit im Kosovo
Migration ist ein typisches Problem in Post-Konfliktstaaten. Community Policing muss sich dem stellen. Dieser Artikel ist Teil des EU-Projektes „Community-Based Policing and Post-Conflict Police Reform”. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=403
 
 
11) Psychische Störungen und Erkrankungen sowie Suizid bei Polizeibeamten
Wie viele Polizeibeamte tatsächlich an psychischen Erkrankungen leiden ist kaum bekannt. Der Artikel analysiert anhand von Daten aus Baden-Württemberg die Frage, wie häufig Polizeibeamte an psychischen Erkrankungen leiden oder gelitten haben, wie hoch das Risiko eines Burnouts ist und wie sich dies auch auf die Suizidalität bei der Berufsgruppe auswirken könnte. Es zeigte sich, dass jeder fünfte Polizeibeamte an einer psychischen Erkrankung leidet oder gelitten hat und jeder dritte einem erhöhten Burnout-Risiko ausgesetzt ist. In: Polizei und Wissenschaft, Ausgabe 4, 2016 http://www.polizeiundwissenschaft-online.de
 
 
12) Luftbilder von NRW
Hochauflösende Luftbilder, Karten von Straßen und Grundstücken, die Darstellung ganzer Landschaften bietet das Land NRW ab sofort jedem Interessierten kostenlos an. http://www.open.nrw
 
 
13) Zeugen und Personenidentifikation
Zeugen unterlaufen bei der Wiedererkennung von Tatverdächten bei Gegenüberstellungen Fehler. Solche Fehler lassen sich reduzieren, in dem die Zeugen nach der subjektiven Sicherheit bei ihrer Einschätzung gefragt werden. https://www.kriminalistik.de/ausgabe/inhalt-der-ausgabe-november-2016#Artikel3
 
 
14) Einschätzung von Tatmotiven beeinflusst das Augenzeugengedächtnis
Die Erinnerung von Augenzeugen an die Details einer Straftat kann dadurch verzerrt sein, wie sie die Motive für die Tat bewerten. Die Zuschreibung von Motiven hat auch einen Einfluss darauf, welches Strafmaß für angemessen erachtet wird. https://idw-online.de/de/news665139
 
 
15) Die kriminelle Karriere von Männern, die wegen Vergewaltigung verurteilt wurden
Eine Studie in Norwegen zeig, dass Männer, die wegen Vergewaltigung verurteilt wurden, ein niedrigeres Bildungsniveau hatten und dass ein höherer Prozentsatz von ihnen Sozialleistungen bekam verglichen mit den anderen Straftätern. Vergewaltiger waren kriminell aktiver und auf vielfältigere Weise strafrechtlich auffällig. http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/14043858.2016.1262595
 
 
16) Medien und Medienkritik
Medien haben die Macht unser Weltbild zu formen. Deshalb ist es wichtig, sich kritisch mit den Medien und ihrer Arbeit auseinanderzusetzten. In einem Sonderheft der Bundeszentrale für politische Bildung wird hinterfragt, was dies für den gesellschaftlichen Diskurs und unser Verständnis von Öffentlichkeit bedeutet. http://www.bpb.de/dialog/netzdebatte/232061/medienkritik
 
 
17) Räumliche Verteilung von Kriminalität
Eine Theorie zur räumlichen Verteilung von Straftaten befasst sich mit Aufenthaltsorten von Tätern, deren Zielen, Polizeibeamten und ihren jeweiligen erwarteten Bewegungsmustern in Raum und Zeit. Das Modell kombiniert Daten um Schätzungen zu dem Kriminalitätspotenzial verschiedener Orte zu verschiedenen Zeitpunkten zu erstellen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=404
 
 
18) Empfehlungen der Arbeitsgruppe Präsident Obamas zu Polizeiarbeit im 21. Jahrhundert
In diesem Bericht wird ein neues internetbasiertes Werkzeug vorgestellt, das Strafverfolgungsbehörden dabei behilflich sein soll, mehr über die Empfehlungen der Arbeitsgruppe zu erfahren, sie zu prioritisieren und sie in einer evidenzinformierten Art umzusetzen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=405
 
 
19) Öffentlichkeitsarbeit 2.0 beim Polizeipräsidium München
Die Öffentlichkeitsarbeit des Polizeipräsidiums München in den sozialen Medien anlässlich des Oktoberfestes und des Attentates im Olympia Einkaufszentrum wird in einem Bericht erläutert. Inzwischen ist die Anzahl der Liker und Follower der Polizei München zusammen auf 450.000 gestiegen. Keine andere Polizeibehörde in Deutschland hat eine so große Community. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=406
 
 
20) Aushandeln von Autorität zwischen Polizei und Heranwachsenden
Die Studie untersucht die Auswirkungen des Verhaltens der Polizei, vor allem bei Anhalten-und-Durchsuchen-Praktiken, auf die Interaktionsqualität zwischen Polizei und jungen Menschen in Deutschland und basiert auf teilnehmender Beobachtung der Polizeistreifen, ausführlichen Interviews mit Polizeibeamten und einer großangelegten, standardisierten Jugendumfrage. Die Ergebnisse beschäftigen sich mit der Frage, inwieweit polizeiliche Autorität auf der Straße ausgehandelt werden kann und sind ein Beitrag zu der Suche nach den Ursachen für gewalttätige Proteste gegen die Polizei. http://euc.sagepub.com/content/13/5/590.abstract
 
 
21) Konferenzbericht zum Weltkongress für Kriminologie
Vom 15. bis 19. 12. 2016 fand in Delhi NCR, Indien der 18. Weltkongress der International Society of Criminology statt. Ein Kongressbericht von Katrin List und Helmut Kury findet sich hier http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=407.