Polizei : Newsletter Nr. 207, Mai 2017

 1)   Zwischen Konflikt und Konsens – Polizei und Zivilgesellschaft
 2)   Nutzung der sozialen Medien durch Strafverfolgungsbehörden
 3)   Fehler bei der Identifikation von dunkelhäutigen Tatverdächtigen durch Augenzeugen
 4)   Neue EU-Verordnung für Europol und breiterer Datenzugriff
 5)   Einbrecher und Straßen
 6)   Iliria International Review – online
 7)   Wie betrachten Menschen aus Vierteln mit hohem Kriminalitätsaufkommen und niedrigem Einkommen die Polizei?
 8)   Polizeiausbildung als „Vorgetäuschte Bildung“
 9)   Straftaten und deren Anzeige in Südafrika
10)  Abnehmende Jugendkriminalität – Smartphones als Ursache?
11)  Migrationspolitik
12)  Flucht als Sicherheitsproblem
13)  Künstliche Intelligenz – Hilfsmittel oder Konkurrenz für die Polizei
14)  Fremdenfeindliche Übergriffe in Südafrika nehmen zu
15)  Auf der Suche nach neuen Erfahrungen
16)  Kollektivbeleidigung
17)  Suicide by cop: Fragen, die keiner stellt
18)  „Stillschweigende Vorurteile” beeinflussen Polizisten in Vorfällen mit Todesfolge
 
1) Zwischen Konflikt und Konsens – Polizei und Zivilgesellschaft
Eine modulare Fortbildung zur Aufbereitung von Konflikten zwischen Polizei und Zivilgesellschaft wird von der Bundeszentrale für politische Bildung in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen angeboten. Projektflyer und Anmeldeformular unter http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=416 .
 
 
2) Nutzung der sozialen Medien durch Strafverfolgungsbehörden
Strafverfolgungsbehörden in den Vereinigten Staaten nutzen soziale Medien, um die Öffentlichkeit auf Sicherheitsrisiken aufmerksam zu machen, Öffentlichkeitsarbeit zu pflegen und Nachweise für strafrechtliche Ermittlungen zu sammeln. Insgesamt 539 Behörden aus 48 Staaten nahmen an einer entsprechenden Umfrage teil. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=417
 
 
3) Fehler bei der Identifikation von dunkelhäutigen Tatverdächtigen durch Augenzeugen
Männliche, dunkelhäutige Tatverdächtige mit stereotypen phänotypischen Gesichtsmerkmalen wurden mit einer höheren Wahrscheinlichkeit fälschlicherweise als Täter in Gegenüberstellungen von Versuchsteilnehmern identifiziert. Besonders an dieser Untersuchung ist, dass hier Bildvorlagen von dunkelhäutigen Männern als Versuchsmaterial herangezogen wurden, die aufgrund von Sachbeweisen unter Mitwirkung des Innocence Projects freigesprochen wurden. Zudem waren bei diesen Fehlidentifikationen unabhängig von der ethnischen Herkunft der Probanden wahrscheinlicher. Quelle: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/lcrp.12105/full
 
 
4) Neue EU-Verordnung für Europol und breiterer Datenzugriff
Mit einer neuen Verordnung sollen die Bundespolizei, der Zollfahndungsdienst und alle 16 Länderpolizeien künftig direkt auf Analysedatenbanken in Den Haag zugreifen können. Dies geht aus dem „Gesetz zur Änderung des Europol-Gesetzes“ hervor, der Ende März veröffentlicht wurde. Mit Einschränkungen ist sogar der Vollzugriff möglich. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=418
 
 
5) Einbrecher und Straßen
Die räumliche Konzentration von Verbrechen zu erklären ist seit jeher ein zentrales Thema von ausgedehnter kriminologischer Forschung. Die umfeldbezogene Kriminologie geht davon aus, dass das physische Umfeld eine zentrale Rolle bei der Formung der menschlichen Aktivitätsmuster und der Verbrechensgelegenheiten spielt. Eine Studie untersucht die Rolle des Straßennetzes bei der räumlichen Verteilung von Straftaten. Kennzahlen zu Bekanntheitsgrad und Aufwand des Täters waren signifikante Vorhersagegrößen zur Ortswahl bei Wohnungseinbrüchen. Und es stellte sich heraus, dass nichtlokaler Fußverkehr mit einem Anstieg des Einbruchsrisikos korrelierte, lokaler Verkehr hingegen mit einer Abnahme. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=419
 
 
6) Iliria International Review – online
Diese wissenschaftliche Zeitschrift ist frei zugänglich, peer reviewed, und wird zweimal jährlich veröffentlicht. Veröffentlicht werden Aufsätze aus den Sozial- und Geisteswissenschaften. Die Zeitschrift will vor allem interdisziplinäre Studien fördern und das Ineinandergreifen von Politik, Praxis und Forschung in der Region Südosteuropa untersuchen. http://www.iliriapublications.org/index.php/iir/index
 
 
7) Wie betrachten Menschen aus Vierteln mit hohem Kriminalitätsaufkommen und niedrigem Einkommen die Polizei?
Dieser Artikel stellt die Erfahrungen, Ansichten und Einstellungen von Menschen dar, die meist in der Forschung zur Wahrnehmung der Strafverfolgung unterrepräsentiert sind: Menschen, die in Vierteln mit hohem Kriminalitätsaufkommen und mit Benachteiligungen in konzentrierter Form leben. Die Bewohner dieser Stadtviertel sind zwar misstrauisch gegenüber der Polizei, kooperieren aber trotzdem ihr, um ihre Viertel sicherer zu machen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=420
 
 
8) Polizeiausbildung als „Vorgetäuschte Bildung“
In einem Beitrag setzt sich Prof. Dr. Jochen-Thomas Werner von der Polizeiakademie Niedersachsen kritisch mit dem Studium zum gehobenen Polizeivollzugsdienst auseinander. Er zeigt auf, dass Studieninhalte oftmals so umfassend sind, dass sie im realen Lehrbetrieb – in den eng begrenzten Zeitrahmen der Module – im Grunde nicht mehr an die Studierenden zu vermitteln sind. Obwohl nicht wenige Curricula eine verstandesmäßig nicht mehr begreifbare Stofffülle und Stoffdichte aufweisen, scheinen sie für die mediale Außendarstellung der betreffenden Ausbildungsinstitutionen von Bedeutung zu sein. Der Beitrag steht im Online-Bereich zur Verfügung: http://www.polizei-newsletter.de/online_documents_german.php
 
 
9) Straftaten und deren Anzeige in Südafrika
Besonders Straftaten, vor denen Südafrikaner am meisten Angst haben, haben in den vergangenen fünf Jahren beträchtlich zugenommen. Opfer von Verbrechen zeigen die Vorfälle vermehrt gar nicht bei der Polizei an. Während neun von zehn Kraftfahrzeugdiebstählen angezeigt werden, sind es nur die Hälfte aller Überfälle und etwa ein Drittel aller Viehdiebstähle und Betrug an Verbrauchern. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=421
 
 
10) Abnehmende Jugendkriminalität – Smartphones als Ursache?
Die Jugendkriminalität in den Niederlanden geht seit 2007 stark zurück (minus 60 %), und zwar sowohl bei Mädchen als auch bei Jungen und auch bei ethnischen Minderheiten und Einheimischen. Dieser Trend kann auch in vielen anderen Ländern beobachtet werden. Der Auslöser für diese Entwicklung soll – so eine Studie - die Verbreitung von Smartphones und Online-Spielen sein. Sie führe dazu, dass viel freie Zeit damit verbracht würde, „auf Bildschirme zu kucken“ und nicht mehr auf der Straße oder öffentlichen Plätzen anwesend zu sein. Der Hauptfaktor, der für den Rückgang der Jugendkriminalität verantwortlich ist, sei daher die andere Verwendung der Freizeit und eine andere (eher virtuelle) Rolle der Gleichaltrigen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=422
 
 
11) Migrationspolitik
Aktuelle Daten und Fakten, von der Bundeszentrale für politische Bildung zusammengestellt: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=423
 
 
12) Flucht als Sicherheitsproblem
In einem demnächst beginnenden Projekt sollen das Ausmaß und die Entwicklung der registrierten Kriminalität und der eigenen Viktimisierungserfahrungen von Geflüchteten in Nordrhein‐Westfalen analysiert und die Befunde in einen Zusammenhang mit dem subjektiven Sicherheitsgefühl der Bevölkerung gestellt werden. Zudem soll die in klassischen und neuen Medien veröffentlichte Meinung analysiert werden. Das Projekt wird vom Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen sowie durch Eigenmittel des Lehrstuhls für Kriminologie der Ruhr-Universität Bochum finanziert. http://flucht.rub.de
 
 
13) Künstliche Intelligenz – Hilfsmittel oder Konkurrenz für die Polizei
In einem Beitrag in der Zeitschrift „Der Kriminalist“ beschäftigt sich André Schulz mit dem Einfluss sog. „künstlicher Intelligenz“ auf die Arbeit der Kriminalpolizei. Der Beitrag steht auch in unserem Online-Bereich zur Verfügung.  http://www.polizei-newsletter.de/online_documents_german.php
 
 
14) Fremdenfeindliche Übergriffe in Südafrika nehmen zu
Der Ausbruch fremdenfeindlicher Gewalt in Pretoria und Johannesburg wirkt auf dem ganzen Kontinent nach. Den Fremden wird die Schuld für die Misswirtschaft der Regierung zugeschoben, sie werden als Sündenbock benutzt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=424
 
 
15) Auf der Suche nach neuen Erfahrungen
Jugendliche neigen nachgewiesenermaßen stärker zu impulsivem und risikoreichem Verhalten als Erwachsene. Einer aktuellen Studie des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung zufolge fehlt vielen Jugendlichen die Motivation, von sich aus nach Informationen über die Auswirkungen ihrer Entschlüsse zu suchen, und zwar auch dann, wenn dieses Wissen vorhanden und leicht zugänglich ist. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=425
 
 
16) Kollektivbeleidigung
Die Verurteilung wegen Beleidigung unter Verwendung einer Kollektivbezeichnung, hier „ACAB" (All Cops Are Bastards) bzw. deren Übertragung in „1312“, verletzt bei unzureichender Konkretisierung der betroffenen Personengruppe die Meinungsfreiheit. Für eine erkennbare Konkretisierung genügt es nach Ansicht des Bundesverfassungsgerichts jedenfalls nicht, dass der seine Meinung Äußernde ein Fußballspiel in dem Bewusstsein besucht, dass dort Einsatzkräfte der Polizei anwesend sind. http://www.bverfg.de/e/rk20170116_1bvr159316.html
 
 
17) Suicide by cop: Fragen, die keiner stellt
Wenn ein psychisch Kranker bei einer Schießerei mit der Polizei umkommt, konzentrieren sich die Berichterstatter auf den Polizisten, der den Schuss abgab. Es ist aber auch sinnvoll zu fragen, warum die Probleme des Kranken nicht zuvor entdeckt wurden. Das Phänomen des „suicide by cop“ ist seitlangem bekannt, wird aber zu selten thematisiert http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=426
 
 
18) „Stillschweigende Vorurteile” beeinflussen Polizisten in Vorfällen mit Todesfolge
Eine Analyse von 990 Schießereien mit der Polizei mit tödlichem Ausgang im Jahr 2015 stellte fest, dass Afroamerikaner doppelt so häufig wie Weiße bei dem Aufeinandertreffen unbewaffnet waren. Um dieses stillschweigende Vorurteil anzugehen, empfehlen die Autoren mehr Polizeifortbildung, die Verbindungen der Polizei zu den Anwohnern des Stadtviertels zu stärken und die Schaffung einer landesweiten Regelung zur Anwendung von Gewalt durch Polizeibeamte. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/1745-9133.12293/abstract