Polizei : Newsletter Nr. 243, Juli 2020

 1)   Polizei und Bevölkerung
 2)   Instacops
 3)   Vorschläge für eine grundlegende Polizeireform in den USA
 4)   Vortrag von Lawrence Sherman zu “Problempolizisten” online
 5)   Body-Cams ohne Wirkungen
 6)   Clankriminalität
 7)   Wie steht’s um unsere Demokratie?
 8)   Society of Evidence Based Policing
 9)   Prävention von Suiziden in der Polizei
10)  Einschätzung von Kriminalitätsschwerpunkten durch Polizeibeamte
11)  Folterer: „Just ordinary men“
12)  Die deutschen Rassegesetze und ihre Entstehung Die Analyse mehrerer US-amerikanischer Wissenschaftler zeigt, dass deu
13)  Polizeiliche Todesschüsse – die Sicht der Hinterbliebenen
14)  Racial Profiling in New York
15)  Predictive Policing in Echtzeit
16)  Blog des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI)
17)  Fundstellensammlung Polizei und Recht - Neuauflage
18)  Einkommensverteilung und Verbrechensfurcht – eine Studie aus Deutschland
19)  Studie zum Zusammenhang von psychischer Störung und "mass violence"
20)  Hot-Spot-Policing: Experiment in London
21)  Strafbefehle rechtlich problematisch
22)  Vertrauenswürdigkeit und intrinsische Motivation von Polizeibewerbern
23)  Wie kann man Hochrisiko-Besitzer von Schusswaffen identifizieren?
24)  Max-Plank-Institut in Freiburg neu ausgerichtet
 
1) Polizei und Bevölkerung
Im Oktober 2019 fand in Paris das 5. IPCAN-Seminar mit dem Titel „Beziehungen zwischen Polizei und Bevölkerung: Herausforderungen und Praktiken“ statt. Ziel des Treffens war es, die Interaktionen zwischen Polizei und Bevölkerung, die Situationen, die zu Spannungen führen können, und die Maßnahmen zur Stärkung der Beziehungen zwischen Polizei und Bevölkerung zu analysieren. Die Themen: Diskriminierung und Profiling, insbesondere bei Identitätsprüfungen, Management öffentlicher Demonstrationen, Aufnahme und Schutz von Opfern, insbesondere schutzbedürftigen Gruppen. Tagungsdokumentation unter http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=705
 
 
2) Instacops
Polizeibehörden, die Instagram nutzen, um den Polizeialltag mit „Instacops“ darzustellen – eine nicht unumstrittene Maßnahme, um mehr Bürgernähe zu zeigen. Die moderne Bürgerpolizei mittels Community Policing – hier am Beispiel Niedersachsens. https://publicus.boorberg.de/instacops-moderne-buergerpolizei/
 
 
3) Vorschläge für eine grundlegende Polizeireform in den USA
Im Rahmen der in den USA entbrannten Diskussion um die Polizeireform hat Barack Obama kürzlich ein Projekt zur Polizeireform gelobt, an dem 160 US-amerikanische Anwälte und Strafverteidiger beteiligt waren. Sie hatten über einen Zeitraum von 2-3 Jahren Recherche und Anregungen für eine fundamentale Polizeireform erarbeitet (ProBono). Der über 400-seitige Abschlussbericht steht hier zur Verfügung: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=706
 
 
4) Vortrag von Lawrence Sherman zu “Problempolizisten” online
Unter dem Titel „Heroes and Heartaches in Evidence-Based Policing - Policing Rogue Cops” ist der Vortrag von Lawrence Sherman, den er anlässlich der virtuellen Konferenz der “Society of Evidence Bades Policing” gehalten hat, online verfügbar. Dabei geht es auch darum, wie man “Problempolizisten” frühzeitig erkennen kann. Verfügbar entweder unter https://www.sebp.police.uk/2020-virtual-conference (am Ende der Seite) oder direkt unter https://www.youtube.com/watch?v=bO1HuXsccGQ
 
 
5) Body-Cams ohne Wirkungen
In einem groß angelegten Feldversuch (2.224 Beamte der Metropolitan Police Department in Washington, DC) wurden zufällig Beamte ausgewählt, die Kameras erhalten sollen oder nicht. Das nachfolgende Verhalten der Polizei wurde für mindestens 7 Monate anhand von Verwaltungsdaten verfolgt. Die Ergebnisse zeigen, dass Kameras das Verhalten der Polizei bei einer Reihe von Ergebnissen, einschließlich Beschwerden und Gewaltanwendung, nicht wesentlich beeinflusst haben. https://www.pnas.org/content/116/21/10329.full
 
 
6) Clankriminalität
Ein erfrischender Artikel zur statistischen Erfassung von „Clankriminalität“ ist in der ZEIT erschienen: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=707
 
 
7) Wie steht’s um unsere Demokratie?
Mit der Frage setzt sich der Comedian Abdelkarim in der YouTube-Reihe ABDELKRATIE auseinander. In zehn Folgen geht es um Grundrechte und unser politisches System – aber so, dass es Spaß macht https://www.youtube.com/channel/UCH6CKIbcCPQsg3BlRBM-61w/
 
 
8) Society of Evidence Based Policing
Die Vorträge anlässlich der Konferenz in Manchester, die Corona-bedingt abgesagt wurde, sind online verfügbar. https://www.sebp.police.uk/2020-virtual-conference
 
 
9) Prävention von Suiziden in der Polizei
Eine u.a. von der Intern. Assoziation of Chiefs of Police herausgegeben Broschüre beschäftigt sich mit dem Thema Suizid im Bereich der Polizei und stellt Risiko- und Schutzfaktoren sowie Präventionsmöglichkeiten und Best-Practise-Modelle vor. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=708
 
 
10) Einschätzung von Kriminalitätsschwerpunkten durch Polizeibeamte
Eine Studie beschäftigte sich mit der Einschätzung von Kriminalitätsschwerpunkten durch Polizeibeamte. Die von Beamten erstellten Top-Ten-Listen waren im Vergleich sehr ungenau zu den Listen, die durch eine umfassende Analyse von Kriminalität und Anklage erstellt wurden. Beamte in städtischen Gebieten waren etwas genauer als Beamte in ländlichen Gebieten. https://link.springer.com/article/10.1007%2Fs41887-019-00033-z
 
 
11) Folterer: „Just ordinary men“
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Jonathan Austin in Genf. Diese Menschen sind keine Monster. https://www.horizonte-magazin.ch/2020/03/05/dem-die-folterer-vertrauen/
 
 
12) Die deutschen Rassegesetze und ihre Entstehung Die Analyse mehrerer US-amerikanischer Wissenschaftler zeigt, dass deu
Die Analyse mehrerer US-amerikanischer Wissenschaftler zeigt, dass deutsche Juristen, die an der Entstehung der Rassegesetze der Nazis beteiligt waren, sich die amerikanischen Rassegesetze und das Federal Indian Law angesehen haben, um herauszufinden, wie man Juden diskriminieren kann. Sie wurden in den USA fündig. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=709
 
 
13) Polizeiliche Todesschüsse – die Sicht der Hinterbliebenen
Eine Studie in den USA beschäftigt sich mit den Folgen von polizeilichen Todesschüssen für die Familien der Getöteten. Sie zeigt auf, welche organisatorischen Bedingungen diese Schüsse begünstigen und wie die nachträgliche Legitimation des Schusswaffengebrauchs dazu führt, dass sich Polizeibeamte sich auch in den Fällen, in denen das nicht der Fall ist, entschuldigt fühlen. https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/0735648X.2020.1717583   
 
 
14) Racial Profiling in New York
Eine Studie in New York konnte zeigen, dass die sog. „Stop, Question and Frisk“ (SQR)-Raten bei Nicht-Weißen deutlich höher sind als bei Weißen. https://pubs.aeaweb.org/doi/pdfplus/10.1257/pandp.20191027
 
 
15) Predictive Policing in Echtzeit
Eine auf "Echtzeitlösungen" mit Künstlicher Intelligenz (KI) spezialisierte US-Firma soll in Utah in Städten und Gemeinden die "vorausschauende Polizeiarbeit" (Predictive Policing) vorantreiben. Dazu erhält sie direkten Zugang zu Videoaufnahmen aus staatlichen Überwachungskameras etwa an Straßen oder öffentlichen Plätzen, Notrufsystemen, Bewegungsdaten von Fahrzeugen der öffentlichen Hand sowie andere sensible Informationen. Experten befürchten, dass die Firma die ihr überlassenen umfangreichen Datenmengen nicht nur fürs Maschinenlernen nutzt und ein andauerndes Überwachungsnetz in Form eines Panoptikums über alle Bürger des Staates spannen könnte. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=710
 
 
16) Blog des Kulturwissenschaftlichen Instituts Essen (KWI)
Auch über Formatgrenzen hinaus stellen die Wissenschaftler*innen des KWI Fragen, argumentieren, reflektieren, geben Anregungen. Um diesen Denkbewegungen Raum zu geben, startet der institutseigene Blog. Sie stellen ihre Arbeit zur Diskussion und laden zum Austausch ein. https://blog.kulturwissenschaften.de/
 
 
17) Fundstellensammlung Polizei und Recht - Neuauflage
Die Sammlung des Kollegen Clemens Arzt finden Sie ab sofort endlich die Neuauflage mit Auswertungsstand 04/2020. Mit Suchbegriff „2019“ finden Sie bei Bedarf (vergleichsweise) schnell die aktuellen Einträgen, insbesondere im Polizeirecht gab es viel Neues. https://www.hwr-berlin.de/prof/clemens-arzt/#c5097
 
 
18) Einkommensverteilung und Verbrechensfurcht – eine Studie aus Deutschland
Eine Studie des DIW in Berlin untersucht den Zusammenhang zwischen Verbrechensfurcht und Einkommensverteilung in Deutschland. Dafür werden Mikrodaten des SOEP für den Zeitraum 1995-2017 verwendet. Sowohl die individuelle Polarisierung als auch der relative Mangel haben signifikante Auswirkungen auf Verbrechensfurcht, während die relative Zufriedenheit keine Rolle spielt. Auf aggregierter Ebene ist die Einkommenspolarisierung entscheidend, während das Standardmaß für die Ungleichheit, der sog. Gini-Index, keine wesentliche Rolle spielt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=711
 
 
19) Studie zum Zusammenhang von psychischer Störung und "mass violence"
Schwere psychische Erkrankungen sind weder eine notwendige noch eine ausreichende Bedingung für Massengewalt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=712
 
 
20) Hot-Spot-Policing: Experiment in London
Forscher konnten anhand eines experimentellen Designs zeigen, dass Hot-Spot-Policing wirkt. Sie untersuchten den Effekt von über 23.000 Polizeipatrouillen auf 57 Bahnsteigen über 26 Wochen hinweg und stellten fest, dass im Vergleich zu den Bahnsteigen, auf denen keine Patrouillen stattfanden, die Notrufe um 26% zurückgingen, ohne dass ein Verdrängungseffekt vorlag. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=713
 
 
21) Strafbefehle rechtlich problematisch
In der Schweiz werden inzwischen neun von zehn Strafen nicht mehr durch ein Gericht ausgesprochen, sondern direkt vom Staatsanwalt per Strafbefehl. Das Schnellverfahren entlastet die Justiz, doch neue Forschungsresultate werfen rechtsstaatliche Fragen auf. Kostenloser download der Studie http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=714
 
 
22) Vertrauenswürdigkeit und intrinsische Motivation von Polizeibewerbern
In einer schon einige Jahre zurückliegenden Studie versuchten die Autoren herauszufinden, ob sich Polizeibewerber in Deutschland von anderen Personen unterscheiden. Dabei ging es um Vertrauenswürdigkeit, Kooperation und intrinsische Motivation. Sie stellen fest, dass Polizeibeamte vertrauenswürdiger sind als Nichtantragsteller. Der Beitrag ist im American Economic Journal erschienen, obwohl die Daten aus einem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanzierten Projekt stammen. Leider ist es dem Polizei-Newsletter nicht gelungen, weitere Informationen zu dem Projekt zu bekommen – weder von der DFG, noch vom Antragsteller an der Universität Frankfurt oder dem Mitautor an der Deutschen Hochschule der Polizei. https://www.aeaweb.org/articles?id=10.1257/mic.20170389
 
 
23) Wie kann man Hochrisiko-Besitzer von Schusswaffen identifizieren?
Mit dieser Frage beschäftigt sich ein Beitrag anhand von in den USA vorhandenen Vorhersage- und Prüfungsmechanismen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=715
 
 
24) Max-Plank-Institut in Freiburg neu ausgerichtet
Das Forschungsprogramm der kriminologischen Abteilung ist ab sofort auf die theoretische und empirische Erklärung normkonformen und -abweichenden Verhaltens fokussiert. Auf der Grundlage vor allem psychologischer Theorien soll mit innovativen Forschungsmethoden, die auch computergestützte Experimente mittels virtual reality-Programmen einschließen, erforscht werden, wie sich individuelle Verhaltensabläufe ad hoc darstellen, längerfristig (weiter-) entwickeln oder verändern, und wie diese erklärt werden können. Geplant ist u.a. eine Studie in 140 Nachbarschaften in Köln und Essen. https://csl.mpg.de/de/forschung/