Polizei : Newsletter Nr. 256, Oktober 2021

 1)   Atlas of Legal Needs Surveys
 2)   Rassismus und Rechtsextremismus in der Polizei?
 3)   Daten zu Fahrraddiebstählen Online verfügbar
 4)   Denunzianten oder wichtige Hinweisgeber?
 5)   Algorithmic Policing
 6)   Sexismus in der Großstadt
 7)   Notrufe lokalisieren – ein neuer Ansatz
 8)   Milliarden für die Bekämpfung der Rassenungleichheit – was wird damit gemacht?
 9)   Kriminalitätsentwicklung genauer analysiert
10)  BKA startet das neue „Infoportal Extremismusprävention“
11)  „Killology“-Disput
12)  Gesichtserkennungssysteme können gehackt werden
13)  Nachwuchstagung Empirische Polizeiforschung 2021
14)  Möglichkeiten der Optimierung von Aufklärungsquoten
15)  Empathie und Mitgefühl – kann man das wirksam trainieren?
16)  Rückfälle nach Tötungsdelikten selten
17)  Polizeiliches Fehlverhalten: „Faule Äpfel“-Theorie wieder einmal widerlegt
18)  Wegweiserecht in New York umstritten
 
1) Atlas of Legal Needs Surveys
Das World Justice Project hat einen Atlas zusammengestellt, über den man entsprechende Studien zum Thema „Legal Needs“ aus 108 Ländern seit 1995 finden kann.  https://worldjusticeproject.org/legal-needs-atlas
 
 
2) Rassismus und Rechtsextremismus in der Polizei?
Der von Thomas Feltes und Holger Plank verfasste und online verfügbare Beitrag mit dem Untertitel „Für und über eine „rechtschaffen(d)e“, demokratische (Bürger-)Polizei“ wurde in den vergangenen Monaten immer wieder von Holger Plank aktualisiert. Die (vorläufig) letzte Fassung ist hier verfügbar: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=828
 
 
3) Daten zu Fahrraddiebstählen Online verfügbar
Die Polizei Berlin stellt seit Ende September 2021 Ort, Zeit und weitere Informationen zu fast jedem Fahrraddiebstahl in der Hauptstadt ins Internet. Die Daten sind online abrufbar und nutzbar. Man will dadurch Programmierer „herausfordern, diese Daten zu nutzen und Anwendungen zu entwickeln, auf die wir noch gar nicht gekommen sind … Das könnten Apps sein, die Radfahrer vor Gegenden mit vielen Diebstählen warnen. Aber vielleicht auch andere Anwendungen: Lagebilder, dynamische Entwicklungen, Grafiken, Forschung oder künstlerische Gestaltungen“. Die Polizei wolle testen, ob solche Daten auf Interesse stoßen und als Open Data genutzt werden. https://daten.berlin.de
 
 
4) Denunzianten oder wichtige Hinweisgeber?
Mit dieser Frage beschäftigt sich ein Beitrag in der NZZ. Demnach greift es zu kurz, Denunzianten generell als lästig und überflüssig abzustempeln. Soziale Kontrolle sei wichtig, und wir brauchen Mitmenschen, die uns an bestehende Regeln erinnern, das biete uns moralische Orientierung. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=829
 
 
5) Algorithmic Policing
Am 19. Oktober 2021 findet der 4. Hamburger Sicherheitsrechtstag zum Thema Algorithmic Policing statt. Informationen hier: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=830
 
 
6) Sexismus in der Großstadt
Im Auftrag der Stadt Zürich wurden die Zürcher*innen nach ihren bisherigen Erfahrungen mit Belästigungen im öffentlichen Raum und ihrer Haltung zum Thema Sexismus in der Gesellschaft befragt. Dabei lag der Fokus auf sexuellen, sexistischen, homo- und transfeindlichen Erlebnissen. Der vorliegende Bericht zeigt die wichtigsten Ergebnisse der Umfrage und ordnet diese ein. https://sotomo.ch/site/wp-content/uploads/2021/05/UnterwegsInZu%CC%88rich_2021-1.pdf
 
 
7) Notrufe lokalisieren – ein neuer Ansatz
Wenn fast 80 % aller Notrufe inzwischen von Handys kommen (so in den USA) ist die Lokalisierung des Anrufers oftmals schwierig. Mit „What3words“ ist es möglich, jeden Ort auf der Erde in nur drei Worten zu lokalisieren. Die Polizei in den USA nutzt dieses System bereits erfolgreich. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=831
 
 
8) Milliarden für die Bekämpfung der Rassenungleichheit – was wird damit gemacht?
Nach dem Tod von George Floyd kündigen Top-Unternehmen in den USA an, sich für gesellschaftlichen Wandel einzusetzen und Rassismus und Ungerechtigkeit zu bekämpfen. Wo und wie sie Geld investierten, hat die Washington Post zusammengestellt. Demnach haben die 50 größten börsennotierten Unternehmen Amerikas und ihre Stiftungen seit Floyds Ermordung zusammen mindestens 49,5 Milliarden US-Dollar für die Bekämpfung der Rassenungleichheit bereitgestellt – ein Betrag, der in seiner Größenordnung unerreicht erscheint. Bei genauerer Betrachtung werden aber mehr als 90 Prozent als Kredite oder Investitionen bereitgestellt, von denen die Firmen selbst profitieren. Nur 4,2 Milliarden US-Dollar sind direkte Zuschüsse, wovon nur ein winziger Bruchteil – etwa 70 Millionen US-Dollar – an Organisationen ging, die sich speziell auf die Reform der Strafjustiz konzentrieren. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=832
 
 
9) Kriminalitätsentwicklung genauer analysiert
Um den Mangel an öffentlichen und einheitlichen Daten im Bereich der Strafverfolgung zu überwinden, wurde in den USA ein Datenvisualisierungstool namens „The Circuit“ entwickelt. Eine detaillierte Auswertung von über 3 Mio. Fällen: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=833
 
 
10) BKA startet das neue „Infoportal Extremismusprävention“
Die Webseite beinhaltet das im vergangenen Jahr veröffentlichte „Handbuch Extremismusprävention“, das Informationen zu den verschiedenen Phänomenbereichen, Radikalisierungsprozessen und der Präventionsarbeit beinhaltet. Ein „Extremismuspräventionsatlas“ mit bereits über 2.000 Präventionsangeboten kann genutzt werden. Das Portal ist erreichbar unter: https://www.handbuch-extremismuspraevention.de
 
 
11) „Killology“-Disput
Der 1956 in Frankfurt geborene amerikanische Autor Dave Grossmann schreibt und referiert über psychologische Aspekte bei der Tötung von Menschen. Er hat den Begriff „killology“ geprägt. Ihm wird vorgeworfen, dass er dadurch Polizist*innen fürs Töten konditioniert. Die Washington Post hat sich nun ausführlich mit dieser Diskussion und vielen Themen in diesem Kontext beschäftigt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=834
 
 
12) Gesichtserkennungssysteme können gehackt werden
Zehntausende Menschen in den USA haben im vergangenen Jahr versucht, die Überprüfung der Gesichtserkennung auszutricksen, um betrügerisch z.B. Arbeitslosengeld zu beantragen. Menschen tragen spezielle Masken, halten Bilder oder Videos von anderen Personen hochhalten oder verwenden "Deepfakes" verwenden, lebensechte Bilder, die durch künstliche Intelligenz erzeugt werden. Eine schnell wachsende Art von Finanzkriminalität, bekannt als synthetischer Identitätsbetrug, schafft eine neue Identität mit einer Kombination aus echten und gefälschten Informationen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=835
 
 
13) Nachwuchstagung Empirische Polizeiforschung 2021
Die meisten Vorträge der Tagung, die am 4. und 5. März stattfand, sind online und können hier nachgehört und angeschaut werden: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=836
 
 
14) Möglichkeiten der Optimierung von Aufklärungsquoten
Im Gegensatz zu tödlichen Schusswaffendelikten ist die Aufklärungsquote bei nichttödlichen deutlich niedriger. Eine Studie geht den Ursachen dafür nach und kommt zu dem Ergebnis, dass verbesserte Ermittlungsressourcen, verbesserte Managementstrukturen und Verfahren der Qualitätssicherung und Controlling die Aufklärungsraten von Tötungsdelikten erhöhen können. Die Chancen, dass Mörder selbst in den schwierigsten Fällen festgenommen werden können, können so verbessert werden. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=837
 
 
15) Empathie und Mitgefühl – kann man das wirksam trainieren?
Was ist der Unterschied zwischen Empathie und Mitgefühl? Kann man Mitgefühl trainieren? Ist es messbar? Wie kann Mitgefühlstraining in Schulen, Kliniken und bei der Betreuung von Sterbenden angewandt werden? Verändert sich das Gehirn durch mentales Training? Das kostenlose eBook „Mitgefühl. In Alltag und Forschung“ bietet zudem umfangreiches Videomaterial, originelle Soundcollagen u.a. http://www.compassion-training.org/
 
 
16) Rückfälle nach Tötungsdelikten selten
Menschen, die wegen Totschlags und anderer Gewaltverbrechen verurteilt wurden, begehen nach ihrer Entlassung aus langjähriger Haft selten ähnliche Verbrechen. Der Bericht stellte aber auch fest, dass Menschen, die aus lebenslanger Haft entlassen wurden, ein starkes Unterstützungssystem brauchen und obwohl sie ein geringes Kriminalitätsrisiko haben, haben sie hohe psychologische, finanzielle und berufliche Anforderungen. https://www.sentencingproject.org/publications/a-new-lease-on-life/
 
 
17) Polizeiliches Fehlverhalten: „Faule Äpfel“-Theorie wieder einmal widerlegt
In einem Beitrag beschäftigen sich amerikanische Forscher mit dem Problem der (angeblich) wenigen Polizeibeamten, die durch Fehlverhalten und Bürgerbeschwerden auffallen. Im Ergebnis zeigen sie, welche Maßnahmen gegen solche Beamte wirken und welche nicht, und wie nicht nur Finanzmittel eingespart werden können, sondern auch Bürgerbeschwerden deutlich reduziert werden können. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=838
 
 
18) Wegweiserecht in New York umstritten
Um das Wegweiserecht bei häuslicher Gewalt wurde lange bei uns gestritten, bevor es eingeführt wurde. In New York hat man jetzt festgestellt, dass die einstweiligen Anordnungen selten dauerhaft werden: weniger als vier Prozent der vorübergehenden Schutzanordnungen wurden in dauerhafte umgewandelt. Dabei sind die Folgen für Menschen mit geringem Einkommen oft katastrophal, noch lange nachdem die zugrundeliegende Strafanzeige verschwunden ist. Verteidiger beschreiben Fälle, in dem Menschen ihren Arbeitsplatz, ihr Zuhause, ihre Mietunterstützung verlieren. Das Problem, so die Autoren, hat seine Wurzeln im späten letzten Jahrhundert, als New York, wie andere Bundesstaaten, obligatorische Festnahmegesetze für Fälle von häuslicher Gewalt erließ. Dieser Schutzimpuls kollidiert nun mit einer weiteren Welle von Strafrechtsreformen, die darauf abzielen, das System weniger punitiv zu machen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=839