Polizei : Newsletter Nr. 261, März 2022

 1)   Deutscher Präventionstag im neuen Format
 2)   Fundstellensammlung Polizei und Recht aktualisiert
 3)   60 Jahre Cambridge-Studie zu delinquenter Entwicklung
 4)   Sexuelle Gewalt durch die Polizei …
 5)   Früherkennung von „Problembeamten“
 6)   Vielfalt der Sicherheitsarbeit im städtischen Raum
 7)   Bodycams in New York. Studie mit 4.000 Beamten
 8)   Schadensersatzklagen gegen Polizeibeamte
 9)   Pflicht zum Intervenieren bei polizeilichen Fehlverhalten
10)  Erfahrung von Kindern zwischen 8 und 18 Jahren mit sexualisierter Ansprache im Netz
11)  „Bad Cops“ und die Rolle der Polizeigewerkschaften
12)  Deeskalationstraining für die Polizei reduziert Gewaltanwendung
13)  Polizei, soziale Medien und Jugendliche
14)  Bargeldloses Spielen: zu Risiken und Nebenwirkungen
15)  Tötungsdelikte im weltweiten Vergleich
16)  Polizeiliche Todesschüsse – Sonderheft
 
1) Deutscher Präventionstag im neuen Format
Für den 27. DPT wurde ein neues Kongressformat entwickelt: Der Jahreskongress erstreckt sich über den Zeitraum März bis November. Im wöchentlichen Online-Programm (DPT-TV) gibt es Vorträge, Praxis-Impulse u.v.m. Der Präsenzteil (DPT-Vor Ort) am 4./5. Oktober legt seinen Schwerpunkt auf Begegnung und Interaktion. https://www.praeventionstag.de/
 
 
2) Fundstellensammlung Polizei und Recht aktualisiert
Clemens Arzt hat seine Fundstellensammlung mit Überblicken zu Literatur und Rechtsprechung aktualisiert. Es werden rund 60 Fachzeitschriften ausgewertet und ein strukturierter und chronologisch geordneter Überblick über Artikel und Urteile aus dem Bereich Polizei und Recht gegeben.  https://www.hwr-berlin.de/prof/clemens-arzt/#c5097
 
 
3) 60 Jahre Cambridge-Studie zu delinquenter Entwicklung
Im Januar 2022 fand eine Konferenz anlässlich der inzwischen seit 60 Jahren dort durchgeführten Studien zu kriminellen Karrieren statt. Die Videoaufzeichnung gibt einen guten Überblick über die in dieser Zeit durchgeführten Studien und ihre Ergebnisse. https://youtu.be/qcpi9iCYmI0
 
 
4) Sexuelle Gewalt durch die Polizei …
… ist ein wenig untersuchtes Thema in der Polizeiforschung. Ein Beitrag deckt eine äußerst versteckte Form davon auf und untersucht sexuelle Übergriffe auf Polizistinnen. Zwar ist die Zahl männlicher Polizisten, die weibliche Polizisten sexuell missbrauchen, gering; Opfer berichteten jedoch, dass es sich bei diesen Beamten häufig um Serientäter handelt, die auch Bürger angreifen. Die Opfer haben Angst, die Vorfälle zu melden, weil sie Bedenken hinsichtlich möglicher Vergeltungsmaßnahmen durch Vorgesetzte und Kollegen haben sowie Angst um ihren beruflichen Aufstieg hatten. Die Opfer glaubten, dass bestimmte hypermaskuline Aspekte ihrer Behörde und ihrer Berufskultur diese Taten ermöglichten. https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/10986111211058032
 
 
5) Früherkennung von „Problembeamten“
Frühinterventionssysteme sind datengesteuerte Instrumente, die verwendet werden, um Polizeibeamte zu identifizieren, die dem Risiko von Fehlverhalten, öffentlichen Beschwerden oder anderen negativen Folgen ausgesetzt sind. Solche Interventionssysteme sind eher präventiv als strafend konzipiert und verringern die Wahrscheinlichkeit eines unerwünschten Ereignisses, indem sie identifizierten Beamten Unterstützung bieten. Eine Übersicht über solche Systeme und ihre Effektivität findet sich hier http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=883
 
 
6) Vielfalt der Sicherheitsarbeit im städtischen Raum
Eine virtuelle Veranstaltung am 22. März 2022 befasst sich mit folgenden Fragen: Lassen sich Sicherheitsakteure eindeutig voneinander unterscheiden und müssen sie das auch? Lässt sich ein Rückzug des Staates in Sachen Sicherheitsarbeit feststellen? Und wie viel Komplexität verträgt Sicherheitsarbeit überhaupt? Es handelt sich um die Abschlussveranstaltung des BMBF geförderten Nachwuchsforschungsprojekts PluS-i. Eine Anmeldung ist erforderlich. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=884
 
 
7) Bodycams in New York. Studie mit 4.000 Beamten
Eine randomisierte Cluster-Studie in 40 Polizeirevieren untersuchte die Auswirkungen von Bodycams. Bürgerbeschwerden gegen Beamte, die Bodycams trugen, gingen um 21 Prozent zurück, wobei diese Beamten auch fast 39 Prozent mehr Kontrollmeldungen abgaben. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Bodycams die Einhaltung der Verpflichtung der NYPD-Beamten zur Dokumentation aller Stopps verbesserten und zur Bekämpfung rechtswidriger Polizeiarbeit durch eine bessere Erkennung problematischer Begegnungen zwischen Polizei und Bürger eingesetzt werden können. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=885
 
 
8) Schadensersatzklagen gegen Polizeibeamte
Solche Klagen, die sich auf individuelle Verletzungen konzentrieren und gegen einzelne „bad apples“ unter den Polizeibeamte richten, sind ungeeignet, polizeiliches Fehlverhalten auf systemischer Ebene zu beheben oder abzuschrecken. Polizeiliches Fehlverhalten ist nicht das Ergebnis des Eingriffs einzelner Akteure in die Rechte autonomer Personen auf Privatsphäre oder Freiheit, sondern ein Versagen des Staates, physische Sicherheitsressourcen bereitzustellen, die für seine Bürger erforderlich sind, um Resilienz auf gerechte Weise zu erreichen. https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3961447
 
 
9) Pflicht zum Intervenieren bei polizeilichen Fehlverhalten
87% der Polizeibeamten in den USA sind dafür, dass es eine Pflicht für Beamte gibt, einzuschreiten, wenn sie Fehlverhalten von Kollegen beobachten. Die Studie stellt aber fest, dass dies nur funktioniert, wenn das Anzeigeverhalten auch überwacht und ggf. sanktioniert wird. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=886
 
 
10) Erfahrung von Kindern zwischen 8 und 18 Jahren mit sexualisierter Ansprache im Netz
Kinder und Jugendliche werden im Netz von Erwachsenen mit sexuellen Absichten kontaktiert. Die ist nicht selten, wie eine repräsentative Befragung von Kindern und Jugendlichen zeigt. Besonders das Phänomen des Cybergrooming, welches die Kontaktaufnahme Erwachsener mit sexuellen Absichten mit Kindern und Jugendlichen beschreibt, stand im Zentrum der Befragung. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=887
 
 
11) „Bad Cops“ und die Rolle der Polizeigewerkschaften
„Bad Cops“ werden (zumindest in den SUA) als ernsthaftes Problem angesehen. Obwohl sie identifizierbar sind, werden sie nur selten aus dem Dienst entfernt oder diszipliniert. Die meisten Studien stellen fest, dass Fehlverhalten nicht gleichmäßig über die Polizei verteilt ist. Einige wenige Beamte sind für viele gemessene Fehlverhalten verantwortlich. Welche Rolle das Polizeimanagement und die Polizeigewerkschaften dabei spielen, beschreibt ein Beitrag aus den USA. https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=3984304
 
 
12) Deeskalationstraining für die Polizei reduziert Gewaltanwendung
Die Einbeziehung von Deeskalationstaktiken in die Polizeiausbildung ist eine der am meisten empfohlenen Polizeireformmaßnahmen in den USA, aber bis jetzt hat keine Forschung gezeigt, dass eine solche Ausbildung tatsächlich den Einsatz von Gewalt reduziert. In einer Studie haben Forscher die Auswirkungen eines Deeskalationstrainings untersucht. Demnach gab es eine Verringerung der Gewaltanwendung um 28 %, einen Rückgang der Verletzungen von Bürgern um 26 % und eine Verringerung der Verletzungen von Beamten um 36% nach dem Training. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/abs/10.1111/1745-9133.12574
 
 
13) Polizei, soziale Medien und Jugendliche
Ergebnisse einer Studie in den USA zeigten, dass Jugendliche umso schlechter die Legitimität der Polizei einschätzten und weniger bereit waren, in die Polizeiarbeit einzusteigen, je mehr sie negativen Informationen in den sozialen Medien in Bezug auf die Polizeiarbeit ausgesetzt waren. https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/15614263.2021.2017932
 
 
14) Bargeldloses Spielen: zu Risiken und Nebenwirkungen
Fortschritte bei bargeldlosen Technologien stellen die Glücksspielaufsichtsbehörden vor ein Dilemma. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Bargeldkäufe (im Gegensatz zum Einsatz von Geldkarten) einen „Zahlungsschmerz“ mit sich bringen. In zwei Experimenten wurden schwache Belege für die Hypothese gefunden, dass monetäre Faktoren die Glücksspieltendenzen beeinflussen. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/16066359.2021.2009465
 
 
15) Tötungsdelikte im weltweiten Vergleich
Das UNODC hat insgesamt sechs einzelne Studien veröffentlicht, die sich mit verschiedenen Unterthemen eines weltweiten Vergleichs von Tötungsdelikten beschäftigen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=888
 
 
16) Polizeiliche Todesschüsse – Sonderheft
Mehrere Beiträge in einem Sonderheft der Annals of the American Society of Political and Social Science beschäftigen sich mit unterschiedlichen Aspekten polizeilicher Todesschüsse, darunter individuellen und institutionellen Aspekten, sowie Präventionsmöglichkeiten. https://journals.sagepub.com/toc/anna/687/1