Polizei : Newsletter Nr. 266, September 2022

 1)   Umfrage des PNL: Wie sollen wir es mit dem „Gendern“ halten?
 2)   Psychologische Sicherheit in der Polizei – Seminar der Londoner Polizei
 3)   Oscar Kilo 9: Therapiehunde bei der britischen Polizei
 4)   Rapid-DNA-Technologie
 5)   Häuser des Jugendrechts – Erfolge behauptet, aber nicht nachgewiesen
 6)   Gesichtserkennung: Straffällige Migrant*innen sollen per Smartwatch überwacht werden
 7)   UN-Polizei im Wandel
 8)   Justizreform und öffentliche Sicherheit in den USA
 9)   Deutsche Polizei in internationalen Organisationen
10)  Dissoziales Verhalten und die Corona-Pandemie
11)  Ziel: 30% Polizeibeamtinnen
12)  Mythos und Realität der Kriminalitätsmessung unter Covid-19
13)  Polizeiarbeit zum Schutz des Kindeswohls
14)  Grüne Kriminologie auf dem Land
15)  Diskriminierung von (verschleierten) muslimischen Frauen
16)  Polizeireformen in den USA
17)  Suizidgedanken bei Einlieferung in die Psychiatrie
18)  Bill Bratton zu Polizeireformen
 
1) Umfrage des PNL: Wie sollen wir es mit dem „Gendern“ halten?
Dieser Polizei-Newsletter ist durchgängig in der Form „gegendert“ worden, dass durch ein „*“ kenntlich gemacht wird, dass sowohl die männliche, als auch die weibliche Form gemeint ist. Leider führt dies vor allem bei der einfachen Textdarstellung im verschickten Newsletter zu unschönen Ergebnissen. Die Redaktion des PNL sucht daher Ihren Rat – und will Sie an der Entscheidung beteiligen, welche Form zukünftig gewählt werden soll. Gleichzeitig würden wir uns für eine Bewertung des PNL freuen. Sie können hier abstimmen:  https://www.surveymonkey.de/r/5FJHVVN. Über das Ergebnis werden wir im nächsten PNL berichten.
 
 
2) Psychologische Sicherheit in der Polizei – Seminar der Londoner Polizei
Das Seminar „Universities at the Met“ wird am 8. September 2022 ab 17:00 Uhr online abgehalten. Es geht um die Erkennung gefährlicher Fahrzeugführer sowie um psychologische Sicherheit in der Polizeiarbeit. Letztere spielt eine wichtige Rolle am Arbeitsplatz im Hinblick auf Lernen, Innovation, Wohlbefinden und Leistung der Beamt*innen. In dem Vortrag werden Ergebnisse der Forschung bei der Metropolital Police in England zur psychologischen Sicherheit in der Polizeiarbeit vorgestellt. Die Veranstaltung ist offen für alle. Details zur Anmeldung auf der website. https://www.eventbrite.co.uk/e/398829258047/
 
 
3) Oscar Kilo 9: Therapiehunde bei der britischen Polizei
Mehr als 100 Therapie- und Trauma-Hunde unterstützen inzwischen Polizeidienststellen in England. Ein Hund am Arbeitsplatz ändert sofort die Atmosphäre, und Menschen möchten mit dem Hund interagieren. Dabei entsteht Oxytocin, ein Hormon, das Zuneigung, Vertrauen und ein Gefühl der Sicherheit hervorruft. Es hilft auf natürliche Weise, den Cortisonspiegel zu senken und reduziert dadurch das Gefühl von Stress und Angst. Die interaktiven Sitzungen mit Therapiehunden werden bei PTBS oder anderen psychologischen Problemen von Polizeibeamt*innen, aber auch bei der Opferbetreuung eingesetzt. Die Hunde helfen, Menschen zum Reden zu bringen, und erzeugen Ausdruck echter Gefühle, indem sie einfach freundlich und nicht wertend sind. Die Hundeführer*innen sind Ersthelfer für psychische Gesundheit oder ausgebildete Peer-Supporter, die idealerweise in der Lage sind, zuzuhören, schwierige Gespräche zu führen und bei Bedarf Wegweiser zur Unterstützung bereitzustellen. https://www.oscarkilo.org.uk/services/wellbeing-at-work/wellbeing-dogs
 
 
4) Rapid-DNA-Technologie
Eine Wissenschaftlerin des National Institute of Justice (USA) diskutiert mit einer Wissenschaftsautorin die Rapid-DNA-Technologie. Es wird die Komplexität dieser Technologie erklärt, ebenso die ihre Fallstricke und ihre Möglichkeiten. Neben dem Podcast ist auch ein Transkript verfügbar. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=922
 
 
5) Häuser des Jugendrechts – Erfolge behauptet, aber nicht nachgewiesen
In einem Beitrag werden die bislang vorliegenden Erkenntnisse zu dem in sechs Bundesländern eingerichteten „Haus des Jugendrechts“ zusammengestellt. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, dass der Erfolg nur ein behaupteter ist. Das Ziel der Verringerung von Jugendkriminalität werde nicht erreicht. Es sollte daher auf eine Fassade „Haus des Jugendrechts“ verzichtet werden. Das Label allein mache noch keinen Erfolg. https://link.springer.com/article/10.1007/s12054-022-00481-4
 
 
6) Gesichtserkennung: Straffällige Migrant*innen sollen per Smartwatch überwacht werden
In Großbritannien sollen Smartwatches mit biometrischer Gesichtserkennung und GPS-Tracking elektronische Fußfesseln bei ausländischen Straftäter*innen ersetzen. Migrant*innen, die wegen einer Straftat verurteilt wurden, sollen mit einer Smartwatch überwacht werden. Die vernetzten Geräte am Handgelenk ermöglichen neben dem Verfolgen von Standortdaten per GPS auch eine Kontrolle der Nutzer*innen mithilfe automatisierter Gesichtserkennung. Ausländische Straftäter*innen sollen bis zu fünf Mal am Tag ihr Gesicht mithilfe der Smartwatches und zugehöriger biometrischer Erkennungstechnologie scannen müssen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=923
 
 
7) UN-Polizei im Wandel
Die Rolle der UN-Polizei befindet sich seit 1960 in einem stetigen Wandlungsprozess, im Hinblick auf ihre Anzahl, Zusammensetzung und die Komplexität ihrer Aufgaben. Obwohl sich die Anzahl der UN-Polizist*innen in den letzten 10 Jahren halbiert hat, kommt ihnen auch eine wachsende Rolle im Kontext von Konfliktprävention und Transitionen zu. Ihre Wandlungsfähigkeit ermöglicht seit jeher der UN-Polizei, immer neuen und vielschichtigen Herausforderungen gerecht zu werden. Ein Beitrag von (auch) deutschen Autoren*innen, die für die UN und das ZIF in Berlin arbeiten. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=924
 
 
8) Justizreform und öffentliche Sicherheit in den USA
Justizreform und öffentliche Sicherheit sind keine entgegengesetzten Enden eines Spektrums, sondern bedingen sich gegenseitig. Beiträge von acht der führenden Kriminolog*innen der USA wollen einem zunehmend polarisierten politischen Klima entgegenwirken, in dem steigende Gewaltkriminalitätsraten auf die Lockerung harter Straf- und Bestrafungsstrategien in vielen Gerichtsbarkeiten zurückgeführt werden. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=925
 
 
9) Deutsche Polizei in internationalen Organisationen
Mit diesem Thema und den sich daraus ergebenden Konsequenzen für die Institution Polizei beschäftigt sich ein Beitrag, der u.a. eine Expertenbefragung auswertet. Befragt wurden 17 Expert*innen, die sowohl über langjährige Erfahrung als deutsche Polizeivollzugsbeamte verfügen als auch mehrjährige Führungs- beziehungsweise Managementerfahrung bei den VN, der EU, der OSZE oder INTERPOL sowie in deren Friedensmissionen und vergleichbaren Einsatzformaten wie bilateralen Projekten aufweisen. https://link.springer.com/referencework/10.1007/978-3-658-34394-1
 
 
10) Dissoziales Verhalten und die Corona-Pandemie
Dissoziales Verhalten hat sich zu Beginn der Coronavirus-Pandemie in England und Wales mehr als verdoppelt. Dies stand in krassem Gegensatz zu den steilen Rückgängen bei den meisten Arten registrierter Kriminalität. Eine Studie geht den Ursachen dafür nach und kommt zu dem Schluss, dass der Anstieg des dissozialen Verhaltens in der Frühphase der Pandemie hauptsächlich auf Verstöße gegen die COVID-Vorschriften zurückzuführen war, aber etwa die Hälfte davon betraf auch traditionelle Formen. Die Autor*innen schlagen vor, ungenutzte Polizeitextaufzeichnungen zu nutzen, um die Entwicklungen zu analysieren und die Polizei- und Kriminalpolitik zu informieren. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=926
 
 
11) Ziel: 30% Polizeibeamtinnen
In den USA fordert die „30x30-Initiative“ den Anteil von Polizistinnen bis zum Ende des Jahrzehntes von derzeit 12% auf 30% anzuheben. Demnach deuten Untersuchungen darauf hin, dass weibliche Beamte weniger Gewalt anwenden, weniger Beschwerden gegen sie haben, ehrlicher und mitfühlender sind, bessere Ergebnisse in Fällen sexueller Übergriffe sehen und weniger willkürliche Verhaftungen vornehmen, insbesondere bei nicht weißen Einwohnern. https://30x30initiative.org/
 
 
12) Mythos und Realität der Kriminalitätsmessung unter Covid-19
Ein ausführlicher Beitrag des Brennan-Center in den USA beschäftigt sich mit der Frage, wie die Kriminalitätszahlen unter Covid-19-Bedingungen auszuwerten und zu analysieren sind. Es wird darauf verweisen, dass Studien ergeben, dass Behandlung von Drogenmissbrauch und psychischen Problemen die Rate von Gewalt- und Eigentumsdelikten verringert. Der jüngste Anstieg der Kriminalität passe in kein politisches Narrativ, und sei es von entscheidender Bedeutung, kreative Lösungen für nationale Probleme zu suchen. Politiker*innen müssten heute mehr denn je der Versuchung widerstehen, die vielen Faktoren, die die öffentliche Sicherheit prägen, zu stark zu vereinfachen und stattdessen Lösungen zu priorisieren, die eine dauerhafte und ganzheitliche Form der öffentlichen Sicherheit aufbauen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=927
 
 
13) Polizeiarbeit zum Schutz des Kindeswohls
In einem Beitrag werden berufsethische Überlegungen ausgehend von der UN-Kinderrechtskonvention angestellt. Der Verfasser macht dabei deutlich, welche besonderen Aufgaben und Verpflichtungen dabei auf Polizeibeamt*innen zukommen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=928
 
 
14) Grüne Kriminologie auf dem Land
In einer Ausgabe von „Criminological Encounters“ mit dem Thema „Critical green criminology goes rural“ wird die Kriminologie des ländlichen Raums thematisiert, indem Perspektiven aus der kritischen grünen Kriminologie, der kritischen ländlichen Kriminologie und kritische Perspektiven aus anderen Disziplinen zusammengebracht werden. Die Artikel analysieren kritisch Umweltschäden, Verbrechen und Konflikte in ländlichen und indigenen Gebieten sowohl im globalen Süden als auch im globalen Norden sowie ländliche soziale Bewegungen und Aktivismus. https://criminologicalencounters.org/index.php/crimenc/issue/view/8
 
 
15) Diskriminierung von (verschleierten) muslimischen Frauen
Eine Studie hat die Reaktionen, denen verschleierte und unverschleierte muslimische Frauen ausgesetzt sind, wenn sie sich auf drei europäischen Arbeitsmärkten bewerben, untersucht, und zwar in Deutschland, Niederlande und Spanien. Verschleierte muslimische Frauen werden in Deutschland und den Niederlanden diskriminiert, wenn sie sich für Jobs bewerben, die ein hohes Maß an Kundenkontakt erfordern. In Spanien ist die Diskriminierung verschleierter muslimischer Frauen deutlich geringer als in den beiden anderen Ländern. https://academic.oup.com/esr/advance-article/doi/10.1093/esr/jcac032/6633824
 
 
16) Polizeireformen in den USA
Eine Studie im Sommer 2020 ergab, dass 84 Prozent der 50 größten Städten des Landes eine oder mehrere Polizeireformverordnungen erlassen haben. Elf Städte schufen eine neue Polizeiaufsichtsbehörde, stärkten eine bestehende oder begannen mit der Gründung einer solchen. Lokale Generalinspektoren für Polizeidienststellen sind eine weitere vielversprechende Entwicklung. Es handelt sich dabei um eine unabhängige Behörde, die befugt ist, Probleme in der örtlichen Polizeidienststelle zu prüfen und öffentliche Berichte über ihre Ergebnisse und Empfehlungen herauszugeben. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=929
 
 
17) Suizidgedanken bei Einlieferung in die Psychiatrie
Eine Studie untersuchte, wie häufig die Verheimlichung von Suizidgedanken bei erwachsenen stationären Psychiatriepatienten und den damit verbundenen Patientenmerkmalen vorkommt. Mehr als die Hälfte hielt bei der Aufnahme Informationen über Suizidgedanken zurück. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass bei stationären Akutpatienten der Psychiatrie Suizidgedanken nicht offengelegt werden, was eine Sensibilisierung von Ärzt*innen erfordert, die sich bei der Bewertung des Suizidrisikos auf diesen Parameter verlassen. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/07481187.2021.1879317
 
 
18) Bill Bratton zu Polizeireformen
Eine Reform der Polizei muss von innen heraus kommen. Diese Auffassung vertritt der ehemalige Polizeichef von New York und Los Angeles. Cops, so seine Auffassung, verstehen besser als jede/r andere, was gemacht werden muss. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=930