Polizei : Newsletter Nr. 27, März 2001

 1)   Massive Probleme mit neuem INPOL-System
 2)   Gefängnisse in den USA unter Clinton beträchtlich gewachsen
 3)   Raps im Tank – schlechte Noten
 4)   Japaner können per Handy Verbrecher jagen
 5)   Pornos in der Gaststätte
 6)   New York stellt regionale Kriminalstatistik ins Internet
 7)   So finden Sie Ihren Europaabgeordneten…
 8)   Polizeilicher Umgang mit „Problemgruppen“
 9)   Methadonprogramme und Auflösung der offenen Drogenszenen bewirken Rückgang der Gewaltkriminalität in der Schweiz
10)  Drogen in Europa
11)  Polizeilicher Schusswaffengebrauch 1999
12)  US-Polizei rätselt über die Ursachen des Anstiegs bei Tötungsdelikten
13)  Studie zur Messung und Bewertung von Polizeiarbeit
14)  Kein steigendes Unfallrisiko bei sehr hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn
15)  Das Letzte:
 
1) Massive Probleme mit neuem INPOL-System
Bei der Einführung des bundesweiten polizeilichen Datenaustauschsystems INPOL-neu gibt es erhebliche Probleme. In mehreren Bundesländern wird die Polizei zum vorgesehenen Starttermin am 15. April nicht in der Lage sein, Daten in das neue Informationssystem einzuspeisen. Nach Ansicht des stellvertretenden Vorsitzenden des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, Holger Bernsee, sind die Gründe vor allem in der mangelnden Ausstattung und der organisatorischen Bewältigung zu finden. Nur wenige Länder, allen voran Rheinland-Pfalz, werden den vorgesehenen Termin halten können; einige wie etwa Hessen haben bereits erklärt, dass sie nicht in der Lage sind, sich bis Mitte April an das System anzuschließen. "Beim Rest steht die Ampel auf Gelb."  Nach Ansicht von Bernsee hätten etliche Länder die Bedeutung und Folgen des neuen Computersystems unterschätzt. "Es fehlt schlicht an Endgeräten, aber auch an der Ausbildung", erklärt Bernsee; "allein in Berlin müssten 20.000 Beamte geschult werden." Aber den Landeskriminalämtern fehlen Computertechniker, die solche Schulungen durchführen könnten. Weil sie in der freien Wirtschaft deutlich höhere Gehälter erhielten, seien in der Vergangenheit zahlreiche Fachleute abgeworben worden. Quelle: heise news
 
 
2) Gefängnisse in den USA unter Clinton beträchtlich gewachsen
Im Gegensatz zu dem eher liberalen Eindruck, den Clinton vermittelte, zeigt eine jüngst veröffentlichte Studie, dass die Gefangenenrate von 247 (auf 100.000 Einwohner) unter Reagan über 332 unter Bush sen. auf 476 unter Clinton angestiegen ist (jeweils nur Bundesgefängnisse; zählt man die lokalen jails hinzu, verdoppelt sich die Rate fast). Für Schwarze liegt diese Gefangenenrate übrigens bei 3.620. Als Ursache für diesen Anstieg benennt die Studie des Justice Policy Institute die Tatsache, dass Clinton mehr Geld für Gefängnisse und deren Neubauten und Polizei bereitgestellt habe. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger setzt der neue Präsident Bush jun. übrigens nun wieder mehr auf Resozialisierung im Vollzug und stellt Mittel für ein besonderes Gefängnispfarrer-Programm zur Verfügung. Quelle: New York Times

MB, New York
 
 
3) Raps im Tank – schlechte Noten
Auch wenn es auf den ersten Blick umweltschonend scheint und in Mecklenburg-Vorpommern auch schon von der Polizei ausprobiert wurde: Rapsöl im Tank ist schlecht für den Motor und für die Umwelt, wie umfangreiche Tests in Schweden (Stockholmer Umwelttaxis) nachgewiesen haben. Dort werden diese Fahrzeuge jetzt durch gasbetriebene ersetzt. Die Umweltbilanz einer Göteborger Hochschule zeigt folgendes auf einer Skala von 0 (sehr gut) bis 30 (Benzinmotor ohne Kat): Elektromotor 7 Punkte, Wasserstoff 11, Biogas 13, Ethanol 16, Naturgas und Methanol 17, Rapsöl 24, Benzin mit Kat 27, Diesel 29. Quelle: TAZ 8.2.2001
 
 
4) Japaner können per Handy Verbrecher jagen
Die japanische Polizei macht sich bei der Verfolgung von Schwerstkriminellen die Handy-Begeisterung der Bevölkerung zu Nutze. Eine über Mobiltelefon abrufbare Internet-Seite soll es jedem Bürger ermöglichen, auf Verbrecherjagd zu gehen. Auf der Website finden sich Fahndungsfotos der 25 meistgesuchten Verbrecher Japans. Jeder Handy-Benutzer mit Internetzugang kann sich die Konterfeis auf sein Telefondisplay laden und mit den Gesichtern verdächtiger Personen auf der Straße vergleichen. Quelle: www.billiger-telefonieren.de
 
 
5) Pornos in der Gaststätte
Surfen, Chatten, E-Mails verschicken, Leute treffen: Internet-Cafés sind angesagt bei jungen Leuten. Wer als Café-Betreiber allerdings nicht für den nötigen Schutz vor Pornoseiten oder anderen kinder- und jugendgefährdenden Inhalten sorgt, macht sich strafbar. Laut Strafgesetzbuch macht sich strafbar, wer jugendgefährdende Veröffent-lichungen verbreitet und zugänglich macht. Dabei ist unerheblich, ob der Jugendliche von dieser Möglichkeit tatsächlich Gebrauch macht. Das Strafrecht verpflichtet den Betreiber, Kinder und Jugendliche vor den Gefahren des Internets zu schützen. Diese Verpflichtung, die im Strafrecht mit Garantenstellung bezeichnet wird, begründet sich daraus, dass der Betreiber zwar für die moralisch anfechtbaren Inhalte selbst nicht ver-antwortlich ist, er jedoch den Zugang zu diesen Inhalten schafft und damit auch noch Einnahmen erzielt (So RA C. Czirnich auf http://www.computerchannel.de/recht/politik/internet_cafe/internet_cafe_1.phtml).
 
 
6) New York stellt regionale Kriminalstatistik ins Internet
Seit Anfang Februar können die regionalen Kriminalstatistiken für alle 76 New Yorker precincts im Internet eingesehen werden - aktuell und rückwirkend für die letzten 8 Jahre. „Jeder kann jetzt Police Commissioner spielen“ – mit diesen Worten kündigte Bürgermeister Giuliani diese Webseiten an. In den nächsten Wochen sollen dann auch Karten folgen, auf denen die Straftaten eingezeichnet sind. www.ci.nyc.ny.us oder http://nyclink.org sowie www.ci.nyc.ny.us/nypd (die Homepage www.nypd.com gehört nicht der New Yorker Polizei; wer sich für Datenabfrage via Internet, bevor man eine Homepage öffnen kann, interessiert, darf auch diese page anklicken).

MB, New York
 
 
7) So finden Sie Ihren Europaabgeordneten…
Unter www.europarl.de/mdep/ kann man sich eine Liste der (deutschen) Europaparlamentarier sowie deren Homepages anzeigen lassen. Ebenso finden sich dort links zu diversen Materialien, Berichten etc.
 
 
8) Polizeilicher Umgang mit „Problemgruppen“
Bürgernahe Polizeiarbeit funktioniert dort, wo es sich um Bevölkerungsgruppen handelt, die für die Polizei offen und zugänglich sind. Schwieriger wird es bei Gruppen, die sich kulturell oder ideologisch, sozio-ökonomisch oder durch sprachliche Barrieren von der Mehrheit unterscheiden oder anderweitig marginalisiert sind. Das britische Homeoffice hat jetzt eine Studie veröffentlicht, die sich mit dieser Problematik beschäftigt und im Sinne von „best practises“ Modellvorhaben beschreibt. T. Jones, T. Newburn: Widening Access: Improving police relations with hard to reach groups. Police Research Series, Paper 138, London 2001. Bestellungen z.B. über die website des Homeoffice: www.homeoffice.gov.uk
 
 
9) Methadonprogramme und Auflösung der offenen Drogenszenen bewirken Rückgang der Gewaltkriminalität in der Schweiz
Anhand mehrerer Opferbefragungen zeigt eine Studie der Universität Lausanne (M. Killias,, P. Lamon) auf, dass Gewaltstraftaten nach Beginn des Schweizer Drogenprogramms massiv zurückgegangen sind. Die Studie zeigt zudem Veränderungen in der Täterstruktur (Schweizer Täter gehen stark zurück, ausländische nehmen zu) und ein deutliches Abweichen zwischen Opferbefragung und Polizeistatistik auf. Die (französische) Studie „Tendances de la criminalité en Suisse de 1984 á 2000: risques objectifs et perceptions subjectives“ kann gegen Einsendung von CHF 20.- bestellt werden bei: Secrétariat de Crimiscope, Université de Lausanne, Fax 0041-21-6924642. Quelle: Crimiscope 12, Dezember 2000
 
 
10) Drogen in Europa
Die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht hat ihren „Jahresbericht über den Stand der Drogenproblematik in der Europäischen Union 2000“ veröffentlicht. Der 49-seitige Bericht enthält viele Tabellen und Grafiken zur Entwicklung der Prävalenz des Drogenkonsums in Europa, aber auch einen Teil zur Prävention und Therapie. Die EBDD bietet detaillierte Informationen über Drogenkonsum sowie Publikationen in allen 11 Amtssprachen der EU und freien Zugang zu fachspezifischen Datenbanken über das Internet an: www.emcdda.org Der deutsche Ableger von EBDD sitzt beim Institut für Therapieforschung in München (www.ift.de).
 
 
11) Polizeilicher Schusswaffengebrauch 1999
1999 haben deutsche Polizeibeamtinnen und –beamte insgesamt 3.410 mal von ihrer Schusswaffe Gebrauch gemacht – davon in 3.227 Fällen gegen verletzte oder gefährliche Tiere. Gegen (sonstige) Sachen wurde in 23 Fällen die Waffe benutzt. Warnschüsse: 107, gegen Personen: 53, davon 15 tödlich. Unzulässige Schüsse: 12, davon 8 auf Personen. Keine Angaben zu unbeabsichtigten Schüssen. (Angaben des IMK-Vorsitzenden, zitiert in der taz vom 13.12.2000). Der Berliner Info-Dienst „Bürgerrechte und Polizei“ (CILIP) geht von 19 Todesschüssen aus (unbeabsichtigte eingerechnet).
 
 
12) US-Polizei rätselt über die Ursachen des Anstiegs bei Tötungsdelikten
In den meisten US-Städten ist die Zahl der Tötungsdelikte im Jahr 2000 wieder angestiegen, nach deutlichen Rückgängen in den Jahren zuvor. Betroffen davon ist z.B. New York, besonders aber Los Angeles (von 407 auf 504), Dallas (von 185 auf 218) und New Orleans (von 120 auf 165). Lediglich in Chicago gingen die Zahlen von 641 auf 601 zurück. Während die Ursachen für den Rückgang der letzten Jahre inzwischen bekannt sind (Alterseffekte; Rückgang der Gang-Kriminalität; Rückgang von Crack; z.T. auch Polizeistrategien, die für eine Reduktion der Verfügbarkeit von Waffen sorgten), rätseln nun die Experten über die Ursachen des erneuten Anstiegs. Quelle: USA Today 29.12.2000
 
 
13) Studie zur Messung und Bewertung von Polizeiarbeit
Das international renommierte australische Institut für Kriminologie hat im November 2000 eine Studie zu „Police Performance and Activity Measurement“ vorgelegt. Mit Hilfe eines neu entwickelten Modells sollen auch polizeiliche Maßnahmen, von denen man bislang glaubte, dass sie nicht „messbar“ sind, erfasst werden. Management und Polizeiführung können auf diese Daten zurückgreifen um polizeiliches Handeln besser zu steuern und Erfolge zu optimieren. Der Bericht kann für $ 5.50 bestellt werden bei books@bibliotech.com.au oder ist im PDF-Format kostenfrei erhältlich unter www.aic.gov.au/publications/tandi/tandi180.html
 
 
14) Kein steigendes Unfallrisiko bei sehr hohen Geschwindigkeiten auf der Autobahn
Mit 130 auf der Autobahn kann man sich fast so sicher fühlen wie bei Tempo 110, meldet das Wissenschafts-Magazin "Nature". Ab einer Geschwindigkeit von 110 Stundenkilometern vergrößern Autofahrer mit einer weiteren Beschleunigung kaum noch das Risiko eines Unfalls. Ist der Abstand zwischen den Autos jedoch zu klein, ist es auf der Straße aber schon bei geringem Tempo gefährlich. Das ergab eine Computersimulation, die Ding-Wei Huang und Yu-Ping Wu von der taiwanesischen Chung Yuan-Universität durchgeführt haben. Die Forscher haben bisherige Computermodelle für den Verkehrsfluss verfeinert. So ist es ihnen gelungen, mit Hilfe eines Zufallsgenerators menschliche Fehler zu simulieren. Ihr Computerprogramm errechnet für langsame Geschwindigkeiten ein nur geringes Unfallrisiko. Steigt die Fahrgeschwindigkeit, schießen auch die Unfallzahlen in die Höhe. Das ändert sich jedoch, wenn der simulierte Autofahrer bei Tempo 110 angelangt ist: Eine weitere Beschleunigung wirkt sich dann kaum noch auf die Unfallhäufigkeit aus. Bei steigender Verkehrsdichte sagt das Computermodell mehr Unfälle voraus. Bei sehr hohen Verkehrsdichten sinkt die Unfallhäufigkeit jedoch wieder, weil den Fahrern ein langsamer und gleichmäßiger Verkehrsfluss aufgezwungen wird. Quelle: Bild der Wissenschaft
 
 
15) Das Letzte:
Knast-Mode

Authentische Gefängniskleidung soll der neueste Trend in amerikanischen Grosstädten sein. Das Staatsgefängnis in Oregon bietet Kleidung via Internet an: www.prisonblues.com; leider nicht via Internet zu bestellen. Quelle: Trendletter 1/2001