Polizei : Newsletter Nr. 286, Juni 2024

 1)   Der Polizei-Newsletter begrüßt die 10.000ste Abonnentin
 2)   Bewerbungen für den Bochumer Masterstudiengang „Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaft“
 3)   Kopftuchverbote am Arbeitsplatz auf dem Prüfstein der Grundrechte
 4)   Politisch motivierte Kriminalität und Hasskriminalität in der PKS: Systematische Untererfassung
 5)   Zusammenhänge zwischen städtische Grünflächen und Kriminalität...
 6)   Element in Criminology
 7)   988-Hotline in den USA effektiver machen
 8)   Dunkelfeldstudie zur Viktimisierung von vorurteilsgeleiteten Taten (sog. Hasskriminalität)
 9)   Broken-Windows wirkt nur bei gemeinschaftlichen und problemlösenden Interventionen, nicht bei aggressiven Kontrollen
10)  Über 1.000 Todesfälle nach Einsatz von „nicht-tödlichen“-Waffen in den USA
11)  Aktuelle Studie zum Hinweisgeberschutz in der Polizei
12)  Whistleblower in der Polizei – eine Metaanalyse
13)  Die 18. Fachtagung der Kriminologischen Gesellschaft
14)  Polizei und häusliche Gewalt – neue Ausbildungsansätze
15)  Newsletter zu “Illicit Economies and Development”
 
1) Der Polizei-Newsletter begrüßt die 10.000ste Abonnentin
Bereits im März 2024 hat die Zahl der Leser, die den Polizei-Newsletter als E-Mail abonniert haben, die magische Grenze von 10.000 erreicht. Wir bedanken uns bei allen, die uns nach wie vor treu geblieben oder den Newsletter neu abonniert haben. Besonders begrüßen wir Brigitte Schmitz, die 10.000ste Abonnentin. Frau Schmitz ist tätig als Entwicklerin von Weiterbildungsangeboten bei der Abteilung „Referendariat der sozialpädagogischen und psychosozialen Berufsgruppen“ des IFEN – Institut de Formation de L`Education Nationale in Luxemburg https://ssl.education.lu/ifen/de/qui-sommes-nous-
 
 
2) Bewerbungen für den Bochumer Masterstudiengang „Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaft“
Im Jahr 2025 wird der Bochumer Masterstudiengang 20 Jahre alt. Bewerbungen für den im Januar 2025 beginnenden Studienjahrgang sind noch bis zum 30.06.2024 möglich. Bei dem weiterbildenden Master handelt es sich um einen berufsbegleitenden, interdisziplinären Masterstudiengang an der Juristischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum. In dem zweijährigen Blended-Learning-Studium werden Grundlagen, aktuelle Forschungsergebnisse sowie empirische Methoden in Kriminologie, Kriminalistik und Polizeiwissenschaft vermittelt. https://makrim.de/
 
 
3) Kopftuchverbote am Arbeitsplatz auf dem Prüfstein der Grundrechte
Inwiefern darf das Tragen religiöser Symbole und religiös konnotierter Kleidung am privaten Arbeitsplatz untersagt werden, ohne gegen das Diskriminierungsverbot zu verstoßen? Der Beitrag geht dieser Frage nach, indem er die Rechtsprechung des EuGH aus einer schweizerischen Perspektive und mit rechtsvergleichenden Bezügen kritisch beleuchtet. Das Augenmerk liegt auf zwei Urteilen aus dem Jahr 2021 und 2022. Der Beitrag kommt zum Schluss, dass die beiden Entscheide dem Anliegen des Diskriminierungsschutzes besser Rechnung tragen als die vorhergehende Rechtsprechung. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1106
 
 
4) Politisch motivierte Kriminalität und Hasskriminalität in der PKS: Systematische Untererfassung
Seit Jahren gibt es Kritik an dem „Kriminalpolizeilichen Meldedienst – Politisch motivierte Kriminalität“ (KPMD-PMK) aufgrund seiner unzureichenden Erfassung von rechten, rassistischen oder antisemitischen Straftaten. Insbesondere im Abgleich mit Dunkelfeldstudien zu vorurteilsmotivierter Kriminalität muss von einer massiven Unterdeckung der Fallzahlen in der PMK ausgegangen werden. Der aktuell größte Phänomenbereich „nicht zuzuordnen“ ist in den vergangenen Jahren in den Fallzahlen massiv angewachsen. Dadurch verliert der Meldedienst an Aussagekraft. Eine Studie zum polizeilichen Definitionssystem und seinen Mängeln sowie eine wissenschaftliche Begutachtung und Vorschläge für die Weiterentwicklung wurden nun in Thüringen vorgelegt. https://www.gruene-thl.de/node/8583?s=09
 
 
5) Zusammenhänge zwischen städtische Grünflächen und Kriminalität...
... werden selten untersucht. Eine Studie untersucht den Zusammenhang zwischen Grünflächen mit Baumkronenbedeckung und Vegetationsbedeckung ohne Baumkronen - und Gewalt- und Eigentumsdelikten. Effekte sozialer Desorganisation (Armut und Wohneigentum) wurden berücksichtigt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass beide Arten von Grünflächen mit weniger Verbrechen verbunden sind, selbst bei Kontrolle für eine einer Reihe von kriminogenen Faktoren. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1107
 
 
6) Element in Criminology
Noch bis zum 05. Juni 2024 kann das Buch von Richard Rosenfeld, „Crime Dynamics, Why Crime Rates Change Over Time“ kostenlos heruntergeladen werden. In diesem Buch wird die Forschung über die zeitlichen Veränderungen der Kriminalitätsraten in den USA in den letzten Jahrzehnten überprüft. Zu den Hauptthemen gehören die Datenquellen, die Beziehung zwischen Tötungsdelikten und Eigentumsdelikten, Inhaftierungen und der Verfügbarkeit von Schusswaffen, Kriminalitätstrends nach Geschlecht, Rasse und Alter, die Beziehung zwischen Kriminalitätstrends und wirtschaftlichen Bedingungen, Kriminalitätstrends und soziale Institutionen, abrupte Veränderungen der Kriminalitätsraten und exogene Schocks und die Vorhersage von Kriminalitätsraten. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1108
 
 
7) 988-Hotline in den USA effektiver machen
Seit ihrer Einführung im Jahr 2022 haben fast 10 Millionen Amerikaner die „988“, die „Nationale Selbstmord- und Krisenhotline“, die eine Alternative zum Notruf 911 darstellt, genutzt. Die Wirksamkeit von 988 wird jedoch durch das Fehlen eines geeigneten geografischen Routings eingeschränkt. 988-Anrufe werden derzeit an die Behörden weitergeleitet, die der Vorwahl des Anrufers zugeordnet sind, und nicht an dessen tatsächlichen Standort. Nach einem aktuellen Gesetzesentwurf sollen 988-Anrufe anhand des aktuellen Standorts des Anrufers und der Mobilfunkmasten weitergeleitet werden, so wie dies auch bei 911-Anrufen der Fall ist. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1109
 
 
8) Dunkelfeldstudie zur Viktimisierung von vorurteilsgeleiteten Taten (sog. Hasskriminalität)
Für die Studie wurden 50.000 Menschen aus Hannover zufällig befragt, zusätzlich fand ein Oversampling in vulnerablen Gruppen statt. Es ergab sich dadurch eine Stichprobe von 7.411 gültigen Fällen. Davon haben 43,3 % der Befragten angegeben, in ihrem Leben schon einmal vorurteilsmotivierte Taten erlebt zu haben. Dabei wurde am häufigsten von abwertenden Äußerungen, Diskriminierung, sexueller Bedrängung und Mobbing berichtet. Die Betroffenen vermuten, diese Taten vor allem aufgrund ihres Geschlechts, ihres Aussehens, ihrer Nationalität, ihres Alters oder ihrer Kleidung erlebt zu haben. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1110
 
 
9) Broken-Windows wirkt nur bei gemeinschaftlichen und problemlösenden Interventionen, nicht bei aggressiven Kontrollen
Die Broken-Windows-Theorie besagt, dass die Polizei schwere Straftaten verhindern kann, indem sie gegen soziale und physische Unordnung vorgeht. Für eine Meta-Analyse wurden 56 Studien ausgewählt. Die Ergebnisse deutet darauf hin, dass polizeiliche Strategien zur Störungsbeseitigung mit insgesamt statistisch signifikanten Effekten zur Verringerung der Kriminalität verbunden sind, die auch auf die umliegenden Gebiete übergreifen. Die stärksten Effekte wurden durch gemeinschaftliche und problemlösende Interventionen erzielt, die darauf abzielen, die sozialen und physischen Bedingungen zu verändern. Umgekehrt führten aggressive Strategien zur Aufrechterhaltung der Ordnung nicht zu einem signifikanten Rückgang der Kriminalität. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1111
 
 
10) Über 1.000 Todesfälle nach Einsatz von „nicht-tödlichen“-Waffen in den USA
Jeden Tag greift die Polizei auf gängige Taktiken zurück, die im Gegensatz zu Schusswaffen dazu gedacht sind, Menschen zu stoppen, ohne sie zu töten, wie z. B. durch das Festhalten von Personen, Elektroschocker oder Schläge. Doch diese Taktiken können auch tödlich enden - wie im Fall von George Floyd im Jahr 2020. Im Laufe eines Jahrzehnts starben mehr als 1.000 Menschen, nachdem die Polizei sie mit Mitteln überwältigt hatte, die nicht tödlich sein sollten, wie eine von „The Associated Press“ geführte Untersuchung ergab. In Hunderten von Fällen waren die Beamten nicht angemessen ausgebildet oder hielten sich nicht an die Vorgaben im Umgang mit körperlicher Gewalt und Waffen. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1112
 
 
11) Aktuelle Studie zum Hinweisgeberschutz in der Polizei
Die Studie beleuchtet erstmals Leerstellen beim Schutz sog. „Whistleblower“: Polizist*innen haben nicht nur Angst vor Konsequenzen, wenn sie Fehlverhalten melden; ein Großteil ist trotz gesetzlicher Informationspflicht nicht ausreichend über das neue Hinweisgeberschutzgesetz (HinSchG) informiert. Über die Hälfte der Polizist*innen gab in der Befragung an, dass Angst vor negativen Reaktionen von Kolleg*innen ein Hemmnis dafür sei, beobachtetes Fehlverhalten zu melden. Fast die Hälfte nennen die Konfrontation mit der gemeldeten Person als Grund dafür, dass Missstände nicht gemeldet werden. Mit 42 % spielt auch die Sorge um negative Konsequenzen für ihre berufliche Laufbahn eine große Rolle. Eine Lösung könnten vertrauliche Meldewege sein, die rund 62 % als notwendig ansehen, um bei einer Meldung besser geschützt zu sein. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=1113
 
 
12) Whistleblower in der Polizei – eine Metaanalyse
Fälle von polizeilichem Fehlverhaltens haben gezeigt, dass die Beamten oft von dem Fehlverhalten wussten, aber geschwiegen haben, was das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Strafverfolgung beeinträchtigt hat. Der Beitrag wertet systematisch die Literatur zum Thema "polizeiliches Whistleblowing" aus. Dabei wurden 118 relevante Arbeiten systematisch überprüft. Fünf Themen kristallisierten sich als Hindernisse oder Erleichterungen für die Meldung von Missständen heraus. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0047235224000199
 
 
13) Die 18. Fachtagung der Kriminologischen Gesellschaft
Die Veranstaltung wird vom 26. bis 28. September 2024 an der Universität Tübingen stattfinden und steht unter dem Motto "Am Puls der Zeit?! Trends, Transfer & Tradition in der Kriminologie". Einzelheiten: https://www.krimg2024.de/
 
 
14) Polizei und häusliche Gewalt – neue Ausbildungsansätze
Bei der australischen Polizei werden immer mehr Fälle von familiärer, häuslicher und sexueller Gewalt gemeldet. Die Verbesserung der polizeilichen Ausbildung im Umgang mit dieser Gewalt wurde als entscheidend zur Reduzierung dieser Gewalt erkannt. Diese Studie gibt einen Überblick über Forschungsergebnisse zur polizeilichen Ausbildung im Umgang mit familiärer, häuslicher und sexueller Gewalt. Der Ausbildungsbedarf der Polizei hat sich von den eher grundlegenden Aspekten u.a. hin zu der Identifizierung von Hauptaggressoren verlagert. Bestimmte Arten von Schulungen, insbesondere solche mit starken praktischen und problemlösenden Komponenten, sind dabei vielversprechend. https://www.aic.gov.au/publications/tandi/tandi689
 
 
15) Newsletter zu “Illicit Economies and Development”
Der monatlich erscheinende Newsletter dient dazu, sich über die dynamische Landschaft der illegalen Ökonomien und ihre Auswirkungen auf die Entwicklung weltweit zu informieren und die Komplexität illegaler Märkte zu verstehen. Anmeldung hier: https://jied.lse.ac.uk/