Polizei : Newsletter Nr. 36, Januar 2002

 1)   Die PISA-Studie
 2)   Das Versagen der Geheimdienste
 3)   Stalking-Crimes
 4)   Moderner Staat – Projektmanagement
 5)   Safercity.de
 6)   Safecity.tv
 7)   Boot Camps und ihre Besonderheiten
 8)   Phänomenologie des Serienmords
 9)   Spaniens elektronische Mauer
10)  Pfefferspray und Gesundheit
11)  Erste Cyber-Polizeistation in Indien
12)  Der Ausschuss P in Belgien
13)  Ring of Cops
14)  Klettern mit Saugnäpfen
15)  Als Letztes.....Albert Einstein und die Freiheit
 
1) Die PISA-Studie
Die sog. PISA-Studie zum internationalen Bildungsvergleich, die im Dezember 2001 vorgestellt wurde, ist auf der Internet-Seite der OECD (www.pisa.oecd.org)verfügbar. Der nationale Bericht ist erschienen unter: Deutsches PISA Konsortium (Hrsg.). PISA 2000: Basiskompetenzen von Schülerinnen und Schülern im internationalen Vergleich. Leske + Budrich.

ISBN 3-8100-3344-8 (DM 49,80).
 
 
2) Das Versagen der Geheimdienste
Die Geheimdienste der USA gelten als die mächtigsten der Welt. Warum haben sie dem 11. September 2001 ebenso wenig verhindern können wie das Lockerbie-Attentat, den Anschlag auf das WTC von 1993 und andere terroristische Attacken? Die Frage ist relativ einfach zu beantworten: Je intensiver die elektronische Überwachung ist, umso mehr setzen die Terroristen (und andere sicherlich auch) auf persönliche Kommunikation. In der amerikanischen NSA-Zentrale (National Security Agency) kann man zwar Telefonate vorführen, die Ussama bin Laden mit seiner Mutter über Satellitentelefon geführt hat; bei den kritischen Aktionen setzte er wie andere aber auf Lowtech-Kommunikationsmittel, was u.U. zu einer trügerischen Sicherheit auf Seiten der Geheimdienste führen kann und wohl auch geführt hat. Dass dennoch die elektronischen Überwachungssysteme Carnivore und Echelon weiter vorangetrieben werden, lässt sich – dem US-Journalisten James Bramford zufolge – damit erklären, dass die USA diese Mittel nutzen und in der Vergangenheit genutzt haben, um ihre wirtschaftliche Macht zu festigen. Und tatsächlich gibt es Nachweise, dass Handelskonferenzen oder Vertreter privater Firmen abgehört und von der NSA überwacht wurden. Quelle: James Bamford, Body of Secrets, Anatomy of the ultra-secret National Security Agency from the Cold War through the dawn of a new century, New York 2001 (nach Nicky Hager, Das Ohr an der Welt. In: taz/ Le Monde Diplomatique November 2001, S. 6 f.)
 
 
3) Stalking-Crimes
Unter dem Titel „Stalking Crimes and Victim Protection“ ist im Juni 2001 ein Buch erschienen, das sich ausschliesslich mit diesem neu diskutierten, aber eigentlich recht alten Phänomen beschäftigt. Auf 488 Seiten werden verschiedenste Aspekte dieses Problems beleuchtet und insbesondere Präventionsmöglichkeiten aufgezeigt: Autor: Joseph A. Davis, Verlag CRC Press, Preis US$ 69,95 www.crcpress.com Fast zeitgleich wurde vom Justizministerium ein „Report to Congress“ veröffentlicht, der den Titel trägt: "Stalking and Domestic Violence: A Report to Congress" (NCJ 186157); verfügbar unter http://www.ncjrs.org/pdffiles1/ojp/186157.pdf bzw.

 http://www.ncjrs.org/txtfiles1/ojp/186157.txt
 
 
4) Moderner Staat – Projektmanagement
Eine Broschüre mit Informationen und nützlichen Formularen und Checklisten zum Projektmanagement hat das Bundesministerium des Innern herausgegeben. Unter dem Titel „Modernen Staat – Moderne Verwaltung“ ist ein Praxisleitfaden zusammengestellt worden, der den Namen tatsächlich verdient. Unter http://www.staat-modern.de/projekte/index.html zum Herunterladen oder als Broschüre kostenlos anzufordern unter www.staat-modern.de  Auf der Homepage findet sich im übrigen auch eine Übersicht über online verfügbare Gesetze sowie über e-government und das Projekt www.bundonline2005.de
 
 
5) Safercity.de
Unter www.safercity.de findet man (kritische bis sehr kritische) „Informationen über die deutsche Sicherheits- und Ordnungspolitik“ – zusammengestellt von der Bundesarbeitsgemeinschaft Kritischer Polizistinnen und Polizisten http://www.comlink.de/cl-hh/r.borchers/ . Die gut aufgebaute, informative und umfangreiche Homepage beschäftigt sich sowohl mit aktuellen Sicherheitsproblemen, als auch mit „Dauerbrennern“ wie Video- und Telefonüberwachung etc. Über die Homepage von Re8inhard Borchers gelangt man auch zur Homepage der Zeitschrift „Unbequem“: http://www.comlink.de/cl-hh/r.borchers/Unbe.htm
 
 
6) Safecity.tv
Unter www.safecity.tv hingegen geht die SafeCity AG aus München neue Wege in der Verbrechensbekämpfung. Auf der Internet-Seite werden nicht nur Informationen angeboten wie zum Beispiel Sachfahndungen, Vermisstenanzeigen oder Tipps für Eltern zum Schutz der Kinder. Ganz im Sinne des interaktiven Mediums kann man sich registrieren und dann aktiv werden und selbst mitfahnden. Per SMS bekommt man aktuelle Mitteilungen auf das Handy, Hinweis werden dann vom SafeCity Callcenter entgegengenommen und an die entsprechende Polizeidienststelle weitergegeben - so soll es funktionieren. Laut SafeCity winken auch attraktive Belohnungen.
 
 
7) Boot Camps und ihre Besonderheiten
Eine neue Studie des NIJ vergleicht die (inzwischen auch in Deutschland kontrovers diskutierten“) „Boot Camps“ zur Zwangserziehung von Jugendlichen mit herkömmlichen Einrichtungen. Die Studie geht allerdings nicht auf den Erfolg der Camps ein, der bereits in früheren Studien als eher negativ dargestellt wurde. "A National Study Combating the Environments of Boot Camps with Traditional Facilities for Juvenile Offenders" hat 12 Seiten, vergleicht 27 boot camps mit 22 eher traditionellen Einrichtungen und ist unter http://www.ncjrs.org/pdffiles1/nij/187680.pdf oder http://www.ncjrs.org/pdffiles1/nij/187680.txt verfügbar. Ein ausführlicherer Beitrag zur gleichen Studie findet sich unter dem Titel „The Impact of Boot Camps and Traditional Institutions on Juvenile Residents: Perceptions, Adjustment, and Change im Journal of Research in Crime and Delinquency, 38, 3, 2001, S. 279-313. Etwas interessanter scheint da schon ein Papier zu sein, das sich mit der psychischen Gesundheit von Jugendlichen in Strafjustizsystem und den Möglichkeiten, diese zu verbessern, beschäftigt. Das nur 2 Seiten umfassende Papier "OJJDP Mental Health Initiatives" ist unter http://ojjdp.ncjrs.org/pubs/fact.html#fs200130 verfügbar.
 
 
8) Phänomenologie des Serienmords
Der Autor erörtert in diesem Artikel, wie man den Motiven von Serienmördern mit Hilfe empirischer Phänomenologie auf die Spur kommen kann. Ausgehend von der traditionellen klinischen Betrachtungsweise mit diagnostischen Kategorisierungen der Serienmörder und einer konventionellen beschreibenden Untersuchung, in der allgemeine Aspekte von Serienmord wie der modus operandi beschrieben und interpretiert werden, wird eine qualitative Betrachtungsweise als essentiell für ein umfassenderes Verständnis für Serienmörder vorgestellt. Insbesondere ist wichtig, etwas darüber zu erfahren, was die Taten für die Mörder selbst und ihr Leben bedeuten; dies versetzt uns in die Lage, die Motivationen, die hinter den wiederholten Tötungsakten liegen, zu erkennen. Ergebnisse, zu denen man auf der Basis dieser Betrachtungsweise kommt, lassen Bedenken aufkommen gegenüber Schlussfolgerungen, die durch Befragungen über Motive zustande kamen. Quelle: Candice A. Skrapec, Phenomenology and Serial Murder. In: Homicide Studies, 5, 1, 2001, S.46-63
 
 
9) Spaniens elektronische Mauer
Unter diesem Titel beschreibt ein Beitrag von Gerhard Piper die Bemühungen Spaniens, die illegale Immigration vom Meer aus zu unterbinden. U.a. soll dazu ein spezielles Radarsystem mit dem Namen SIVE eingesetzt werden, das in zehn Kilometern Entfernung Boote mit der Grösse von zwei mal sechs Metern erfassen kann. Damit werden rund um die Uhr 5.000 qkm Meeresfläche abgesucht. Hat sich das Objekt auf fünf Kilometer genähert, ist eine genaue Identifizierung (Anzahl der Personen an Bord) möglich. Innerhalb von 20 Minuten soll dann ein Boot der Guardia Civil vor Ort sein. Generalunternehmer für das Projekt ist der spanische Elektronihersteller Amper Sistemas (www.amper.es ). Quelle: CILIP, Bürgerrechte und Polizei 2, 2001, S.55-62
 
 
10) Pfefferspray und Gesundheit
Unter dem Titel „Pfefferspray gefährdet die Gesundheit“ setzt sich ein Beitrag von Steve Wright kritisch mit den bislang vorliegenden Ergebnissen zur Gesundheitsprüfung dieses nun auch in Deutschland weitverbreiteten Sprays auseinander. Er verweist vor allem auf 61 Todesfälle in den USA zwischen 1990 und 1995 und einen Bericht der Technologiefolgen-Abschätzungseinheit des Europa-Parlaments (den sog. STOA-Bericht vom Mai 2000 unter dem Titel „An Assessment of Crowd Control Technologies, 6/2000; http://www.europarl.eu.int/stoa/publi/default_en.htm, der die EU-Staaten im letzten Jahr drängt, den Verkauf, die Anschaffung und den Einsatz von Pfefferspray zu stoppen und weitere Untersuchungen abzuwarten. Solche Untersuchungen sind inzwischen in den Niederlanden, Großbritannien und Schweden angelaufen. Interessant ist auch der ausführliche Bericht von STOA zum Thema „New technologies in defence policy and conflict managemet: a challenge for the EU“ aus 5/2001 sowie der Bericht „Instruments of conflict prevention and civilian crisis management available to the European Union“ von 3/2001 (alle Berichte als PDF-Datei über die o. gen. Homepage verfügbar.
 
 
11) Erste Cyber-Polizeistation in Indien
In Indien soll jetzt nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters die erste Polizeistation eröffnet werden, die sich ausschließlich mit "Cyber-Straftaten" auseinander setzt. Datendiebstahl, Hacker-Anschläge und auch Internet-Betrügereien landen ab dem 15. September bei der neu eingerichteten Institution in Bangalore. Die Polizeieinheit, die zunächst Fälle aus der Region Karnataka betreut, zielt auf die schnelle Bearbeitung und Aufklärung der speziellen Angelegenheiten im Bereich der Informationstechnologie. Die Registrierung derartiger Straftaten solle aber weiterhin der örtlichen Polizei obliegen. Die so genannte Cyber Crime Police Station (CCPS) wurde jetzt nach der Verabschiedung eines speziellen Gesetzes zur Behandlung von "Informationsdelikten" im vergangenen Jahr ins Leben gerufen. Damit soll ein möglichst weiter Bereich derartiger Rechtsfälle abgedeckt werden. Angefangen habe das Ganze als eine von Experten gebildete Analysezelle aus IT-Sicherheitsfirmen und dem Indian Institute of Science. Quelle c't online-new, www.heise.de/ct
 
 
12) Der Ausschuss P in Belgien
Als „Organ zur Überwachung der Funktion der Polizeidienste“ und als „Mittler im Dienste des Parlaments und des Bürgers“ bezeichnet sich selbst der „Ausschuss P“ (www.comitep.be, info@comitep.be), der 1991 gegründet und 1993 konstituiert wurde. Er ist mit der externen Überwachung aller Polizeidienste und Polizeibediensteter in Belgien beauftragt. Der Ausschuss erstattet dem Parlament Bericht und formuliert Vorschläge zur Verbesserung der Polizeiarbeit und zum „Vermeiden des wiederholten Auftretens gewisser Unannehmlichkeiten für den Bürger und die Behörden“. Prinzipiell kann sich jedermann an diesen Ausschuss wenden, wobei die Prüfungen und Kontrollen, die der Ausschuss durchführt, nicht das Ziel haben, einzelne Straftaten innerhalb der Polizeidienste festzustellen. Vielmehr sollen „Unvollkommenheiten und Funktionsstörungen“ festgestellt und Vorschläge für die Beseitigung gemacht werden (zum deutschen Pendant, der Hamburger Polizeikommission, s. http://www.hamburg.de/Behoerden/PK/
 
 
13) Ring of Cops
Unter http://www.jungbluth.de/copring.htm kann man dem „Ring of Cops“ beitreten bzw. dorthin Informationen liefern. Sinn des Ringes ist, Homepages mit polizeibezogenen Inhalten zu verbinden. Zu den verlinkten pages (gegenwärtig sind es 28) kommt man über die Eröffnungsseite; dann neben den Handschellen die Rubriken anklicken. Dort finden sich dann links zu persönlichen Polizeiseiten, aber auch zu Polizeiwitzen, Polizei-Motorradclubs, der Tatortgruppe der Wiener Polizei oder über Polizeieinsätze in Bosnien. Von der Idee her nicht schlecht; etwas inhaltliche Struktur würde der site aber gut tun... Leider funktionieren auch einige links nicht oder sind gesperrt, was aber am Provider yahoo liegen mag. In diesem Zusammenhang lohnt vielleicht auch ein Blick auf www.cybercops.de (funktioniert aber leider auch nicht immer....) und www.polizeitrainer.de (mit geschütztem Bereich für Mitglieder).
 
 
14) Klettern mit Saugnäpfen
Mit dem „Gekkomat“ (www.gekkomat.de) kann man jede (glatte) Wand erklimmen: Das Gerät besteht aus mit Saugnäpfen bedeckten Haftflächen, in die man mit Händen und Füssen „einsteigt“. Die Haftflächen, von einem Computer überwacht, bleiben an Beton, Glas oder Holz kleben. Die Steighilfe soll für Feuerwehr, Polizei und Bauarbeiter gedacht sein. Quelle: Quelle: Zukunftsletter 2000x.de, September 2001  (www.2000x.de).
 
 
15) Als Letztes.....Albert Einstein und die Freiheit
„Es ist eigentlich ein Wunder, dass der moderne Lehrbetrieb die heilige Natur des Forschens noch nicht ganz erdrosselt hat; denn dies delikate Pflänzchen bedarf neben Anregung hauptsächlich der Freiheit; ohne diese geht es unweigerlich zugrunde“. Albert Einstein, 1955 (Quelle: Forschung&Lehre 10, 2001, S. 517)