Polizei : Newsletter Nr. 58, November 2003

 1)   Neuorganisation der polizeilichen Aus- und Fortbildung in NRW
 2)   Diebstahl von Kraftfahrzeugen – Studie der Kriminologischen Forschungsgruppe des Bayer. Polizei
 3)   Hermeneutische Polizeiforschung
 4)   Polizeihistorische Sammlung und Polizei-Rap im Internet?
 5)   Polizei in Mexiko
 6)   Videoüberwachung mit Gesichtserkennung – erste Erfolge
 7)   DNA-Beweise: Wie man damit umgeht
 8)   Reduziert Videoüberwachung Kriminalität oder verdrängt sie sie nur?
 9)   SOLIS, FORIS und andere Datenbanken nun unter einem Mantel
10)  Europäische Studie zum Verhältnis Menschenmengen - Polizei
11)  Erzwungene Mobilität und Verbrechen
12)  Polizeistress online
13)  Suche nach vergriffenen Büchern?
 
1) Neuorganisation der polizeilichen Aus- und Fortbildung in NRW
Die Aus- und Fortbildung der Polizeibeamten in Nordrhein-Westfalen wird modernisiert. Die polizeilichen Bildungszentren werden nun gemeinsam verwaltet und sollen so effektiver und effizienter zusammenarbeiten. Expertenteams forschen in fünf speziellen Fachbereichen, erstellen Lehrpläne und werden landesweit als Berater eingesetzt. Das neue „Institut für Aus- und Fortbildung der Polizei Nordrhein-Westfalen“ (IAF NRW) ist in Selm. In den Standorten Brühl, Linnich und Schloß Holte-Stukenbrock trainieren die Polizisten überwiegend fachpraktische Inhalte, während die „polizeifachlichen“ Themen sollen – so die Pressemitteilung des Innenministeriums vom 10.9.2003 - beim Studium an den Fachhochschulen vermittelt werden.
 
 
2) Diebstahl von Kraftfahrzeugen – Studie der Kriminologischen Forschungsgruppe des Bayer. Polizei
Die in der PKS ausgewiesenen Aufklärungsquoten beim Diebstahl von Kraftfahrzeugen schwanken innerhalb Deutschland erheblich. Sie reichen von 56,5% in Bayern (1999) bis zu 11,1% in Hamburg. Tendenziell umgekehrt proportional stellen sich die Häufigkeitszahlen dar. Die niedrigste hat Bayern mit 36, die höchste Mecklenburg-Vorpommern mit 343. Die jetzt veröffentlichte Studie versucht die Hintergründe und Ursachen dieser Unterschiede zu beleuchten und geht dabei insbesondere der Frage nach, ob möglicherweise Erfassungsfehler Ursachen für diese Unterschiede sind. Zwar wurden in 11,5% der in der Studie ausgewerteten PKS-Meldungen in Bayern Fehler entdeckt, die sich jedoch nicht als Erklärung für die großen Unterschiede heranziehen lassen. Festgestellt wird auch, dass die Zahlen der den Versicherungen gemeldeten KFZ-Diebstähle eine große Übereinstimmung mit den PKS-Zahlen ausweist. Quelle: J. Luff, P. Sutterer, Diebstahl von Kraftfahrzeugen. Überprüfung von Fallzahlen und Aufklärungsquoten im Bundesländer übergreifenden Vergleich. München 2003 (Bayer. Landeskriminalamt.
 
 
3) Hermeneutische Polizeiforschung
Ein „Review Essay“ von Anja Mensching über das Buch von Jo Reichertz & Norbert Schröer (Hrsg.) (2003), Hermeneutische Polizeiforschung, ist unter dem Titel „Überzeugende Zweifel statt zweifelhafte Überzeugungen – ein verstehender Blick auf die Hermeneutische Polizeiforschung” im Forum für Qualitative Sozialforschung Volume 4, No. 3 – September 2003, erschienen und im Internet unter http://www.qualitative-research.net/fqs-texte/3-03/3-03review-mensching-d.htm verfügbar.
 
 
4) Polizeihistorische Sammlung und Polizei-Rap im Internet?
Einige interessante links finden sich auf der Seite der IPA Deutschland http://www.ipa-deutschland.de/lnk/priv.htm ; darunter ein link zu der polizeihistorischen Sammlung von Siegfried Paul aus Hamm, zu einer Seite über Polizeieinsatzstress www.polizeieinsatzstress.de und ein Video mit rappenden Kölner Polizistinnen und Polizisten.
 
 
5) Polizei in Mexiko
Unter dem Titel Democracy and Public Security in Mexico: an Unsolved Dilemma beschäftigt sich Martín Gabriel Barrón Cruz mit der Entwicklung der Polizei in diesem Land. Der Beitrag (in Englisch für den Weltkongress für Kriminologie im August 2003 in Rio de Janeiro erstellt) enthält auch Skizzen zum Polizeiaufbau in Mexiko sowie Zahlen zur Polizeistärke. Er ist unter den Online-Dokumenten des Polizei-Newsletter verfügbar http://www.polizei-newsletter.de/online_dokuments_german.php (s. auch http://www.usmex.ucsd.edu/justice/about.html).
 
 
6) Videoüberwachung mit Gesichtserkennung – erste Erfolge
In England wird bereits erfolgreich ein Videoüberwachungssystem mit Gesichtserkennungs-Software eingesetzt. Dadurch konnten vor einem kritischen Fussballspiel innerhalb von 3 Stunden 4.300 Personen (bzw. deren Gesichter) überprüft und 12 gesuchte Personen (die Hausverbot hatten) gefunden werden. Quelle: NIJ-Journal 249, S. 20. s.a. www.frvt.org
 
 
7) DNA-Beweise: Wie man damit umgeht
Das National Institute of Justice hat mehrere Dokumentationen veröffentlicht, die Polizeibeamten Hinweise im Umgang mit DNA-Material geben. Daneben wird eine speziell vom FBI entwickelte Datenbank (CODIS) vorgestellt, die Daten von verurteilten Straftätern und DNA-Analysen verwaltet. Quellen: www.fbi.gov/hq/lab/codis/index1.htm sowie www.ncjrs.org/nij/DNAbro/intro.html .
 
 
8) Reduziert Videoüberwachung Kriminalität oder verdrängt sie sie nur?
Bislang hatten empirische Studien zur Videoüberwachung unterschiedliche Resultate gezeigt: Einige fanden heraus, dass Kriminalität nur verdrängt wurde, andere konnten auch in Nachbarschaftsgebieten ein Kriminalitätsrückgang verzeichnen, wiederum andere fanden beides oder zeigten überhaupt kein signifikante Veränderungen. Ein Bericht der britischen Home-Office fasst die Ergebnisse von 22 britischen und amerikanischen Studien zusammen: B.C. Welsh, D. Farrington: Crime Prevention Effects of Closed-Circuit Televisin: A Systematic Review. Home Office Research Study 252. www.homeoffice.gov.uk/rds/pdfs2/hors252.pdf.
 
 
9) SOLIS, FORIS und andere Datenbanken nun unter einem Mantel
Zugang zu mehr als 1 Mio. Literaturnachweise aus den Bereichen Sozialwissenschaft, Sozialarbeit/ Sozialpädagogik und Politik ermöglicht diese website. Es werden überwiegend deutschsprachige Fachzeitschriften, Bücher und Forschungsliteratur bzw. Forschungsprojekte ausgewertet:  http://www.wiso-net.de/sowi.html pro Nachweis 1,20 Euro (Forschungsprojekte und Literaturquellen).
 
 
10) Europäische Studie zum Verhältnis Menschenmengen - Polizei
Clifford Stott (Psychologische Fakultät der Universität Liverpool) und Otto Adang (Holländische Polizei-Akademie) zeichnen verantwortlich für eine europäische Studie über das Verhältnis Menschenmengen - Polizei. Die Studie befasst sich mit der Analyse, Entwicklung und Förderung von Strategien in Bezug auf öffentliche Ordnung und die  grenzüberschreitende Zusammenarbeit in diesem Bereich zwischen den EU Mitglieds- und Beitrittsländern. Die Ziele der Forschung: das Fähigkeit zur Einschätzung, welches Risiko für die öffentliche Ordnung von Großveranstaltungen ausgeht, zu fördern. Genauer gesagt, sie versucht die Faktoren zu verstehen, die ein nicht gewalttätiges Verhalten der Teilnehmer fördern oder verhindern und welche Wechselwirkungen das Verhalten der Polizei auslöst. Sie untersucht, wie verschiedene Polizeistrategien in verschiedenen (Beitritts-) Mitgliedsstaaten den allgemeinen Aggressionslevel innerhalb der Menschenmenge beeinflusst, und die nachträgliche Auswirkung auf die Harmonie- bzw. Konfliktlevel zwischen der Menschenmenge und der Polizei. Die Forschung zielt darauf ab, die Interaktion zwischen Vollzugskräften und Ausländern, die als sehr risikoträchtig gelten, zu untersuchen. Es werden Daten sowohl von den Fans als auch von der Polizei vor, während und nach den Veranstaltungen gesammelt werden. Die Kombination von Daten aus verschiedenen Blickwinkeln stellt eine einmalige Gelegenheit zur systematischen Analyse und objektiven Beurteilung dar, wie Polizeistrategien und -taktiken sich auf das Verhalten und die zugrunde liegende Psychologie der englischen Fans auswirken.
 
 
11) Erzwungene Mobilität und Verbrechen
Todd R. Clear, Dina R. Rose, Elin Waring und Kristen Scully stellen in Justice Quarterly Vol. 20 No.1 März 2003 eine Untersuchung vor, die sich mit den Auswirkungen von Inhaftierungen auf Kriminalitätsraten auf nachbarschaftlicher Ebene befasst. Dabei werden Inhaftierungen als eine Form von Wohnungsmobilität verstanden, die lokalen Netzwerkstrukturen schaden und informale Kontrolle schwächen kann. Als Ergebnis wird eine positive Beziehung zwischen den Entlassungsraten eines Jahres und den Kriminalitätsraten einer Gemeinschaft für das folgende Jahr festgestellt. Darüber hinaus wird gezeigt, dass niedrige Entsendungsraten zum Gefängnis eine schwache Auswirkung auf Kriminalitätsraten haben, moderate Raten reduzieren Kriminalität und höhere Raten lassen die Kriminalitätsraten in die Höhe steigen.
 
 
12) Polizeistress online
Mit Polizeistress vor, während und nach Einsätzen beschäftigt sich die website http://www.polizeieinsatzstress.de/ . Neben Erfahrungsberichten gibt es Hinweise auf Unterstützungsmöglichkeiten sowie eine Kontaktbörse.
 
 
13) Suche nach vergriffenen Büchern?
Wer vergriffene, im Buchhandel oder in Bibliotheken nicht mehr verfügbare Bücher sucht, sollte einen Blick auf http://www.alibris.com/ werfen; vor allem nicht mehr im Handel befindliche englische Bücher werden dort vermarktet (neu und gebraucht). So kann man dort z.B. ein Buch über J. Edgar Hoover für $ 2,95 gebraucht erwerben oder Bücher zu Themen, die in Deutschland (noch) nicht behandelt werden, wie z.B. „Verbal Judo“.