Polizei : Newsletter Nr. 6, Juli 1999

 1)   Projekt TRAWLER - Abschlussbericht jetzt Online
 2)   Helfer in der Not?
 3)   Britischer Polizei gelingt Schlag gegen Internetpornografie
 4)   Trimm-Dich-Fernseher
 5)   Anstieg der Gefängnispopulation in den USA nicht auf bessere Polizeiarbeit zurückzuführen
 6)   Telefonauskunft im Internet
 7)   Schnelles, benutzerfreundliches und sicheres Kommunikationsmedium
 8)   Es ist egal, was Männer sagen
 9)   Lebenslanges Lernen und Jobrotation: Nicht mit uns?
10)  Jugendstudien auf CD-Rom
11)  „Wissen ist Macht“
12)  Graffiti nicht nur Ärgernis, (manchmal) auch Kunst
13)  Heute als „allerletzte Meldung“:
 
1) Projekt TRAWLER - Abschlussbericht jetzt Online
Das Trawler-Projekt wurde im Juli 1996 vom NCIS (National Criminal Intelligence Service http://www.ncis.co.uk ) gegründet, um eine strategische Bewertung des Phenomens „Computerkriminalität“ zu erstellen. Hierbei sollte auch das Potential für kriminelle Aktivitäten im Internet und seine Auswirkung auf die Strafverfolgung beleuchtet werden. Der Bericht ist seit dem 22. Juni 1999 online verfügbar und beinhaltet Themen wie: Kinderpornografie, Virusprogrammierung, Cracking und Betrug. Nachzulesen ist das Werk unter: http://www.ncis.co.uk/newpage1.htm
 
 
2) Helfer in der Not?
Falsche Geschäftstermine, Alibis (natürlich nur gegenüber der Ehefrau oder dem Ehemann bzw. dem Freund oder der Freundin) vermittelt eine Alibiagentur in England (www.alibi.co.uk ). Mit 20 Pfund ist der Service billiger als bestimmte Konsequen-zen?
 
 
3) Britischer Polizei gelingt Schlag gegen Internetpornografie
Der 28-jähriger Geschäftsmann Graham Waddon aus Sutton (GB) wurde der Verbreitung von Pornographie über das Internet schuldig gesprochen, nachdem ein britisches Gericht feststellte, dass der Inhalt amerikanischer Webseiten der britischen Rechtsprechung unterliegen kann. Waddon hatte eine Vielzahl an Pornoseiten in Amerika aufgebaut, die er von Sutton aus unterhielt. Er kassiert mehrere Million Mark von seinen Kunden. Seine Verteidigung argumentierte, die Veröffentlichung des pornografischen Materials hätte außerhalb des Einflussbereichs der britischen Rechtsprechung stattgefunden. Diese Ansicht teilte Richter Hardy indes nicht, da die Sicherung des relevanten Materials allein auf britischen Rechner vollzogen wurde. Die Polizei spricht vom größten Schlag gegen Internetpornografie in Großbritannien, einem der größten weltweit und einem Präzedenzfall der britischen Rechtsprechung. Einzelheiten findet man unter: http://news2.thls.bbc.co.uk/hi/english/sci/tech/newsid%5F382000/382152.stm

Hier sind auch zwei Soundfiles abgelegt, in denen der Richterspruch erläutert wird.
 
 
4) Trimm-Dich-Fernseher
Ein neues Trainingsgerät für übergewichtige Jugendliche hat ein Arzt an der New Yorker St. Luke´s-Roosevelt-Klinik entwickelt („ABC-News“, 19.04.99): ein Trimm-Dich-Fahrrad, das über Dynamo einen Fernseher mit Strom versorgt. Innerhalb von 10 Wochen schränkten jugendliche Probanden so ihren Fernsehkonsum von 20 auf eine Stunde pro Woche ein und verloren währenddessen zwei Prozent ihres Körperfetts.

Quelle: Trendletter 7/99
 
 
5) Anstieg der Gefängnispopulation in den USA nicht auf bessere Polizeiarbeit zurückzuführen
In einer Studie, die noch in diesem Jahr veröffentlicht werden wird, weißt Alfred Blumstein von der Carnegie Mellon University in den USA nach, dass der immense Anstieg in der Gefängnispopulation in den letzten Jahren vor allem auf die Tatsache zurückzuführen ist, dass anteilmäßig mehr Täter zu Freiheitsstrafen verurteilt wurden und die Gerichte härtere Strafen verhängt haben. Nur einen sehr geringen Anteil an diesem Anstieg hat nach den Ergebnissen dieser Studie die Polizei, in dem sie z.B. die Aufklärungs- oder Verhaftungsrate erhöht. In den USA sitzen inzwischen fast 2 Millionen Personen in Bundes- und Staatsgefängnissen sowie lokalen jails ein. Die Inhaftierungsrate (Gefangene je 100.000 Einwohner) ist dabei mit über 700 in Louisiana und Texas am höchsten (zum Vergleich: Russland hatte selbst zu dem schlimmsten GULAG-Zeiten eine niedrigere Inhaftierungsrate), mit 117 in Minnesota am niedrigsten. Schwarze sind im Vergleich zu ihrem Bevölkerungsanteil dabei sechsmal so häufig im Gefängnis vertreten wie Weiße. S.a. „Weniger Kriminalität, mehr Kriminelle?“ http://www.felix-verlag.de/feltes/doc.htm )

Quelle: New York Times 15.3.1999
 
 
6) Telefonauskunft im Internet
Vorsicht: Die Telefonauskunft via Telefon ist teuer geworden (auch wenn Sie da geholfen werden...). Kostenlos geht es unter www.teleauskunft.de . Diese Suchmaschine dürfte auch für professionelle Ermittler nicht ohne Interesse sein, zeigt sie doch auch die Personen an, die mit dem Gesuchten (oder der Gesuchten) in der gleichen Wohnung wohnen. Nach wie vor ist übrigens auch die Rückwärtssuche (von einer Telefonnummer auf deren Inhaber) möglich. Die Tools dazu gibt´s im Software-Zubehörhandel (z.B. bei Pearl (www.pearl.de ). Weitere Suchmaschinen: www.teldir.com (links zu online-Auskunftsdiensten in der ganzen Welt), www.phonenumbers.net (findet weltweit Telefon- und Faxnummern sowie e-mail-Adressen. Quelle: Connect 8/99
 
 
7) Schnelles, benutzerfreundliches und sicheres Kommunikationsmedium
Seit dem 06.07.99 ist das Intranet der Konferenz der Kantonalen Polizeikommandanten der Schweiz (KKPKS) aufgeschaltet. Es handelt sich hierbei um ein (so die Schweizer Polizei) „schnelles, benutzerfreundliches und sicheres Informations- und Kommunikationsmedium, um vertrauliche Informationen austauschen zu können“. Zugang zum Intranet haben zur Zeit rund 110 Personen (vor allem Kommandanten der Großstädte und Kripochefs). Den Benutzern stehen auf einem zentralen Web-Server zahlreiche Informationen zur Verfügung (z.B. Adressenverzeichnisse, Veranstaltungskalender, Jahresberichte, Protokolle, Mitteilungen etc.). Die Benutzer können zudem E-mail Meldungen versenden und empfangen. Das Intranet KKPKS wird schrittweise zu einem umfassenden Intranet für die Schweizer Polizei ausgebaut. Quelle: Bundesamt für Polizeiwesen, Schweiz, vom 06.07.99
 
 
8) Es ist egal, was Männer sagen
Frauen entscheiden innerhalb von 100 Millisekunden über das Schicksal eines Mannes. Fällt er durch ihr Raster, würdigt sie ihn keines zweiten Blickes, berichtet das Männermagazin „Men´s Health“. Entspricht der Kandidat ihren unbewusst gespeicherten Ansprüchen, wird zehn Millisekunden später „das Lustzentrum aktiviert“, fand Kirsten Kruck vom Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie heraus. Nach insgesamt einer Minute kann der Mann damit rechnen, eventuell wahrgenommen worden zu sein, und einen Flirtansatz wagen. Macht er eine gute Figur, darf er in der zweiten und dritten Minute etwas sagen. Was, ist dann unwichtig – ausschlaggebend ist, wie er es sagt. In der vierten Minute beschließt sie, ob er als Liebespartner in Frage kommt oder nicht. „Wer es so weit geschafft hat, kann beruhigt sein“, meint Kruck. Die „erste Vorauswahl“ ändere sich meistens nicht mehr. Das Fazit der Wissenschaftlerin: Noch bevor sich ein Mann in Pose werfen kann, hat die Frau sich schon entschieden. Quelle: taz vom 17/18.07.99
 
 
9) Lebenslanges Lernen und Jobrotation: Nicht mit uns?
Während in Dänemark über 90% der Bevölkerung der Jobrotation und dem lebenslangen Lernen zustimmen, sind es in Deutschland nur knapp über 50%. Damit liegen wir knapp vor Österreich am Ende der europäischen Skala. Für die Polizei kein Thema? Lebenslanges Lernen ist auf jeden Fall ein Thema, und zwar eines, das auch Eigeninitiative (ggf. auch finanzielle Eigenbeteiligung) erfordert. Jobrotation? Haben wir doch ... ??? Quelle: WZB-Mitteilungen Juni 1999 (Wissenschaftszentrum Berlin, www.wz-berlin.de )
 
 
10) Jugendstudien auf CD-Rom
Von der ersten Shell-Jugendstudie (1965) bis zur letzten (1997) stellt das Zentralarchiv für empirische Sozialforschung in Köln (www.za.uni-koeln.de ) alle Daten (nicht die Auswertung!) auf einer CD-Rom zur Verfügung -– samt Codebuch und SPSS-Export-File. Preis: DM 50.-, Bestellung/Info: roentgen@za.uni-koeln.de

Quelle: ZA-Information 44, S. 165 f.
 
 
11) „Wissen ist Macht“
Die alten Grundlagen für Erfolg sind verschwunden. Dies stellt Lester C. Thurow, Professor am renommierten Massachusetts Institute of Technology, in seinem Beitrag "Die neuen Regeln für Individuen, Firmen und Nationen" fest. Die Quelle für Reichtum und Erfolg liegt nicht mehr im Boden in Form von Gold, Öl oder anderen Rohstoffen. Heute ist "Wissen" die neue Macht, aber wie benutzt man es, um Reichtum aufzubauen? Auf diese und weitere Fragen findet man eine Antwort unter http://www.theatlantic.com/issues/current/9906thurow.htm Die dritte industrielle Revolution (Technologie) kann von nationalen Regierungen nicht mehr kontrolliert werden. Wir werden, zumindest für eine gewisse Zeit, in einem unbeherrschten Wirtschaftssystem leben. Die Asienkrise 1997 war nur ein erstes Zeichen für die aufkommenden Probleme. In Zeiten, in denen Ausbildung durch die Unternehmen aus Kostengründen immer weniger betrieben wird, hat Thurow für den Einzelnen nur den einen Rat, seine Fertigkeiten selber aus- und weiterzubilden.

In Kürze die 8 Regeln Thurow's:

1.) Niemand wird durch das Sparen von Geld jemals sehr reich werden.

2.) Manchmal müssen sich erfolgreiche Unternehmen selbst ausschlachten, um zu überleben.

3.) Neben radikaler technologischer Veränderung können noch zwei andere Wege zu Wachstums- und Gewinnmöglichkeiten führen: gesellschaftliche und entwicklungs-technische Unausgeglichenheiten.

4.) Es ist wesentlich schwerer, Kapitalismus in einer deflationären Umgebung zu betreiben, als in einer inflationären.

5.) Es gibt keine institutionellen Vertreter für individuelles Unternehmertum.

6.) Keine Gesellschaft, die Ordnung über alles stellt, wird kreativ sein, aber ohne einen gewissen Grad an Ordnung wird die Kreativität versiegen.

7.) Eine auf Erkenntnissen basierende, erfolgreiche Wirtschaft verlangt große öffentliche Investitionen in Bildung, Infrastruktur, Forschung und Entwicklung.

8.) Die größte Unbekannte für den Einzelnen in einer auf Erkenntnissen basierenden Wirtschaft ist, wie man eine Karriere machen soll in einem System, in dem es keine Karrieren gibt.
 
 
12) Graffiti nicht nur Ärgernis, (manchmal) auch Kunst
Für die, die sich nicht nur über Graffiti ärgern, sondern den guten Stücken darunter auch etwas positives abgewinnen können: Unter www.graffiti.org finden sich unter dem Titel „Art Crimes: The Writing on the Wall“ die weltweit besten Graffiti sowie ein umfassendes Link-Verzeichnis (Best Graffiti Sites: www.graffiti.org/index/best.html ). In Deutschland beschäftigt sich der Graffiti Archivist Axel Thiel (archive1@aol.com ) mit dem Thema. Er hat insgesamt ca. 7.500 Seiten in 33 Teilen zusammengestellt. Ca. 200 Seiten sind derzeit über das Internet abrufbar: www.graffiti.org/axel/index.html . Er hält auch seinen Eröffnungsvortrag für die Graffiti Art in Chemnitz; Manuskript per e-mail von ihm zu bekommen.
 
 
13) Heute als „allerletzte Meldung“:
t... Die (nicht immer ernst gemeinten) Antworten hierzu finden sich derzeit auf der Seite „Letzte Fragen“ der taz. Wer die (ernsthaft richtige!) Antwort weiß, kann sich auch bei uns melden. Ihr/ihm winkt ein kleiner Preis ?