Polizei : Newsletter Nr. 71, Januar 2005

 1)   Ausbildungsführer für Rechtsmediziner
 2)   Handbuch über Trainingsprogramme für Tatortermittler
 3)   Öffentlichkeit befürwortet Reformen in der Polizei
 4)   Informationen für Eltern: Schlussfolgerungen aus dem „Home Office Citizenship Survey“ von 2001
 5)   Stress und Aggression verstärken einander auf biologischer Ebene. Rückkoppelungsschleife schaukelt Emotionen hoch
 6)   Evaluierung des Programms gegen Gang-Bildung
 7)   Videoüberwachung und hellere Beleuchtung: Nicht sie wirken, sondern die Bedingungen, unter denen sie eingeführt werden
 8)   Kampf gegen häusliche Gewalt: die Rolle der Gesundheitsberufe
 9)   Förderprogramm AGIS
10)  Polizei und Ethik: Europäische Perspektiven
11)  Neuer Verteiler für Statistik der Strafgerichte des Statistischen Bundesamts
12)  School Shootings – Über die Relevanz der Phantasie für die Begehung von Mehrfachtötungen durch Jugendliche
13)  Wikepedia verlässt das Netz
14)  Die Auswirkungen verstärkter polizeilicher Kontrolle auf das Verkehrsverhalten
15)  Polizeiliche Überwachungsmaßnahmen in den USA
16)  Krimi-Drehbücher im Netz
 
1) Ausbildungsführer für Rechtsmediziner
Dieses 64-seitige Handbuch stellt Konsenskriterien und Empfehlungen zur „Best Practice“-Einführung in der Aus- und Fortbildung von Rechtsmedizinern vor. Die Informationen helfen Studenten, die sich auf eine Karriere in der Rechtsmedizin vorbereiten, Ausbildungseinrichtungen bei der Entwicklung und Überarbeitung von Lehrplänen und Wissenschaftlern der Rechtsmedizin bei der Erweiterung ihres Wissens und ihrer Fähigkeiten. Sie finden den vollständigen Text unter: http://www.ncjrs.org/pdffiles1/nij/203099.pdf
 
 
2) Handbuch über Trainingsprogramme für Tatortermittler
Das 72-seitige "Crime Scene Investigation: A Reference for Law Enforcement Training" soll Ausbildern und Verantwortlichen helfen, Trainingsprogramme für Tatortermittler zu entwickeln. Jeder Teil des Reports beinhaltet Leistungsziel-Vorschläge für Studenten, um mit dem Stoff vertraut zu werden. (NIJ) Den vollständigen Text finden Sie unter http://www.ncjrs.org/pdffiles1/nij/200160.pdf oder http://www.ncjrs.org/txtfiles1/nij/200160.txt
 
 
3) Öffentlichkeit befürwortet Reformen in der Polizei
Während die Literatur ausführlich über die allgemeine Unzufriedenheit mit verschiedenen Arten von Fehlverhalten seitens der Polizei berichtet, wird kaum etwas bekannt über öffentliche Unterstützung für korrigierende Maßnahmen. Solche Informationen wären jedoch wertvoll für die Politik und könnten möglicherweise in der Öffentlichkeit das Vertrauen zur Polizei fördern. Dieser Artikel, der sich auf Daten aus einer kürzlich durchgeführten nationalen Untersuchung stützt, berichtet über die Haltung der Öffentlichkeit gegenüber mehreren Reformen in der Polizeiarbeit. Erstens zeigen die Ergebnisse, dass die Rassenzugehörigkeit einen wichtigen Einfluss hat: Schwarze und Lateinamerikaner unterstützen die Reform am stärksten. Zweitens wird die Zustimmung zur Reform stark dadurch beeinflusst, wie häufig die Personen polizeiliches Fehlverhalten in der eigenen Stadt oder Wohngegend erlebt haben. Die Befragten, die glauben, dass Korruption innerhalb der Polizei, willkürliche Überprüfungen und verbale und physische Übergriffe auf Bürger an der Tagesordnung sind, befürworten Reformen stärker. Das gleiche gilt für Leute, die in den Medien häufig über Zwischenfälle mit der Polizei hören. Quelle: Reforming the Police: Racial Differences in Public Support for Change. Ronald Weitzer, Steven A. Tuch. In: Criminology 42, 2, 2004, p.391-416.
 
 
4) Informationen für Eltern: Schlussfolgerungen aus dem „Home Office Citizenship Survey“ von 2001
Dieser Bericht präsentiert die Ergebnisse einer weitergehenden Analyse, basierend auf den Daten aus dem Hauptbericht der Untersuchung „2001 Home Office Citizenship Survey: people, families and communities“. Vorausgesetzt, dass Informationen und Ratschläge bzgl. der Erziehung von Kindern eine wichtige Unterstützung für die Eltern sind, ist dieser Bericht dennoch eine herausfordernde Aufgabe, die besonders die Varianten in den Familienstrukturen in England und Wales heutzutage darstellt. Der Bericht zeigt, dass die Bedürfnisse der Eltern nach Informationen und Ratschlägen sehr komplex und von vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig ist. Quelle: Creasey/Trikha, Meeting parents´ needs for information, Online Report 48/04, http://www.homeoffice.gov.uk/rds/whatsnew1.html
 
 
5) Stress und Aggression verstärken einander auf biologischer Ebene. Rückkoppelungsschleife schaukelt Emotionen hoch
Die Antwort darauf, warum der Kreislauf der Gewalt so schwer zu durchbrechen ist, soll – einigen naturwissenschaftlichen Forschern zufolge - im menschlichen Nervensystem liegen. Es scheint eine rasche, wechselseitige positive Rückkoppelungsschleife zwischen Stresshormonen und dem Gehirn bezogenem Zentrum zur Kontrolle von Aggressionen bei Ratten zu geben, deren Neurophysiologie der des Menschen ähnlich ist. Damit könnte erklärt sein, warum Menschen unter Stress so rasch ausrasten und sich so schwer wieder beruhigen. Die Ergebnisse der Studie von Wissenschaftern des Leiden/Amsterdam Center for Drug Research http://www.lacdr.nl und des Institute of Experimental Medicine http://www.koki.hu wurden in dem Fachmagazin Behavioral Neuroscience http://www.apa.org/journals/bne.html veröffentlicht.
 
 
6) Evaluierung des Programms gegen Gang-Bildung
Die Evaluierung des Programms "Gang Resistance Education and Training” (G.R.E.A.T) fasst die Ergebnisse der 5-jährigen Studie zusammen. G.R.E.A.T. ist ein 9-stündiges Präventionsprogramm, das durch uniformierte Vollzugsbeamte mit Mittelstufen-Schülern durchgeführt wird. Kompletter Text unter: http://www.ncjrs.org/pdffiles1/nij/198604.pdf
 
 
7) Videoüberwachung und hellere Beleuchtung: Nicht sie wirken, sondern die Bedingungen, unter denen sie eingeführt werden
Eine jüngst veröffentlichte systematische Auswertung aller bislang vorliegenden empirischen Studien zur Wirksamkeit von Videoüberwachung (insgesamt 19 Studien) und besserer Beleuchtung (13 Studien) in den USA und Großbritannien konnte bestätigen, dass beide Maßnahmen gleichermaßen Kriminalität reduzieren können, wobei in innerstädtischen Bereichen durch Beleuchtung bessere Ergebnisse erzielt werden können als durch Videoüberwachung, beides zusammen am effektivsten ist  und vor allem Eigentumsdelikte verhindert werden. Hierbei wurden nur Studien ausgewählt, die strengen methodischen Anforderungen genügten. Vor allem stellen die Autoren aber heraus, dass unter Umständen weniger die technischen Veränderungen für diesen Erfolg ursächlich sind als vielmehr die Tatsache, dass die Einführung dieser Maßnahmen deutlich macht, dass man sich um dieses Viertel, diesen Stadtteil oder diese Gegend kümmert. Dadurch wiederum wird der soziale Zusammenhang und die informelle soziale Kontrolle in diesem Viertel verstärkt, und dies ist nachweisbar ein besonders präventiver Faktor. Quelle: Brandon C. Welsh, David P. Farrington: Surveillance for Crime Prevention in Public Spaces: Results and Policy Choices in Britain and America. In: Criminology and Public Policy 3, 3, 2004, S. 497-526.
 
 
8) Kampf gegen häusliche Gewalt: die Rolle der Gesundheitsberufe
Dieser Bericht ist für eine Reihe von Berufsangehörigen der Gesundheitspflege geschrieben worden. Es werden viele verschiedene physische und psychische Auswirkungen dargestellt, die durch häusliche Gewalt verursacht werden können. Zudem werden Möglichkeiten aufgezeigt, häusliche Gewalt zu erkennen und den Opfern zu helfen. Damit dies durch die Angehörigen dieser Berufsgruppe umgesetzt werden kann, ist ein Training erforderlich, dessen Art der Bericht beschreibt. Quelle: http://www.homeoffice.gov.uk/rds/whatsnew1.html
 
 
9) Förderprogramm AGIS
Zum Förderprogramm für die polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen AGIS ist das Jahresarbeitsprogramm 2005 aufgestellt worden. Die bisherige Reichweite des Programms wurde um die Felder Terrorismus-Bekämpfung, Zusammenarbeit/Informationsaustausch mit Nachrichtendiensten, krimineller Kfz-Handel und Dokumentenfälschung ergänzt. Das Programm ist auf folgender Website abrufbar: http://europa.eu.int/comm/justice_home/funding/agis/funding_agis_en.htm.
 
 
10) Polizei und Ethik: Europäische Perspektiven
Der erste Band in der Schriftenreihe der Polizei-Führungsakademie im Jahre 2004 beschreibt vor dem Hintergrund der EU-Erweiterung die vom Europarat im Jahre 2001 verabschiedete Leitlinie „European Code of Police Ethics“ und verschafft einen kleinen Überblick über den Stellenwert und die Handhabung von Ethik in Nachbarstaaten (Spanien, Frankreich, Belgien). Darüber hinaus enthält er einen Leitfaden für ein Ethik-Training für polizeiliche Führungskräfte. Eine ausführliche Besprechung dieses Bandes findet sich im Buchbesprechungsteil des Polizei-Newsletter unter http://www.polizei-newsletter.de/books_german.php
 
 
11) Neuer Verteiler für Statistik der Strafgerichte des Statistischen Bundesamts
Die Ausgabe für 2003 der Fachserie 10, Reihe 2.3, Strafgerichte ist erschienen. Das Fachserienheft erscheint gemäß dem neuen Vertriebskonzept des Statistischen Bundesamtes erstmals ausschließlich als elektronische Veröffentlichung. Das Heft kann kostenlos aus dem Statistik-Shop des Statistischen Bundesamts herunter geladen werden: http://www-ec.destatis.de/csp/shop/sfg/vollanzeige.csp?ID=1015048. Zunächst muss die gewünschte Version (xls oder pdf) ausgewählt werden, dann kann nach Bestätigung der allgemeinen Geschäftsbedingungen bzw. Copyrightbestimmungen die ausgewählte Version des Fachserienhefts alternativ vom Kunden abgespeichert oder online eingesehen werden.
 
 
12) School Shootings – Über die Relevanz der Phantasie für die Begehung von Mehrfachtötungen durch Jugendliche
In dieser Arbeit von Frank J. Robertz wird das in Deutschland bislang noch wenig untersuchte Phänomen der „School Shootings“ dargestellt. Dies erfolgt insbesondere in Abgrenzung zu ähnlichen Mehrfachtötung wie „Amokläufen“ oder „Massenmorden“. Interessant ist insbesondere die Auflistung der bekannt gewordenen 75 Fällen von „School Shootings“, die vor allem in den USA stattgefunden haben und seit 1994 rapide zunehmen. Schwerpunkt der Arbeit stellen die Taten in Columbine und Erfurt dar, wobei auch allgemein auf die Hintergründe von Tötungsdelinquenz bei Jugendlichen eingegangen wird. Frank J. Robertz, School Shootings. Über die Relevanz der Phantasie für die Begehung von Mehrfachtötungen durch Jugendliche. Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt a. M. 2004, 281 S., € 24,90. Eine ausführliche Besprechung des Buches findet sich im Buchbesprechungsteil des Polizei-Newsletter unter http://www.polizei-newsletter.de/books_german.php
 
 
13) Wikepedia verlässt das Netz
Die Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/Hauptseite) ist eine Enzyklopädie in mehr als 100 Sprachen, die von Freiwilligen in der ganzen Welt aufgebaut wird. Ihre Inhalte dürfen frei kopiert und verbreitet werden. Die deutschsprachige Ausgabe wurde im Mai 2001 ins Leben gerufen und umfasst derzeit über 153000 Artikel. Jetzt ist die erste CD-ROM Version erschienen, wer selber brennen will kann die 668 MB und auch das CD-Cover downloaden. Die entsprechenden Links findet man unter http://de.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Wikipedia-CD/Download.
 
 
14) Die Auswirkungen verstärkter polizeilicher Kontrolle auf das Verkehrsverhalten
Ausgangspunkt für die Arbeit von Philipp Schokal war das Verkehrssicherheitsprojekt „Junge Pkw-Fahrer“ im Kreis Heinsberg aus dem Jahre 2001, das zum Ziel hatte, besonders die Unfallbeteiligung junger Pkw-Fahrer zu senken. Dabei wurden die Auswirkungen von verstärkten Geschwindigkeits-, Alkohol- und Drogenkontrollen auf verschiedene Aspekte des Verkehrsverhaltens untersucht. Den theoretischen Hintergrund bildet ein neues Modell, das neben vielen anderen Faktoren besonderes die Bedeutung der subjektiven Entdeckungswahrscheinlichkeit für den Grad der Gesetzesbefolgung betont. Philipp Schokal, Die Auswirkungen verstärkter polizeilicher Kontrolle auf das Verkehrsverhalten. Verlag Dr. Kovač, Hamburg 2003, 200 S., € 79,00. Eine ausführliche Besprechung des Buches findet sich im Buchbesprechungsteil des Polizei-Newsletter unter http://www.polizei-newsletter.de/books_german.php
 
 
15) Polizeiliche Überwachungsmaßnahmen in den USA
Der Berliner Fachhochschulprofessor Clemens Arzt hat ein Buch zu polizeilichen Überwachungsmaßnahmen in den USA vorgestellt. Er geht darin insbesondere auf die im Hintergrund stehende Verfassung und die Rechtsprechung des Supreme Court ein und analysiert die Entwicklungen nach dem 11. September 2001. Clemens Arzt, Polizeiliche Überwachungsmaßnahmen in den USA. Grundrechtsbeschränkungen durch moderne Überwachungstechniken und im War on Terrorism. Verlag für Polizeiwissenschaft, Frankfurt a. M. 2004, 138 S., € 16,00. Eine ausführliche Besprechung des Buches findet sich im Buchbesprechungsteil des Polizei-Newsletter unter http://www.polizei-newsletter.de/books_german.php
 
 
16) Krimi-Drehbücher im Netz
Wer immer schon wissen wollte, wie ein Krimi-Drehbuch entsteht, der findet auf den Internetseiten des Autors Markus Stromiedel eine Antwort: Auf den Seiten http://www.stromiedel.de bietet der Drehbuchautor ("Tatort", "Stubbe", "SOKO Leipzig" u.a.) einen Blick hinter die Kulissen der Drehbucharbeit. So gibt es neben ausführlichen Leseproben und Hintergrundtexten die Möglichkeit, verfilmte Krimi-Drehbücher zu bestellen, zum Teil sogar als sogenannte "Komplett-Pakete": In diesen Paketen wird die gesamte Entwicklung eines Krimi-Drehbuches dokumentiert, von der ersten Idee ("Pitch", "Exposé") bis zur letzten Drehbuchfassung. Interessant ist auch der nächste Film von Markus Stromiedel, der am Montag, 10. Januar 2004, im ZDF Premiere haben wird: Es ist der Psycho-Krimi "Der Staatsanwalt: Henkersmahlzeit", ein ungewöhnlicher Kriminalfilm, in dem das besondere Verhältnis von Staatsanwaltschaft und Polizei beleuchtet wird. Auch zu diesem Film wird ein Komplett-Paket angeboten. Markus Stromiedel schrieb einige der erfolgreichsten ARD-Tatorte und ZDF-Krimis und gehört zu den meistgesehenen deutschsprachigen Drehbuchautoren. Die Dateien sind nicht kostenlos, aber die Preise halten sich in Grenzen: 10 Euro für ein einzelnes Drehbuch, 15 Euro für ein "Kleines Komplett-Paket" (i.d.R. 5-6 verschiedene Drehbuch-Fassungen zu einem Krimi-Projekt) sowie 20 Euro für das "Große Komplett-Paket" (bis zu 12 verschiedene Entwicklungsstufen von der ersten Idee bis zur kommentierten Drehfassung). Der PNL hat sich das ausführliche Drehbuch des letzten Stubbe-Krimis angesehen und wird demnächst darüber ausführlicher berichten.