Polizei : Newsletter Nr. 262, April 2022
1) Die Polizei: Helfer, Gegner, Staatsgewalt.
2) Abschreckung: Wann und bei wem funktioniert sie?
3) Sensible Sprache und ihre Umsetzung
4) Bericht: A New Mode of Protection. Redesigning policing and public safety for the 21st century
5) Deutschland Cannabis Dilemma
6) KrimDok. Literatursuche leichtgemacht
7) Polizeigewalt: Daten und Kosten in den USA
8) Doing Time, Talking Crime
9) Sozialer Dienst und Polizei – call for papers
10) Klimawandel und Zunahme psychischer Erkrankungen
11) Gehirnverletzungen nach häuslicher Gewalt
12) Hoher Schadenersatz für Folgen polizeilicher Einsätze mit „bean bags“
13) Studie zur Kriminalität von Migranten in Schweden
14) Das Schweigen der Organisationen
15) Mädchen mit Migrationshintergrund haben schlechtere Möglichkeiten als Jungen
16) Covid-19 und häusliche Gewalt
1) Die Polizei: Helfer, Gegner, Staatsgewalt.
Eine „Inspektion einer mächtigen Organisation“ haben Derin und Singelnstein im März auf mehr als 400 Seiten vorgelegt. Eine Besprechung des Buches findet sich hier: https://polizei-newsletter.de/wordpress/?p=1791
Eine „Inspektion einer mächtigen Organisation“ haben Derin und Singelnstein im März auf mehr als 400 Seiten vorgelegt. Eine Besprechung des Buches findet sich hier: https://polizei-newsletter.de/wordpress/?p=1791
2) Abschreckung: Wann und bei wem funktioniert sie?
Differenzielle Abschreckbarkeit, also die Tatsache, dass Abschreckung bei verschiedenen Menschen unterschiedlich wirkt, wird in einem Beitrag als „Evidenzgrundlage negativer Generalprävention“ bezeichnet. Die Bestandsaufnahme der kriminologischen Wissensbasis ist hier verfügbar: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/mks-2020-2051/html
Differenzielle Abschreckbarkeit, also die Tatsache, dass Abschreckung bei verschiedenen Menschen unterschiedlich wirkt, wird in einem Beitrag als „Evidenzgrundlage negativer Generalprävention“ bezeichnet. Die Bestandsaufnahme der kriminologischen Wissensbasis ist hier verfügbar: https://www.degruyter.com/document/doi/10.1515/mks-2020-2051/html
3) Sensible Sprache und ihre Umsetzung
Ein sehr kluger Beitrag von Pieke Biermann zum Thema "sensible Sprache" ist (auch) online verfügbar. Dabei geht es nicht nur um Übersetzer*innen, sondern um das generelle Problem. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=889
Ein sehr kluger Beitrag von Pieke Biermann zum Thema "sensible Sprache" ist (auch) online verfügbar. Dabei geht es nicht nur um Übersetzer*innen, sondern um das generelle Problem. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=889
4) Bericht: A New Mode of Protection. Redesigning policing and public safety for the 21st century
Der Bericht der UK Police Foundation wurde im März 2022 vorgestellt. https://www.policingreview.org.uk/wp-content/uploads/srpew_final_report.pdf (zum Report) und hier zur Download-Website „Strategic Review of Policing in England and Wales“: https://www.policingreview.org.uk
Der Bericht der UK Police Foundation wurde im März 2022 vorgestellt. https://www.policingreview.org.uk/wp-content/uploads/srpew_final_report.pdf (zum Report) und hier zur Download-Website „Strategic Review of Policing in England and Wales“: https://www.policingreview.org.uk
5) Deutschland Cannabis Dilemma
Unter diesen Titel fasst Robin Hofmann den gegenwärtigen Stand der (weltweiten) Cannabis-Gesetzgebung zusammen. Ausgehend von der niederländischen Toleranzpolitik stellt dieser Artikel verschiedene Optionen zur Legalisierung vor und prüft, inwieweit diese in Deutschland umsetzbar sind. Internationales und europäisches Recht stehen einer generellen Legalisierung, insbesondere von Anbau und Verkauf, klar entgegen. https://www.zfistw.de/dat/artikel/2022_2_1481.pdf
Unter diesen Titel fasst Robin Hofmann den gegenwärtigen Stand der (weltweiten) Cannabis-Gesetzgebung zusammen. Ausgehend von der niederländischen Toleranzpolitik stellt dieser Artikel verschiedene Optionen zur Legalisierung vor und prüft, inwieweit diese in Deutschland umsetzbar sind. Internationales und europäisches Recht stehen einer generellen Legalisierung, insbesondere von Anbau und Verkauf, klar entgegen. https://www.zfistw.de/dat/artikel/2022_2_1481.pdf
6) KrimDok. Literatursuche leichtgemacht
Das wichtigste Instrument für die Suche nach kriminologischer Literatur ist und bleibt die Tübinger KrimDok-Datenbank. In dieser Datenbank befinden sich mehr als 265.600 Referenzen. https://krimdok.uni-tuebingen.de/
Das wichtigste Instrument für die Suche nach kriminologischer Literatur ist und bleibt die Tübinger KrimDok-Datenbank. In dieser Datenbank befinden sich mehr als 265.600 Referenzen. https://krimdok.uni-tuebingen.de/
7) Polizeigewalt: Daten und Kosten in den USA
Ein Reporter der Washington Post hat sich mit der Frage beschäftigt, wie viele Fälle von Polizeigewalt es in den USA gibt und welche Kosten dadurch dem Steuerzahler entstehen. Um diese Untersuchung durchzuführen, hat er jede Klage ausgewertet. Am Ende waren es 22.858 Fälle. So hat er mehr als 7.600 Personen identifiziert, die zwischen 2010 und 2020 in mehreren Fällen von Fehlverhalten benannt wurden. Die Kosten beliefen sich aus mehr als 1, 5 Milliarden US-Dollar. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=890
Ein Reporter der Washington Post hat sich mit der Frage beschäftigt, wie viele Fälle von Polizeigewalt es in den USA gibt und welche Kosten dadurch dem Steuerzahler entstehen. Um diese Untersuchung durchzuführen, hat er jede Klage ausgewertet. Am Ende waren es 22.858 Fälle. So hat er mehr als 7.600 Personen identifiziert, die zwischen 2010 und 2020 in mehreren Fällen von Fehlverhalten benannt wurden. Die Kosten beliefen sich aus mehr als 1, 5 Milliarden US-Dollar. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=890
8) Doing Time, Talking Crime
In der Podcast-Reihe „Doing Time, Talking Crime“ sprechen Wissenschaftler*innen des Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht über ihre Forschungsfragen. Sie erklären laufende Projekte, Schwierigkeiten, auf die sie dabei stoßen, und die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die sie gewinnen. https://csl.mpg.de/podcasts
In der Podcast-Reihe „Doing Time, Talking Crime“ sprechen Wissenschaftler*innen des Max-Planck-Instituts zur Erforschung von Kriminalität, Sicherheit und Recht über ihre Forschungsfragen. Sie erklären laufende Projekte, Schwierigkeiten, auf die sie dabei stoßen, und die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die sie gewinnen. https://csl.mpg.de/podcasts
9) Sozialer Dienst und Polizei – call for papers
Im Jahr 2023 wird sich ein Schwerpunktheft der Zeitschrift „Bewährungshilfe“ mit dem Thema „Soziale Dienste und Polizei“ befassen. Das Heft soll vielfältige Aspekte dieses Themas beleuchten, vor allem aus den Perspektiven der Sozialen Arbeit, der Polizeiwissenschaft und der Kriminologie. Erwünscht sind sowohl Übersichtsarbeiten als auch solche zu aktuellen Einzelfragen. Näheres hier: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=891
Im Jahr 2023 wird sich ein Schwerpunktheft der Zeitschrift „Bewährungshilfe“ mit dem Thema „Soziale Dienste und Polizei“ befassen. Das Heft soll vielfältige Aspekte dieses Themas beleuchten, vor allem aus den Perspektiven der Sozialen Arbeit, der Polizeiwissenschaft und der Kriminologie. Erwünscht sind sowohl Übersichtsarbeiten als auch solche zu aktuellen Einzelfragen. Näheres hier: http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=891
10) Klimawandel und Zunahme psychischer Erkrankungen
Extreme Temperaturen auf der ganzen Welt aufgrund der Klimakrise wirken sich auch auf der Mikroebene auf die Bürger*innen aus. Es kommt zu höheren Krankenhausraten, einschließlich der Notaufnahme bei psychischen Notfällen, so eine Studie der Boston University. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=892
Extreme Temperaturen auf der ganzen Welt aufgrund der Klimakrise wirken sich auch auf der Mikroebene auf die Bürger*innen aus. Es kommt zu höheren Krankenhausraten, einschließlich der Notaufnahme bei psychischen Notfällen, so eine Studie der Boston University. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=892
11) Gehirnverletzungen nach häuslicher Gewalt
Ein Umfangreicher Beitrag im New York Times Magazine beschäftigt sich mit der „verborgenen Epidemie von Hirnverletzungen durch häusliche Gewalt“. Demnach zeigen Untersuchungen, dass Opfer häuslicher Gewalt häufiger ein Schädel-Hirn-Trauma erleiden als Football-Spieler. Aber sie werden fast nie diagnostiziert. https://www.nytimes.com/2022/03/01/magazine/brain-trauma-domestic-violence.html
Ein Umfangreicher Beitrag im New York Times Magazine beschäftigt sich mit der „verborgenen Epidemie von Hirnverletzungen durch häusliche Gewalt“. Demnach zeigen Untersuchungen, dass Opfer häuslicher Gewalt häufiger ein Schädel-Hirn-Trauma erleiden als Football-Spieler. Aber sie werden fast nie diagnostiziert. https://www.nytimes.com/2022/03/01/magazine/brain-trauma-domestic-violence.html
12) Hoher Schadenersatz für Folgen polizeilicher Einsätze mit „bean bags“
Seit die Stadt Austin (USA) Anfang Februar 2022 begonnen hat, Zivilklagen von Demonstranten beizulegen, die bei den Protesten im Jahr 2020 gegen Rassismus und Polizeigewalt von der Polizei schwer verletzt wurden (u.a. durch solche „bean bags“), hat die Stadt mehr als 13 Millionen US-Dollar gezahlt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=893
Seit die Stadt Austin (USA) Anfang Februar 2022 begonnen hat, Zivilklagen von Demonstranten beizulegen, die bei den Protesten im Jahr 2020 gegen Rassismus und Polizeigewalt von der Polizei schwer verletzt wurden (u.a. durch solche „bean bags“), hat die Stadt mehr als 13 Millionen US-Dollar gezahlt. http://www.polizei-newsletter.de/links.php?L_ID=893
13) Studie zur Kriminalität von Migranten in Schweden
Eine Studie untersucht Entwicklungen bei Verurteilten für den Zeitraum 1973–2017. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verurteilungen auf 100.000 Einwohner insgesamt sehr stark zurückgegangen sind und sich die Raten zwischen Migranten und in Schweden Geborenen immer weiter angleichen. Es wird zudem darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse für Verurteilungen sich nicht mit schwedischen Selbstberichtsstudien decken. Hier sind Jugendliche mit ausländischem Hintergrund nicht stärker an Straftaten beteiligt. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/2578983X.2021.1900038
Eine Studie untersucht Entwicklungen bei Verurteilten für den Zeitraum 1973–2017. Die Ergebnisse zeigen, dass die Verurteilungen auf 100.000 Einwohner insgesamt sehr stark zurückgegangen sind und sich die Raten zwischen Migranten und in Schweden Geborenen immer weiter angleichen. Es wird zudem darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse für Verurteilungen sich nicht mit schwedischen Selbstberichtsstudien decken. Hier sind Jugendliche mit ausländischem Hintergrund nicht stärker an Straftaten beteiligt. https://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/2578983X.2021.1900038
14) Das Schweigen der Organisationen
Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche, Manipulationen von Transplantationslisten oder Polizeiskandale: Immer wieder erschüttern solche Skandale unser Vertrauen in Organisationen. Vor dem Hintergrund der verheerenden Folgen, die Regelverstöße in und durch Organisationen in unserer Gesellschaft hinterlassen, ist es notwendig, sich damit auseinanderzusetzen, wie und warum Regelverletzungen und Verbrechen regelmäßig unter den organisationalen Teppich gekehrt werden. Ein Sammelband beschäftigt sich mit diesen Themen. https://books.ub.uni-heidelberg.de/heibooks/catalog/book/592
Kindesmissbrauch in der katholischen Kirche, Manipulationen von Transplantationslisten oder Polizeiskandale: Immer wieder erschüttern solche Skandale unser Vertrauen in Organisationen. Vor dem Hintergrund der verheerenden Folgen, die Regelverstöße in und durch Organisationen in unserer Gesellschaft hinterlassen, ist es notwendig, sich damit auseinanderzusetzen, wie und warum Regelverletzungen und Verbrechen regelmäßig unter den organisationalen Teppich gekehrt werden. Ein Sammelband beschäftigt sich mit diesen Themen. https://books.ub.uni-heidelberg.de/heibooks/catalog/book/592
15) Mädchen mit Migrationshintergrund haben schlechtere Möglichkeiten als Jungen
Unter Verwendung von Daten aus 57 Schulen kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die Einführung des Geburtsrechts der Staatsbürgerschaft die Lebenszufriedenheit und des Selbstwertgefühls von Mädchen mit Migrationshintergrund senkt. Dies gilt insbesondere für Muslime. Hintergrund ist, dass eingewanderte muslimische Eltern weniger in die Schulbildung ihrer Töchter investieren und diese Töchter schlechtere Schulnoten bekommen, wenn sie nach der Reform geboren sind. Im Gegensatz dazu erleben eingewanderte Jungen eine Verbesserung des Wohlbefindens, der Integration und der Schulergebnisse. https://drive.google.com/file/d/1CwMuu3Vl5PlKjs9sCeWkv4jZ0tab-f_x/view
Unter Verwendung von Daten aus 57 Schulen kamen die Forscher zu dem Ergebnis, dass die Einführung des Geburtsrechts der Staatsbürgerschaft die Lebenszufriedenheit und des Selbstwertgefühls von Mädchen mit Migrationshintergrund senkt. Dies gilt insbesondere für Muslime. Hintergrund ist, dass eingewanderte muslimische Eltern weniger in die Schulbildung ihrer Töchter investieren und diese Töchter schlechtere Schulnoten bekommen, wenn sie nach der Reform geboren sind. Im Gegensatz dazu erleben eingewanderte Jungen eine Verbesserung des Wohlbefindens, der Integration und der Schulergebnisse. https://drive.google.com/file/d/1CwMuu3Vl5PlKjs9sCeWkv4jZ0tab-f_x/view
16) Covid-19 und häusliche Gewalt
Bei der Analyse des COVID-19-Lockdowns im Großraum London stellten Forscher fest, dass häusliche Gewalt 3–6 Wochen nach dem Lockdown um 40 % gestiegen ist – sieben- bis achtmal größer als der polizeilich registrierte Anstieg. Auch für Los Angeles wurden auffallend ähnliche Ergebnisse erzielt. Nachweise, die ausschließlich auf polizeilich erfassten Vorfällen häuslicher Gewalt basieren, sind demnach nicht zuverlässig. https://rss.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/rssa.12780
Bei der Analyse des COVID-19-Lockdowns im Großraum London stellten Forscher fest, dass häusliche Gewalt 3–6 Wochen nach dem Lockdown um 40 % gestiegen ist – sieben- bis achtmal größer als der polizeilich registrierte Anstieg. Auch für Los Angeles wurden auffallend ähnliche Ergebnisse erzielt. Nachweise, die ausschließlich auf polizeilich erfassten Vorfällen häuslicher Gewalt basieren, sind demnach nicht zuverlässig. https://rss.onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1111/rssa.12780