Hrsg. Vom Kollektiv Orangotang+ – This is not an Atlas. A Global Collection of Counter-Cartographies. – Rezensiert von: Thomas Feltes

Hrsg. Vom Kollektiv Orangotang+; This is not an Atlas. A Global Collection of Counter-Cartographies ;  “Made possible by Rosa-Luxemburg-Stiftung”; Bielefeld, Transkript-Verlag 2018, 352 S., ISBN: 978-3-8376-4519-4, 34,99 Euro

Unscheinbar kommt er daher, dieser „Nicht-Atlas“. Erinnert gleichwohl in Format und Umfang dem „Diercke-Weltatlas“ – allerdings liegen im wahrsten Sinn des Wortes „Welten“ zwischen diesen beiden Werken.

Der Sammelband «This Is Not An Atlas» dokumentiert mehr als 40 Gegen-Kartografien aus der ganzen Welt. Die Sammlung zeigt, wie Karten als Bestandteil von politischen Kämpfen, der kritischen Forschung, in der Bildungsarbeit oder in der Kunst erstellt und verändert werden: Von indigenen Territorien im Amazonas bis hin zu den Protesten gegen Zwangsräumungen in San Francisco; von der Verteidigung der Commons in Mexiko zur Kartierung von Flüchtlingslagern mit Hilfe eines Heißluftballons im Libanon; von den Slums von Nairobi zu den besetzten Häusern in Berlin; von der Unterstützung von Gemeinschaften auf den Philippinen zur Berichterstattung über sexuelle Belästigung in Kairo.

Das Werk ist in 12 Kapitel unterteilt, das „Counter-Cartographies“ unter verschiedenen Aspekten und mit verschiedenen Beispielen behandeln. Auch wenn manche Karten etwas klein geraten und daher nur schwer zu entziffern sind: Das ist die Ausnahme, ansonsten ist der Band überaus lesefreundlich und anregend zum Nachdenken gestaltet.

«This Is Not An Atlas» möchte – so die Rosa-Luxemburg-Stiftung, die das Projekt gefördert hat, „ein nützliches Handbuch für angehende Gegen-Kartografierer*innen sein und dazu einladen, das Unterrepräsentierte zu dokumentieren“.

Amazon listet das Werk derzeit als Nr. 1 in „Geowissenschaften“. Allerdings ist der Nicht-Atlas eigentlich umso interessanter für alle, die sich mit der aktuellen Weltlage anschaulich beschäftigen wollen. Es gibt viel zu blättern und zu entdecken auf den über 350 Seiten. Es ist ein „Bilderbuch“ im wahrsten Sinn des Wortes, und ein nicht nur üppiges, sondern kritisch-anregendes Geschenk für alle, die sich einen anderen Blick auf unsere Welt erhalten wollen. Und es ist auch für Lehrer ein interessantes Tool für den Unterricht, vor allem, weil die Bilder download-bar sind (s.u.). Und zwar nicht nur in Geographie, sondern auch in Politik und (natürlich) im Englisch-Unterricht. Denn die Publikation ist in englischer Sprache, und da das Werk nicht nur Bilder und Karten, sondern auch überaus lesenswerte Texte enthält, sollte man dies berücksichtigen.

Und ja, auch für Kriminologen, die über den engen regionalen oder nationalen Kontext denken, ist das Werk eigentlich ein „muss“ für die Bibliothek: Die Verhältnisse in einem Land sind immer auch entscheidend für die (Analyse der) Kriminalität. Daher öffnen die Beiträge sicherlich auch manchem Kriminologen die Augen.

Und zum Schluss das Besondere: Das gesamte Werk ist als „open access“ kostenlos (!) als pdf verfügbar unter https://www.transcript-verlag.de/media/pdf/7b/46/73/oa978383944519879Il8Tk6VTFXf.pdf

 

Rezensiert von: Thomas Feltes