Thomas Obruca: 16 Jahre später – Sarajewo und Mostar: ein Wiedersehen – Rezensiert von: Thomas Feltes

Obruca, Thomas; 16 Jahre später – Sarajewo und Mostar: ein Wiedersehen; ISBN 978-3-200-06156-9. Selbstverlag, zu beziehen über https://www.tomoideas.com/shop/ , 171 S., 29,90 Euro

Der Autor verbrachte insgesamt 6 Jahre in Bosnien und Herzegowina, u.a. als Angehöriger des österreichischen UN-Polizeikontingentes. Später war er Sonderermittler für den internationalen Gerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY). Als leidenschaftlicher Hobbyfotograf hat er während dieser Zeit seine Eindrücke dokumentiert und nun in einem Buch Bildern gegenübergestellt, die er 2015, 10 Jahre nach seinem letzten Besuch, dort aufgenommen hat. Bilder von Verwüstung und Zerstörung, Not und Eindrücke von Freunden reihen sich in dem Buch aneinander.

Nur weniger wissen, dass Sarajevo die Stadt ist, die in der neueren Geschichte am längsten belagert wurde: Insgesamt mehr als drei Jahre. Vieles davon ist heute vergessen – zumindest bei uns. Das Buch erlaubt es denjenigen, die z.B. in Polizeimissionen vor Ort waren, ihre Gedanken und Erinnerungen aufzufrischen, aber auch kritisch zu hinterfragen, ob und welche Erfolge ihre Tätigkeit (oder besser: die Tätigkeit der internationalen Organisationen) in dem Land gezeitigt hat.

Verbunden mit Kommentaren, und (gesondert erhältlich) auch Musik entsteht so ein Bild von Veränderungen in diesem Land, aber auch von Narben, die über die Zeit geblieben sind. Am Ende des Buches finden sich zudem Kurzinformationen über die verschiedenen Polizeimissionen in dem Land.

Der Autor lädt den Leser 16 Jahre nach seinem ersten Aufenthalt in BiH ein auf eine Reise durch die Zeit und führt an Plätze, die Bestandteil von Lebensabschnitten vieler Menschen waren. Er schreibt dazu:

„Tausende aus aller Welt – Polizisten, Soldaten und Zivilisten – haben hier in Bosnien und Herzegowina und dem ehemaligen Jugoslawien während des Krieges und danach gearbeitet. Getrennt von ihren Familien und der Heimat, haben viele hier für Wochen, Monate, Jahre gelebt, in einem Land, das den meisten vorher vermutlich kaum bekannt war. Die meisten Personen hatten nach ihrer Heimkehr nie wieder die Möglichkeit, das Land zu besuchen. Dieses Buch erlaubt es dem Leser, in diese Zeit zurückzukehren und lädt Kenner wie Nichtkenner Bosniens und der Herzegowina gleichermaßen auf eine spannende Zeitreise ein: einerseits durch die Fotos und die dokumentierten Erinnerungen, andererseits auch durch das Lesen von Geschichten und dem damit verbundenen Eintauchen in die Gedankenwelt des Autors. Das Werk ermöglicht zudem das Jetzt des Landes kennenzulernen. Bilder und Erinnerungen von damals sind dem Heute gegenübergestellt und spannen so den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart. Sie zeigen die Entwicklung – das Neue –, aber auch den Stillstand – die Verharrung – eines Landes, das durch den Einsatz und das Engagement so vieler Frauen und Männer aus aller Welt wieder eine Perspektive erhalten hat, auf eigenen Füßen zu stehen und in eine positive Zukunft zu blicken. Sehen – lesen – hören – sich erinnern: das ist die Idee hinter dem Projekt 16 Jahre später“.

Ein Buch, das nicht nur für diejenigen lesenswert ist, die in einem Einsatz in BiH waren, sondern das auch in alle Polizeibibliotheken gehört – damit junge und angehende Polizeibeamte einen visuellen Eindruck von diesen Einsätzen, die noch gar nicht so lange zurück liegen, bekommen.

Rezensiert von: Thomas Feltes