Kirsten R. Müller-Vahl, Franjo Grotenhermen – Cannabis und Cannabinoide in der Medizin – Rezensiert von: Thomas Feltes

Müller-Vahl, Kirsten R., Grotenhermen, Franjo; Cannabis und Cannabinoide in der Medizin; Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Berlin 2019, 359 S., ISBN 978-3-95466-424-5, 59,95 Euro

Der Sammelband mit Beiträge von insgesamt 18 Autorinnen und Autoren richtet sich primär an Mediziner, die mehr über die Möglichkeiten des Einsatzes von Cannabis in der Therapie erfahren wollen. Er ist aber vor dem Hintergrund der beständigen Diskussion um die Legalisierung von Cannabis und den immer noch andauernden Streit um das ob und wie des medizinisch verordneten Einsatzes ebenso für Kriminologen und Polizeiwissenschaftler sowie für Anwälte von Interesse, zumal im ersten Teil des Buches kurz aber prägnant die (Kultur-)Geschichte der (medizinischen) Verwendung von Cannabis beschrieben wird.

Die neuen gesetzlichen Rahmenbedingungen, die eine medizinische Verwendung von Cannabis ermöglichen, erfordern das entsprechende Wissen, um Cannabis und Cannabinoide entsprechend einsetzen zu können. Das Buch ist eine praxisorientierte Anleitung für die medizinische Verwendung von Cannabis und cannabisbasierten Medikamenten und liefert neben einer Vielzahl von Tipps zur Verschreibung und Kostenübernahme durch die Krankenkasse u.a. auch Hinweise darauf, wie Cannabisblüten am besten oral eingenommen werden können (S. 281 ff.). Neben den psychischen Wirkungen (S. 87 ff.) werden auch ausführlich die körperlichen Wirkungen von Cannabis, THC und CBD beschrieben (S. 98 ff.) – wobei generell zwar immer wieder auf die (erheblichen und auch rechtlich wesentlichen) (wirkungs-) Unterschiede zwischen THH-haltigen Produkten und CBD-haltigen eingegangen wird, es aber an einem Beitrag mangelt, der diese Abgrenzung zusammenfasst. So werden zwar pharmakologische Unterschiede von Cannabissorten erläutert (S. 286 ff.), was durchaus relevant für Polizeipraktiker ist; ansonsten finden sich Hinweise auf CBD-Unterschiede aber immer wieder in einzelnen Kapiteln.

Zwei Abschnitte des Buches (S. 187– 266) beschäftigen sich zudem mit der rechtlichen Ausgangslage in Deutschland, Österreich und der Schweiz, sowie mit juristischen Fragen vornehmlich rund um Führerschein und Arbeitswelt. Ein Kurzleitfaden zur Verschreibung cannabisbasierter Medikamente sowie ein Ausblick runden das Buch ab.

Die Autoren beschreiben dezidiert die Grundlagen der Medikation, die Wirkungsweise und Pharmakokinetik, die Dosierung und Einnahme von Cannabinoiden und die Wechselwirkungen mit anderen Substanzen. Darüber hinaus werden auch kontroverse Themen wie psychische Nebenwirkungen und Fragen der Fahrsicherheit diskutiert. Abschnitte zum Einsatz von Cannabinoiden bei Kindern oder dem Abhängigkeitspotenzial vervollständigen das Buch. Herausgeber und Autor*innen zählen zu den erfahrensten Wissenschaftler*innen und Ärzt*innen im Bereich Cannabis als Medizin in Deutschland. Es ist ihnen gelungen, zusammen mit zahlreichen weiteren, führenden Expert/-innen aus Medizin, Pharmazie, Wissenschaft, Recht und Soziologie das Thema von allen Seiten zu beleuchten und so die erste umfassende deutschsprachige Darstellung vorzulegen.

Insgesamt ein Buch, das sich zwar nicht primär an Polizeipraktiker und –wissenschaftler richtet, das aber in keiner Bibliothek einer Hochschule der Polizei fehlen sollte.

Rezensiert von: Thomas Feltes