Uli Rothfuss – Wargus. Werde zum Wolf.

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Rothfuss, Uli; Wargus. Werde zum Wolf.; Bochum, Brockmeyer-Verlag 2015, ISBN 978-3-8196-1003-5, 221 S., 12,80 Euro

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Der „große alte Mann der Kinderpsychologie“, Bruno Bettelheim“ hatte in den 1970er Jahren ein Buch mit dem Titel „Kinder brauchen Märchen“[1] verfasst. Bettelheim plädiert dafür, die verdrängten Könige und Königinnen, Jäger und Holzhacker, Feen und Zwerge, Hexen, Zauberer, Riesen, Ungeheuer und Stiefmütter, die guten und die bösen Tiere sollten schleunigst wieder Einzug in die Vorstellungswelt der Kinder halten. Nicht nur deshalb ist das neue Buch von Uli Rothfuss[2] lesenswert. Märchen mit Wölfen faszinieren spätestens seit den Gebrüdern Grimm die Menschen – egal ob jung oder alt. Und die aktuelle Diskussion, ob die Rückkehr der Wölfe nach Deutschland (aktuell sollen es 32 sein[3]) uns das Fürchten lehren muss, zeigt die Faszination, die mit diesem Tier einhergeht.

Uli Rothfuss, ehemals Polizeibeamter, Kriminologe und Professor für Sozial- und Kulturwissenschaften ist Rektor und Leiter des Hochschulprogramms der Akademie Faber-Castell in Stein/Nürnberg sowie Präsident der Europäischen Autorenvereinigung Die KOGGE und Mitglied im Internationalen PEN. Bevor er seine akademische und schriftstellerische Laufbahn einschlug (und dort dann u.a. am Lehrstuhl für Kriminologie in Bochum tätig war) war er Polizeibeamter in Baden-Württemberg.

Die Handlung ist in einem alten, herrschaftlichen Gebäude in einer kleinen Stadt am Fluss (wohl Uli Rothfuss´ Heimatstadt Calw) angesiedelt. Dort gibt es eine großzügige Wohnung und darunter ein Keller über mehrere Ebenen, mit Gewölben und geheimen Kammern. Nach und nach entdeckt Simon, der mit seiner Familie von der Großstadt hier her an den Rand des Schwarzwaldes gezogen ist, in die Kleinstadt, dass in diesem Keller einer wohnt: Mensch und Wolf, seit Jahrhunderten, kaum versteckt und doch fähig, sich mühelos und mit zwischen den Zeiten zu bewegen. Fasziniert von der Welt des Wargus zieht Simon immer öfter mit ihm mit, heimlich, verborgen bei Nacht und in phantastische Abenteuer, die ihm nachher immer wieder in erzählten, geschriebenen Geschichten begegnen. Dass er dabei noch sein Mädchen kennenlernt, ihm immer wieder begegnet, sacht annähert, zieht ihn noch tiefer hinein in die geheimnisvolle Welt des Menschen, der nachts zum Wolf wird.

Vielleicht ist es wieder mal an der Zeit, Kindern Märchen vorzulesen? Das Buch von Uli Rothfuss bietet sich dazu an. Der Verlag gibt „ab 12 Jahre“ an – vorlesen kann man das Buch sicherlich auch jüngeren Kindern.

Zezensiert von: Thomas Feltes, November 2015

[1] S. die Buchbesprechung „Hexen her! Der große alte Mann der Kinderpsychologie analysiert Volksmärchen“ von Elke Kummer in der ZEIT, verfügbar unter http://www.zeit.de/1977/15/hexen-her

[2] http://www.uli-rothfuss.de/

[3] https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/deutschland/