Homeyer/Sweeney: Sandtray Therapy. A Practical Manual. Rezensiert von Thomas Feltes

Linda E. Homeyer, Daniel S. Sweeney: Sandtray Therapy. A Practical Manual. 4. Auflage, Routledge, New York, 2023, ISBN 9781032117553, 218 S. mit 33 Abbildungen, Paperback und e-Book, ca. 36.- Euro, gebunden ca. 140.- Euro.

„Sandtray-Therapy“ (Sandkasten-Therapie) ist ein Buch für alle diejenigen, die sich näher mit dieser Therapieform beschäftigen wollen. Die vierte Auflage des Buches enthält eine wichtige Diskussion der neurobiologischen Aspekte von Trauma und Sandkasten-Therapie, weitere Forschungsergebnisse im Kontext des DSM-5-TR und eine Aktualisierung der Übersicht über vorhandene Sandtray-Therapie-Literatur.

Die Autoren führen Anfänger durch eine typische Sitzung, einschließlich der Einrichtung des Raums, der Erstellung und Bearbeitung des „Sandkastens“, der Aufräumarbeiten, der Dokumentation nach der Sitzung und vieles mehr (ab S. 50). Sie beschreiben die Verbindung der Therapie mit anderen Ansätzen (S. 87 ff.) und ihre Anwendung als Gruppen- oder Einzeltherapie mit Paaren und Familien (S. 101 ff.). Der theoretische Unterbau wird u.a. anhand der kognitiven Entwicklungsstufen Piaget´s dargestellt (S. 148 ff.). Das Buch enthält viele Handouts, Bilder und Beispiele. So zeigt ein Bild (S. 51) wie ein entsprechender Therapieraum ausgestattet sein kann.

Worum geht es?

Bei der Sandkastentherapie werden mit Sand, Wasser und Miniaturen (im Buch ab S. 32 ausführlich beschrieben) Geschichten geschaffen, die die innere Welt einer Person darstellen sollen. Ähnlich wie früher Holzfiguren und andere Materialien in entsprechenden Analyse- und Diagnose-Kästen verwendet wurden, sollen diese Materialien der Person helfen, sich unbekannter vergangener oder aktueller Herausforderungen im Leben bewusst zu werden und dem Therapeuten wichtige Ansätze für entsprechende therapeutische Interventionen geben.

Die Autoren weisen darauf hin, dass sich Sandtherapien exponentiell entwickelt haben, seit sie in Margaret Lowenfelds erstem Spielzimmer entwickelt wurden. Mit dem Wachstum der Spieltherapie wurde der Einsatz des Spiels als Therapieform von Kindern auf Jugendliche, Erwachsene, Paare und Familien ausgeweitet. Im Rahmen der Spieltherapiebewegung wurde die Sandspieltherapie entwickelt, um den Klienten eine weitere Möglichkeit zu bieten, ihren emotionalen und psychologischen Schmerz auszudrücken und zu lösen. Mit Hilfe der Materialien wie dem Sandkasten und Miniaturfiguren können die Klienten auf verschiedene Weise arbeiten, um sich auszudrücken. Es ist eine der wirkungsvollsten Methoden, um nonverbal das auszudrücken, was zu schmerzhaft ist, um es zu artikulieren.

Die Autoren sind nicht nur von seiner Wirksamkeit als Intervention überzeugt, sondern auch von seiner Qualität als Ort der Sicherheit für Klienten mit Schmerzen. Sie stellen in ihrem Buch die Ursprünge der Sandspieltherapie dar und die Gründe und praktischen Vorteile für die Anwendung der Sandspieltherapie bei Erwachsenen, Kindern, Paaren und Familien.

Diese Therapieform geht davon aus, dass ein sicherer, geschützter Raum einer Person helfen kann, sich ihren Problemen zu stellen und Erinnerungen und Erfahrungen zu erforschen, die vielleicht zu unangenehm oder zu schwierig sind, um sie auszudrücken oder darüber zu sprechen. Die Sandkasten-Therapie kann die Gesprächstherapie ergänzen und die Verbindung zwischen Geist und Körper ansprechen, um einer Person zu helfen, sich auf nonverbale Weise mit ihren Ängsten und Traumata auseinanderzusetzen.

Die Sandkastentherapie ist eine praktische und ausdrucksstarke Methode, bei der Miniaturfiguren und manchmal auch Wasser verwendet werden, um in einem mit Sand gefüllten Behälter Szenen und Geschichten zu gestalten. Kalff und Lowenfeld entwickelten diesen Ansatz auf der Grundlage des psychologischen Rahmens von Carl Jung. Sie kann eine breite Palette von Techniken aus verschiedenen therapeutischen Ansätzen beinhalten. Sie kann direktiv (wenn der Therapeut die Therapie leitet) oder nicht-direktiv (wenn der Klient die Therapie leitet) sowie verbal oder nonverbal sein. Die „Deutsche Gesellschaft für Sandspiel-Therapie“ (DGST) beschreibt auf Ihrer Website sowohl die Geschichte dieser Therapieform, als auch die verwendete Symbolik. Die Gesellschaft bietet auch Weiterbindungskurse an.

Die Sandkastentherapie ist eine kreative Beratungstechnik, bei der eine Person ihr Verständnis von sich selbst, ihrer Welt und von Aspekten ihrer Realität durch Figuren oder Miniaturen zum Ausdruck bringt. Die in einem Sandkasten geschaffenen Szenen spiegeln die vergangenen und gegenwärtigen inneren Gedanken, Gefühle und Nöte der Person wider. Die Therapie wird u.a. eingesetzt bei Menschen, die durch verschiedene Formen von Traumata, Missbrauch, Vernachlässigung oder Gefahr erhebliche körperliche und emotionale Belastungen erfahren haben. Sie ist gut geeignet für Kinder, die ihre Gefühle nicht verbalisieren können. Auch Menschen, die sexuellen Missbrauch erlebt haben und aus Angst vor Schaden lieber schweigen, können in der Sandkastentherapie einen sicheren Raum finden.

Studien belegen die Wirksamkeit der Sandkastentherapie bei der Behandlung verschiedener Herausforderungen und Gesundheitszustände, und zwar bei Kindern wie bei Erwachsenen. Die Autoren gehen ab S. 156 in ihrem Buch ausführlich auf die jüngsten Forschungsergebnisse in Bezug auf einzelne psychische Störungen und Probleme ein. Insgesamt kann man dieses Buch sowohl als Standardwerk zur Sand(kasten)-Therapie bezeichnen, als auch als Einleitungs- und Anleitungsbuch. Es ist all denjenigen zu empfehlen, die überlegen, diese Therapieform in ihr Therapie-Repertoire aufzunehmen.

Thomas Feltes, November 2022