Alle Artikel von Detlef.Dackel

Gewalt durch Polizei

Während zum Thema Gewalterfahrungen von Polizeibeamten innerhalb der letzten Jahre ein großes Forschungsinteresse festzustellen ist, liegen zur polizeilichen Gewaltausübung bislang kaum empirische Erkenntnisse vor. Im vorliegenden Beitrag werden deshalb Befunde zum Ausmaß sowie zu möglichen Einflussfaktoren der Gewaltausübung durch Polizeibeamte vorgestellt. Hierfür wird auf die Daten von zwei Untersuchungen zurückgegriffen. Bei der ersten Studie handelt es sich um eine niedersachsenweit repräsentative Befragung der ab 16-jährigen Wohnbevölkerung (N = 5.866). In dieser Untersuchung gab etwa jeder 200. Befragte an, physische Gewalt durch Polizeibeamte erlebt zu haben. In der zweiten Studie wurden niedersächsische Einsatz-und Streifendienstbeamte zur Gewaltausübung im Dienst befragt (N = 1.931). Nach eigenen Angaben setzten sie in rund einem Drittel aller Einsätze leichtere Formen der Gewalt (z.B. Schubsen) ein; bei etwa jedem 14. Einsatz kam es zu schwerer Gewalt (z.B. Schlagen). Mit Blick auf verschiedene situative und personenbezogene Einflussfaktoren erweist sich die eigene Opferschaft als stärkster Prädiktor für die Gewaltausübung. Zudem steigt das Risiko polizeilicher Gewaltausübung in Situationen, an denen mehrere und als gefährlich einzustufende Bürger beteiligt sind. Auf Personenebene ergeben sich für das Geschlecht des Beamten sowie dessen Risikobereitschaft signifikante Effekte. Der Beitrag ist in der neuen Zeitschrift „Rechtspsychologie“ erschienen und steht kostenlos zum download zur Verfügung unter http://www.nomos-elibrary.de/10.5771/2365-1083-2015-1-22/gewaltausuebung-durch-polizeibeamte-ausmass-und-einflussfaktoren-jahrgang-1-2015-heft-1?page=1

Uli Rothfuss – Wargus. Werde zum Wolf.

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Rothfuss, Uli; Wargus. Werde zum Wolf.; Bochum, Brockmeyer-Verlag 2015, ISBN 978-3-8196-1003-5, 221 S., 12,80 Euro

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Der „große alte Mann der Kinderpsychologie“, Bruno Bettelheim“ hatte in den 1970er Jahren ein Buch mit dem Titel „Kinder brauchen Märchen“[1] verfasst. Bettelheim plädiert dafür, die verdrängten Könige und Königinnen, Jäger und Holzhacker, Feen und Zwerge, Hexen, Zauberer, Riesen, Ungeheuer und Stiefmütter, die guten und die bösen Tiere sollten schleunigst wieder Einzug in die Vorstellungswelt der Kinder halten. Continue reading Uli Rothfuss – Wargus. Werde zum Wolf.

Martina Klausner – Choreografien psychiatrischer Praxis

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Klausner, Martina; Choreografien psychiatrischer Praxis; Eine ethnografische Studie zum Alltag in der Psychiatrie. Bielefeld, Transcript-Verlag, 2015, 344 Seiten, ISBN 978-3-8376-3065-7, 37,99 Euro

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Psychiatrie wie Strafvollzug sind für viele Außenstehende eine „Black Box“. Man vermeidet den Gedanken daran (ähnlich wie bei Krankenhäusern und Hospizen) und mag sich gar nicht genau vorstellen, was dort passiert. Und selbst wenn man dies möchte, dann gibt es wenige Möglichkeiten, sich ein direktes und unverfälschtes Bild von dem zu verschaffen, was bspw. in der Psychiatrie passiert. Continue reading Martina Klausner – Choreografien psychiatrischer Praxis

Manfred Rolfes – Kriminalität, Sicherheit und Raum

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Rolfes, Manfred; Kriminalität, Sicherheit und Raum; Humangeografische Perspektiven der Sicherheits- und Kriminalitätsforschung; Franz Steiner Verlag Stuttgart 2015. 211 S., ISBN 978-3-515-10635-1, 24,90 Euro

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Nicht erst seit der Diskussion um „predictive policing“ und der Kritik an dem „New Yorker Modell“, das wesentlich auf regionalen Kriminalitätsanalysen basierte, beschäftigt sich die Kriminologie mit dem Zusammenhang zwischen Raum und Kriminalität. Denn spätestens seit der sog. „Chicagoer Schule“ weiß man, dass sog. sozialökologische Ansätze, die sich mit Relationen zwischen Stadtraum, Nachbarschaften und den dort lebenden Menschen beschäftigen, nicht nur für die Erklärung von Kriminalität relevant sind, sondern vor allem auch für präventive Maßnahmen. Continue reading Manfred Rolfes – Kriminalität, Sicherheit und Raum

Charlotte Otter – Karkloof Blue

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Otter, Charlotte; Karkloof Blue; Ariadne Kriminalroman 1209, Argument-Verlag Hamburg 2015, ISBN 978-3-86754-209-8, 13.- Euro

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Der Versuch, aktuelle politische Probleme in die Genreform eines Kriminalromans zu packen ist nicht neu. Nicht immer aber gelingt er so gut wie in dem Roman von Charlotte Otter. Thema ist das sog. „Greenwashing“, also den Versuch von Unternehmen, durch Marketing- und PR-Maßnahmen ein „grünes Image“ zu erlangen, ohne allerdings entsprechende Maßnahmen im Rahmen der Wertschöpfung zu implementieren. Greenwashing ist kein Kapitalverbrechen, sondern gängige Praxis in der PR großer Firmen. Continue reading Charlotte Otter – Karkloof Blue