Buchbesprechungen

VG Freiburg 4.4.2019: Rechtswidrige Polizeikontrolle zur Fahndung

Das Verwaltungsgericht Freiburg hat in einen bisher nicht veröffentlichten Urteil  festgestellt, dass eine von Polizeivollzugsbeamten des Polizeipräsidiums Freiburg durchgeführte Kontrolle in Freiburg rechtswidrig war. Dabei verweist das Gericht u.a. auf die Verfassungswidrigkeit relevanter Normen im PolG BaWü gemäß der Entscheidung des BVerfG zur Kennzeichenerkennung vom 18.12.2018. Zitat aus der PM des Gerichts: Das Verwaltungsgericht gab der Klage mit dem Ziel der Feststellung der Rechtswidrigkeit der beim Kläger durchgeführten polizeilichen Maßnahmen im Wesentlichen mit folgender Begründung statt: Die Polizeikontrolle könne nicht auf die im Einsatzbefehl des Polizeipräsidiums Freiburg zur Errichtung einer Kontrollstelle herangezogene Vorschrift (§ 26 Abs. 1 Nr. 4 PolG) gestützt werden. Denn die Vorschrift sei aus formellen Gründen mit der Verfassung nicht vereinbar und vom Bundesverfassungsgericht mit Beschluss vom 18.12.2018 (1 BvR 2795/09, 1 BvR 3187/10) für nichtig erklärt worden. Sie regele nach ihrem klaren Wortlaut nicht die Verhütung von Straftaten, sondern die Fahndung nach Straftätern. Für eine solche Regelung sei aber nicht das Land Baden-Württemberg, sondern der Bund zuständig, der von seiner konkurrierenden Gesetzgebungskompetenz mit § 111 StPO auch Gebrauch gemacht habe. Im Übrigen hätten auch die Voraussetzungen für Kontrollen an einem kriminalitätsbelasteten Ort nicht vorgelegen.

 

http://www.vgfreiburg.de/pb/,Lde/Startseite/Presse/Rechtswidrige+Polizeikontrolle+in+Freiburger+Bertoldstrasse/?LISTPAGE=1215828

Norbert Wolf – Fälle zur Kriminalistik und Kriminaltechnik – Ursula-Isabel von der Grün – Verdeckte Ermittlungen – Rezensiert von: Holger Plank

Wolf, Norbert[1]; Fälle zur Kriminalistik und Kriminaltechnik[2];
von der Grün, Ursula-Isabel[3]; Verdeckte Ermittlungen[4];
ISBN: 978-3-406-71968-4, 224 Seiten, C. H. Beck Verlag, München, 2018, Reihe: Verwaltung und Recht, 22,90 € sowie b. ISBN 978-3-406-71967-7, 216 Seiten, C. H. Beck Verlag, München, Reihe: Verwaltung und Recht, 22,90 €)

Zunächst zu Norbert Wolf. Er präsentiert in didaktisch gelungener Weise 30 pra­xisre­levante Fallgestaltungen und führt den Leser mit Vorgehens- und Lösungs­hinweisen sach­gerecht zum Ziel, einer möglichst sachgerechten, kriminaltaktisch angemessenen und vorschriftenkonformen Bewertung.

Das Buch ist chronologisch zwar speziell auf das Cur­riculum der Fächer Krimi­nalistik / Kri­minaltechnik innerhalb der Modulstruktur des Studiengangs „Po­li­zeivollzugs­dienst“ an der Fachhochschule für öffentliche Ver­wal­tung (FHöV) in NRW ab­gestimmt, ist jedoch kasuistisch grds. für das Studium an poli­zeilichen Fachhoch­schulen recht gut nutz- und verwertbar. Continue reading Norbert Wolf – Fälle zur Kriminalistik und Kriminaltechnik – Ursula-Isabel von der Grün – Verdeckte Ermittlungen – Rezensiert von: Holger Plank

Meropi Tzanetakis / Heino Stöver (Hrsg.) – Drogen, Darknet und Organisierte Kriminalität. Herausforderungen für Politik, Justiz und Drogenhilfe. – Rezensiert von: Holger Plank

Tzanetakis, Meropi Dr.[1] / Stöver, Heino Prof. Dr.[2] (Hrsg.); Drogen, Darknet und Organisierte Kriminalität. Herausforderungen für Politik, Justiz und Drogenhilfe.[3]; ISBN: 978-3-8487-3998-1, 280 Seiten, Nomos Verlag, Baden-Baden, 2019, 54.- €

Der Sammelband, mit einem einführenden kritischen Geleitwort von Henner Hess zur seiner Meinung nach weitgehend gescheiterten bzw. fehlgeleiteten staatlichen Prohibi­tionspolitik versehen, vereint neben einer Einleitung von Tzanetakis und einem ab­­­schlie­ßenden Ausblick beider Herausgeber dreizehn Beiträge (davon drei in eng­lischer Sprache), die in den drei Ab­schnitten

  1. „Organisierte Kriminalität. Ein umstrittenes Konzept“ (vier Beiträge)
  2. „Drogenmärkte im Darknet. Aktivitäten und Akteure“ (vier Beiträge) und
  3. „Zum Umgang mit der neuen Herausforderung Darknet-Märkte“ (fünf Bei­träge)

thematisch gegliedert präsentiert werden (vgl. Fn. 3 – Inhaltsverzeichnis). Continue reading Meropi Tzanetakis / Heino Stöver (Hrsg.) – Drogen, Darknet und Organisierte Kriminalität. Herausforderungen für Politik, Justiz und Drogenhilfe. – Rezensiert von: Holger Plank

OVG HH 29.03.2019 zu rechtwidriger Gewahrsamnahme bei G20 Gipfel 2017 in HH

OVG HH zu (rechtswidrigen) polizeilichen Maßnahmen anlässlich des G20-Gipfels

Bei alledem übersieht der Senat nicht die Ausnahmesituation, in der sich die Polizei insgesamt, aber auch die am vorliegend streitgegenständlichen Einsatz beteiligten Beamten befunden haben. Vor dem Hintergrund der am 7. und am 8. Juli 2017 vor der streitigen Ingewahrsamnahme verübten schweren Straftaten, die die Beklagte in der Begründung ihres Zulassungsantrags noch einmal schildert, lag es nahe, Personen, die schon aufgrund ihrer Kleidung und ihres sonstigen Auftretens dem Kreis möglicher Straftäter zuzurechnen waren, offensiv zu überprüfen. Auch ist ohne weiteres nachvollziehbar, dass die eingesetzten, hochbelasteten Polizeibeamten alle rechtlich in Betracht kommenden Maßnahmen ergreifen wollten, um die Begehung weiterer schwerer Straftaten zu verhindern, und aufgrund der Vielzahl und Parallelität der Vorfälle wenig Zeit zur Prüfung des Sachverhalts hatten. Die sich aus der Ermächtigungsgrundlage für die Ingewahrsamnahme – eine freiheitsentziehende Maßnahme und damit eine polizeiliche Maßnahme von sehr hoher Intensität – ergebenden Voraussetzungen mussten aber auch in einem solchen Fall gewahrt bleiben. Keiner näheren Befassung bedarf es schließlich mit der von der Beklagten aufgeworfenen Frage nach dem Verhältnis zwischen der Schwere der mit einer Ingewahrsamnahme zu verhindernden Straftat und dem Grad der Wahrscheinlichkeit ihrer Begehung. Angesichts der hohen Grundrechtsrelevanz einer Ingewahrsamnahme als freiheitsentziehender Maßnahme kommt vorliegend eine – würde man der Beklagten insoweit folgen – Herabsenkung des Wahrscheinlichkeitsgrades auf ein Maß, nach dem die Ingewahrsamnahme im Streitfall den Tatbestandsvoraussetzungen entsprechen könnte, nicht in Betracht.

http://www.landesrecht-hamburg.de/jportal/portal/page/bshaprod.psml?feed=bsha-r&st=ent&showdoccase=1%C2%B6mfromHL=true&doc.id=MWRE190001174#focuspoint

Sächsisches OVG 28.03.2019: Presse kann Auskunft über Disziplinarverfahren gegen sächsischen Polizeibeamten verlangen

Auskunftspflichten der Polizei

Das OVG Bautzen hat in einem Eilverfahren entschieden, dass die Presse im Einzelfall Auskunft sowohl zum Ausgang eines Disziplinarverfahrens gegen einen Polizeibeamten verlangen kann als auch dazu, in welcher Funktion der Polizeibeamte derzeit im Polizeidienst tätig ist.

https://www.juris.de/jportal/portal/t/aty/page/homerl.psml?nid=jnachr-JUNA190400812&cmsuri=%2Fjuris%2Fde%2Fnachrichten%2Fzeigenachricht.jsp