Buchbesprechungen

Johannes Makepeace, Der Polygraph als Entlastungsbeweis. Rezensiert von Thomas Feltes

Johannes Makepeace, Der Polygraph als Entlastungsbeweis. Grenzen, Probleme und Lösungen bei der Begutachtung von Aussagen im Strafverfahren. XII, 203 Seiten, Verlag Mohr Siebeck Tübingen 2022, ISBN 978-3-16-161813-0, 74.- Euro

Der Sachbeweis gilt als der Königsweg in einem Strafverfahren, doch wenn entsprechende Beweismittel nicht zur Verfügung stehen, spielt der Personenbeweis eine entscheidende Rolle. Kein Strafverfahren kommt ohne Aussagen von Opfern, Zeugen oder Angeklagten aus. Steht Aussage gegen Aussage, muss das Gericht entscheiden, wem es glaubt. Normalerweise verlassen sich die Richter dann auf ihre (vermeintliche) Fähigkeit, Lügen zu erkennen oder sie beauftragen Sachverständige mit einer aussagepsychologischen Begutachtung. In dieser Arbeit wird eine technologische Lösung vorgeschlagen: Der Einsatz des Polygraphen (Lügendetektors), den es seit inzwischen fast 100 Jahren gibt und der vor allem in den USA zu trauriger Berühmtheit gelangt ist. Continue reading Johannes Makepeace, Der Polygraph als Entlastungsbeweis. Rezensiert von Thomas Feltes

Michael Soiné, Strafprozessordnung. Kommentar für Polizeibeamte im Ermittlungsdienst. Rezensiert von Leif Artkämper

Michael Soiné,  Strafprozessordnung – Kommentar für Polizeibeamte im Ermittlungsdienst. Loseblattwerksammlung in zwei Ordnern, Stand: 140. Aktualisierung Dezember 2022. Umfang: Rund 3762 Seiten. Preis: 110,00 Euro mit und 220,00 Euro ohne Aktualisierungsservice. ISBN: 978-3-7832-0577-0,  Kriminalistik Verlag, Heidelberg

Polizeiliche Ermittlungen werden von einer professionellen – aber neutral rechtsstaatlichen – Neugier geprägt, die sach- und personenbezogen ist und von einem kriminalistischen Denken dominiert wird. Dabei sind aber stets die rechtsstaatlichen Grenzen des formellen Strafrechts – mithin der StPO und anderer Regelungen – bei der Strafverfolgung und die landesrechtlichen Vorgaben im Falle einer präventiv-polizeilichen Tätigkeit zu berücksichtigen und einzuhalten. Die Idee, diese Materie(n) für Polizeibeamte im Ermittlungsdienst kompakt und verständlich zu präsentieren, stellt eine Herausforderung dar, der die Veröffentlichung (mehr als) gerecht wird. Dabei sei nur am Rande erwähnt, dass das Werk seit mehr als 65 Jahren mit diesem seinem Anspruch erscheint. Continue reading Michael Soiné, Strafprozessordnung. Kommentar für Polizeibeamte im Ermittlungsdienst. Rezensiert von Leif Artkämper

Stephanie Schmidt, Affekt und Polizei. Rezensiert von Thomas Feltes

Stephanie Schmidt, Affekt und Polizei. Eine Ethnografie der Wut in der exekutiven Gewaltarbeit. Transkript-Verlag Bielefeld 2023, 366 S., ISBN 978-3-8376-6241-2, 39.- Euro (print) 38,99 Euro (pdf).

Um es vorweg zu nehmen: Mit diesem Buch hat die Autorin ein für die Polizeiwissenschaft extrem wichtiges Werk vorgelegt – und der Transkript-Verlag ein weiteres herausragendes Buch in sein Repertoire aufgenommen. Dabei beschäftigt sich die Studie von Schmidt nicht nur mit „Wut“ bei und in der Polizei, sondern mit der Polizei insgesamt. Polizeiarbeit wird als emotionale Körperarbeit gesehen – ein wichtiger und oftmals übersehener Aspekt, den das Buch in den Vordergrund stellt. Das Werk ist die seit vielen Jahren überfällige Zustandsbeschreibung aus dem Innern einer Organisation mit Gewaltlizenz (Herrnkind/Scheerer) – und Pflichtlektüre für alle, die über Polizei reden oder schreiben. Continue reading Stephanie Schmidt, Affekt und Polizei. Rezensiert von Thomas Feltes

Dölling/Hermann/Laue, Kriminologie. Rezensiert von Thomas Feltes

Dieter Dölling, Dieter Hermann, Christian Laue, Kriminologie. Ein Grundriss. Springer-Lehrbuch, Berlin, Heidelberg, 2022, 490 S., Softcover ISBN 978-3-642-01472-7 (29,90 Euro), eBook ISBN 978-3-642-01473-4 (22,90 Euro).

An Lehrbüchern zur Kriminologie herrscht inzwischen kein Mangel[1], und das ist gut so. So kann sich jede/r Studierende das Lehrbuch aussuchen, dass ihr/ihm inhaltlich und didaktisch am besten zusagt. Im Studium und bei Qualifikationsarbeiten ist zudem eine gute Ausgangsbasis für weitere Literaturrecherchen gegeben. Neu in die Liste der Lehrbücher hat sich nun der „Grundriss“ von Dölling, Hermann und Laue im Springer-Verlag eingereiht. Continue reading Dölling/Hermann/Laue, Kriminologie. Rezensiert von Thomas Feltes

Hoppe, Amina, Gebundene Freiheit und strafrechtliche Schuld. Rezensiert von Holger Plank

Hoppe, Amina (geb. Hallmann)[1], Gebundene Freiheit und strafrechtliche Schuld. Zur Reformbedürftigkeit des Schuldbegriffs vor dem Hintergrund neurowissenschaftlicher Erkenntnisse[2], ISBN: 978-3-16-7155386-8, 183 Seiten, Mohr Siebeck, Tübingen, 2017, 59.- €.

Die Autorin setzt sich in ihrer an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena an­genommenen Dissertation mit dem „Aussageverhalten der neurowissenschaftlichen Forschung“[3] und möglichen Wirkungen dieser Forschungserkenntnisse auf die Straf­rechtswissenschaft, insbesondere auf den Schuldbegriff als Grundlage strafrechtlicher Zurechnung auseinander. Sie behandelt damit Fragen, die, würde man den Nachweis des Experiments des US-Psychologen Benjamin Libet aus dem Jahr 1979 inzwischen durch die neuen bildgebenden Verfahren („Neuroimaging“, u. a. MRT, fMRT und PET, haben dabei mit ihren grafischen Belegen eine hohe Überzeugungswirkung) als absolut gegeben annehmen, von existentieller rechtsdogmatischer Bedeutung – nicht nur für die Strafrechtswissenschaft – sind. Continue reading Hoppe, Amina, Gebundene Freiheit und strafrechtliche Schuld. Rezensiert von Holger Plank