Buchbesprechungen

Matthias Bäcker u.a. (Hrsg.), Handbuch des Polizeirechts. Rezensiert von Holger Plank

Matthias Bäcker[1] / Erhard Denninger[2] / Kurt Graulich[3] (Hrsg.): „Handbuch des Polizeirechts. Gefahrenabwehr – Strafverfolgung – Rechtsschutz“ [4]

(7., vollständig neu überarbeitete Auflage des von Hans Lisken [+] mitbegründeten Werks; ISBN: 978-3-406-74370-2, 1956 Seiten C. H. Beck Verlag, München, 2021, 199.– €

Das Handbuch des Polizeirechts[5] ist wegen der seit einigen Jahren sehr dy­namischen Fortentwicklung dieser Rechtsmaterie im Bund und den Ländern „aus der Landschaft der deutschen Literatur zum Sicherheitsrecht nicht mehr wegzudenken.“[6] Tiefgreifende ökonomische, politische und soziokulturelle Transformationspro­zesse, die gegenwärtig noch deutlich an Intensität und Geschwindigkeit zuneh­men, verändern die Risikoperzeption der Menschen und des Gesetzgebers. Ganz allgemein stehen traditionelle Gewissheiten zur Disposition, der gewohnten Er­wartbarkeit und Berechenbarkeit wird zunehmend das Fundament entzogen. Die Dynamik der Veränderung findet ihre individuelle Entsprechung in abnehmender Überschaubarkeit und sinkender Erwartungssicherheit.[7] Continue reading Matthias Bäcker u.a. (Hrsg.), Handbuch des Polizeirechts. Rezensiert von Holger Plank

Helmut Bley, Afrika. Welten und Geschichten aus dreihundert Jahren. Rezensiert von Thomas Feltes

Helmut Bley, Afrika. Welten und Geschichten aus dreihundert Jahren. De Gruyter Oldenbourg, 2021, ISBN: 9783110449457 (gebunden), 645 S., 45,95 Euro (auch als ePub und pdf).

Es geht um Fehlwahrnehmungen über Afrika, es geht um ein Buch nicht nur über „Afrika“, sondern auch und besonders über das Verhältnis Europas zu Afrika. Das Buch will mit unseren Fehlwahrnehmungen aufräumen, und der Autor legt dazu eine mehr als 600 Seiten starke Darstellung der Geschichte Afrikas vor – die aber, wenn man genauer hinsieht, viel mehr ist. Denn Bleys These ist: Afrika erscheint uns nur deshalb fremd, weil die Geschichtsvergessenheit unserer eigenen Vergangenheit die lange Periode der Industrialisierung in Europa vergessen ließ und uns viele Parallelen deshalb verborgen bleiben. Die Gewalt in Afrika, die uns bedrohlich und befremdend erscheint, ist im Vergleich zu den Gewaltexzessen in Europa noch im 20. Jahrhundert unvergleichlich geringer. Unsere eigenen Gewalttraditionen und der Umgang mit Europas Unterschichten im 18. und 19. Jahrhundert werden beim Betrachten der Geschichte Afrikas plötzlich vergessen. Sie werden verdrängt aufgrund des historisch gewachsenen Überlegenheitsgefühls in Europa und Nordamerika. Die Fixierung auf die zu Wohlstandsstaaten entwickelten hochorganisierten Gesellschaften hat, so Bley richtigerweise, zudem dazu geführt, dass diese Lebensform zum Maßstab wurde. Darüber wird sogar verdrängt, dass auch unseren Gesellschaften ein dramatischer und vielleicht auch chaotischer Übergang bevorstehen könnte. Continue reading Helmut Bley, Afrika. Welten und Geschichten aus dreihundert Jahren. Rezensiert von Thomas Feltes

Jan C. Bublitz u.a. (Hrsg.), Recht – Philosophie – Literatur. Festschrift für Reinhard Merkel zum 70. Geburtstag, rezensiert von Holger Plank

Jan Christoph Bublitz[1] / Jochen Bung[2] / Anette Grünewald[3] / Dorothea Magnus[4] / Holm Putzke[5] / Jörg Scheinfeld[6] (Hrsg.): „Recht – Philosophie – Literatur. Festschrift für Reinhard Merkel zum 70. Geburtstag“ [7] ISBN: 978-3-428-15566-8, Teilband I: 928 Seiten, Teilband II: 744 Seiten, Verlag Duncker & Humblot, Berlin, 2020, 299,90 €

Reinhard Merkel[8] ist ein vielgeehrter, bedeutender Rechtswissenschaftler, Literaturwissenschaftler und (Rechts-) Philosoph, der sich „häufig und mit frischer Sicht“ als „renitenter Denker in öffentliche Debatten einmischt“ und „der es (dabei) dem Üblichen selten erlaubt, unwidersprochen das Feld zu behaupten“ (ebd., S. V). Continue reading Jan C. Bublitz u.a. (Hrsg.), Recht – Philosophie – Literatur. Festschrift für Reinhard Merkel zum 70. Geburtstag, rezensiert von Holger Plank

Ulrich Eisenberg, Jugendgerichtsgesetz, bearbeitet von Ralf Kölbel, rezensiert von Holger Plank

Ulrich Eisenberg[1]: „Jugendgerichtsgesetz“[2], bearbeitet von Ralf Kölbel[3] ISBN 978-3-406-76758-6, 1634 Seiten, C. H. Beck Verlag, München, Reihe „Beck‘ sche Kurzkommentare“, Band 48, 22. Auflage 2021, 115.- €

Seit der ersten Auflage 1982 hat Ulrich Eisenberg bis zur 20. Auflage 2018 den Beck‘ schen Kurz-Kommentar zum Jugendgerichtsgesetz in alleiniger Bear­beitung zu einem über alle jugendstrafrechtlichen Professionen hinweg ge­schätzten und vielzitierten Standardwerk gemacht. Mit der 21. Auflage (2020) ging die Bearbeitung des Werkes auf Ralf Kölbel über, der auch schon die Bearbeitung des großen Lehrbuchs der „Kriminologie“ im Jahr 2017 (in der 7. Auflage) von Hr. Eisenberg über­nommen hatte. Continue reading Ulrich Eisenberg, Jugendgerichtsgesetz, bearbeitet von Ralf Kölbel, rezensiert von Holger Plank

Joachim Wagner, Rechte Richter. Rezensiert von Thomas Feltes

Joachim Wagner, Rechte Richter. AfD-Richter, -Staatsanwälte und -Schöffen: eine Gefahr für den Rechtsstaat? Berliner Wissenschaftsverlag, Berlin 2021, 194 S., ISBN 978-3-8305-5111-9, 29.- Euro

Wenn der Verlag in der Ankündigung dieses Buches auf seiner Website schreibt, dass die Justiz seit die AfD im Bundestag und in allen Landtagen vertreten sei, „vor einer neuen Herausforderung (stehe), auf die sie nicht vorbereitet“ sei und dann betont, dass AfD-nahe Richter und Staatsanwälte durch rechtslastige Ermittlungen und Entscheidungen auffallen, dann greift dies in mehrfacher Hinsicht zu kurz. Zum einen beschäftigt sich Wagner in seinem Buch (dankenswerterweise) gerade nicht nur mit solchen (nicht immer) offensichtlichen Fällen, sondern er geht auch auf die eher subtilen Probleme ein, die sich durch eine in der Struktur konservative Institution wie die Justiz ergeben. Continue reading Joachim Wagner, Rechte Richter. Rezensiert von Thomas Feltes